Wenig Karrieremodelle für erfahrene Computerexperten

01.06.2001
Von Jana Smolawa
Selbst einige Stars des Neuen Marktes sind in den letzten Monaten ins Straucheln geraten. Für erfahrene IT-Experten ein Argument mehr, die Jobanangebote dieser Arbeitgeber genau zu prüfen, meint Smolawa im Gespräch mit Mirjam Müller.

CW: Seit der Krise in der New Economy tun sich vor allem junge Unternehmen bei der Suche nach den begehrten IT-Profis schwer.

Smolawa: Derzeit ist es nicht einfach, erfahrene IT-Leute zu finden. Das liegt auch an einer Mentalität in der Art des „hire and fire“, die sich im Moment breit macht. Intershop wollte im Dezember 2000 noch die Mitarbeiterzahl verdoppeln, einen Monat später gab es einen Einstellungsstop und Entlassungen. Ähnliche Meldungen kommen von Pixelpark und anderen Vorzeige-Unternehmen der New Economy. Das weckt kein Vertrauen - insbesondere nicht, wenn man Ende 30 ist und befürchten muss, nach einer Entlassung aus Altersgründen keinen Job mehr zu bekommen.

CW: Keine Chance also auf die notwendige Verstärkung durch alte Hasen?

Smolawa: Wenn sich die Firmen von ihrem Jugendlichkeitswahn verabschieden würden, hätten sie gute Chancen. Es gibt sehr gute Leute über 45 Jahre mit Kenntnissen, die auf dem neuesten Stand sind. Eine vernachlässigte Klientel sind Frauen, auch Wiedereinsteigerinnen. Bei bewährten Profis lassen sich Kenntnisse durch Weiterbildungen gut auffrischen. Auch das Angebot von Teilzeit, flexiblen Arbeitszeiten und Heimarbeitsplätzen würde den Firmen mehr qualifizierte Bewerber bringen. Die Umsetzung ist nur eine Frage der generellen Arbeitsorganisation und nirgends besser möglich als im IT-Bereich.

CW: Wie wichtig sind in diesem Zusammenhang Aufstiegschancen?

Smolawa: In Deutschland gibt es so gut wie keine Angebote für Fachkarrieren. Gute IT-Kräfte, die weiterkommen wollen, müssen ins Management wechseln. Hier wären neue Modelle auch für die Firmen sehr wichtig. Denn in der Regel sind diese Leute schlechte Manager und den guten IT-Spezialisten hat man verloren.

CW: Eine entscheidende Rolle spielt die Bezahlung. Da können Startups kaum mit den Gehältern der Konzerne mithalten.

Smolawa: Da ist Kreativität gefragt. So können etwa Cafeteria-Systeme mit Leistungspunkten für die Einhaltung der vereinbarten Ziele helfen. Die Mitarbeiter können sich aus verschiedenen Leistungen das aussuchen, was sie interessiert. Das kann die Teilnahme an einem IT-Kongress in den USA, der Porsche übers Wochenende oder ein Wohnungsbaudarlehen sein.