CW-Kolumne

Wendepunkt im IT-Sourcing

14.10.2012
Von 


Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.
In den USA startet General Motors (GM) ein spannendes und vermutlich lehrreiches Projekt. Der Autohersteller, der in der Vergangenheit schon mit großen Outsourcing- und Multisourcing-Entscheidungen zum Pionier im IT-Bezug wurde, plant eine 180-Grad-Kehrtwende: Bezieht der US-Konzern heute 90 Prozent seiner IT-Leistungen von externen Providern und zehn Prozent von der internen IT, will er das Verhältnis in den kommenden drei Jahren umdrehen. Es ist das Eingeständnis, dass GM mit dem Outsourcing wichtiges IT-Know-how weggegeben hat.
Joachim Hackmann, Redakteur Computerwoche
Joachim Hackmann, Redakteur Computerwoche
Foto: CW-Redaktion

Das angekündigte Insourcing, für das GM unbestätigten Meldungen zufolge 1,7 Milliarden Dollar lockermachen muss, soll keine Kosten sparen. Es ist darauf ausgerichtet, mehr Innovationen in eine Firma zu tragen, deren Kernprodukt Auto inzwischen jede Menge IT enthält. GMs Wettbewerbsfähigkeit wird von einer schnellen Umsetzung der Neuerungen abhängen, die der kurzlebige IT-Markt schafft.

Das ist keine neue Erkenntnis, fraglich war bislang aber, wie wichtig eine bewegliche, schnelle und innovative Backend-IT dafür ist. GM hat seine eigene, sehr weitreichende Antwort darauf gefunden. Der Weg des US-Konzerns könnte sich bei Erfolg als exemplarisch nicht nur für die Autobranche, sondern auch für andere Industrien erweisen, denn kaum eine Maschine oder Anlage kommt heute noch ohne IT aus.

All die Diskussionen der Vergangenheit um den Wert der IT für Arbeitsprozesse und Kerngeschäfte bekommen nun ein markantes Gesicht: Randy Mott, seit Februar 2012 oberster IT-Chef bei GM, hat langjährige Erfahrungen als CIO, er war unter anderem bei HP, übrigens einem der größten IT-Lieferanten für GM, dafür verantwortlich, die IT-Kosten von vier Prozent des Jahresumsatzes auf zwei Prozent zu drücken. Mit dem effizienten IT-Sourcing kennt er sich also aus, nun muss er beweisen, dass er auch eine innovative interne IT aufbauen kann. Scheitert er, sind ihm Entlassung und Häme sicher. Bei Erfolg markiert sein Projekt wohl einen bedeutenden Wendepunkt im weltweiten IT-Sourcing.