Weltweite Finanztransaktionen mit S.W.I.F.T

14.03.1975

Im Beisein von über 260 Bankfachleuten gab der Generaldirektor der Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication (S.W.I.F.T.) C. Reuterskiöld Mitte Februar in Brüssel den Start für das erste Kommunikationssystem für internationale Finanztransaktionen bekannt.

Nach den Planungen der S.W.l.F.T. sollen die Gesellschafter des Non-Profit-Unternehmens - rund 260 führende Banken in 13 europäischen Ländern, USA und Kanada - ab 1. Juni 1976 den internationalen Zahlungsverkehr mittels eines Computerverbundnetzes abwickeln können.

Das Konzept - erarbeitet von der S.W.l.F.T-Planungsgruppe in Brüssel - soll mit Hardware von 3 Herstellern - Singer, Burroughs und General Automation - realisiert werden.

Täglich 300 000 Finanztransaktionen

Aufgabe des Computer-Verbundsystems wird ab 1977 sein, täglich rund 300 000 Auslandsmitteilungen durch Banken auf dem schnellsten und sichersten Weg abzuwickeln. Da die bisher gebräuchlichen Telexübermittlungen keine absolute Sicherheit vor Mißbrauch bieten, schlagt S.W.I.F.T. den Mitgliedsbanken vor, mit sogenannten S.W.I.F.T.-lnterface-Devices (S.l.D.) zu arbeiten.

S.l.D. ist ein Terminalsystem, das von S.W.I.F.T. entwickelt wurde, um den einfachen Anschluß an das Verbundnetz zu ermöglichen und den Aufgaben der speziellen Anwendungen gerecht zu werden.

Über Konzentratoren in jedem Land und die europäische Vermittlungszentrale in Brüssel (sollte diese ausfallen, wird über ein Ausweichsystem in Holland geschaltet) können Banken Verbindungen untereinander herstellen.

S.W.l.F.T.-lnterface-Device von drei Herstellern

Der modulare Aufbau der Hard- und Software der S.l.D.-Systeme gewährleistet eine flexible Konzeption:

Das Basis-System steuert alle Leitungsfunktionen und den Datenverkehr zu Peripheriegeräten oder den Terminals. Alle empfangenen und gesendeten Mitteilungen werden in einem Journal aufgezeichnet. Zusätzliche Options für Hardware und Software gestatten Anschlüsse weiterer Peripheriegeräte und die Integration von benutzer-eigenen Anwendungs-Programmen.

Das Basis-System wird erweitert durch Verwendung von Lokal- und Remote-Terminals oder Teleprintern. Mitteilungen können vor dem Senden geprüft, empfangene Meldungen gedruckt und auf Magnetband gespeichert werden.

S.l.D.-Systeme sind weiterhin ausbaufähig zum Anschluß an bereits bei den Mitglieds-Banken installierte Computersysteme. Der Front-End-Anschluß gestattet direktes Senden und Empfangen von Mitteilungen oder Zwischenspeicherung auf Platte und Abruf auf Anforderung.

S.l.D.-Systeme wurden von S.W.I.F.T. in einer Ausschreibung an über dreißig Herstellerfirmen - ausgewählt. Von den Anbietern erhielten im September Ietzten Jahres Singer, Burroughs und General Automation den Zuschlag.

Software-Aufträge für S.l.D.-Lieferanten

Burroughs schnitt zunächst mit einem Zehn-Millionen-Dollar-Auftrag für die Vermittlungssysteme (B 3700) in Brüssel und Holland sowie die Länder-Konzentratoren (B 775) am besten ab. Alle drei Hersteller ringen nun mit ihren S.l.D.-Systemen um die Gunst der Banken. Die Software-Spezifikationen sind von S.W.I.F.T. vorgegeben, die Hardware zeigt nach Hersteller unterschiedliche Konfigurationen auf:

Die Anwendung eines Mini-S.l.D. von Singer mit einer 8 K-Version des intelligenten Terminalssystems 1500 mit Bildschirm, Magnetbandkassetten und einem 30 Zeichen/sec.-Drucker kostet eine Mitgliedsbank 592 000 Bfrs. (= DM 39 533,-).

General Automation bietet das Minicomputer-System SPC 16/40 32 K Byte Kernspeicher, Floppy Disk, Bildschirm und 30 Zeichen/sec-Drucker zu einem Verkaufspreis von 814 000 Bfrs an (=DM 54 359,-). Buroughs verlangt für seinen 32 K-Rechner B 7-S.I.D. mit Kassetteneinheiten, Bildschirm und 60 Zeichen/sec.-Drucker 1 314 000 Bfrs (= DM 87 749,-).

Um allen Anbietern von S.l.D.Systemen gleiche Verkaufschancen einzuräumen, hat S.W.I.F.T. zunächst an die drei Hersteller Aufträge zur Erstellung genau spezifizierter Software gegeben.

Nach S.W.l.F.T.-Plan enden Dez. 1975 sämtliche Softwaretests für die Burroughs Vermittlungsrechner und die Konzentratoren.

Spätestens im Februar 1976 müssen die drei Hersteller Ihre S.l.D.Software Packages von S.W.I.F.T. abnehmen lassen.

Wer nicht innerhalb von 30 Tagen nach Plan liefert, kann von S.W.I.F.T. als offizieller Lieferant ausgeschlossen werden.

3355 Mark für Software-Nutzung

Mitgliedsbanken zahlen pro Installation eines Mini-S.l.D. für die Benutzung der Software an S.W.I.F.T. einen Einmalpreis von 50 000 Bfrs (= DM 3355,-). Für jeden Interbank-Zahlungsauftrag oder sonstige Finanztransaktionen werden 8 Bfrs ( - DM 0,53) berechnet.

Wenn alles nach Plan abläuft, sind die Banken ab Juli 1976 in der Lage, eine Finanztransaktion im internationalen Zahlungsverkehr innerhalb weniger Stunden durchzuführen. Heute dauert eine Oberweisung von Deutschland nach U.S.A. in der Regel drei bis vier Tage, manchmal auch etwas länger.