Pariser Bauelemente-Salon mit Mikro-Neuheiten:

Weltpremiere für Siemens 64-KB-RAM-Chip

28.05.1982

PARIS (eks) - Die Ankündigung weiterer staatlicher Finanzspritzen für die heimische Industrie und eine Weltpremiere - das waren die herausragenden Ereignisse des diesjährigen Pariser Bauelemente-Salons. lm Mittelpunkt der Ausstellung standen die Bereiche Bauelemente, Meß- und Fertigungstechnik sowie der Sektor Werkstoffe. Für EDV-Anwender und Produktplaner interessant waren diesmal die Ausstellungsstände von Siemens, Motorola, Data Applications International (DAI) und Fujitsu.

Der Münchner Elektronik-Konzern setzt den Schwerpunkt bei den Einplatinen-Mikrocomputern nach wie vor mit 8-Bit-Rechnern. Bei den 16-Bit-Rechnern bietet Siemens eine Version des 8086-Prozessors an, der mit einer Taktfrequenz von 12 MHz zu den schnellsten derzeit verfügbaren 16-Bit- Prozessoren gehört. Ein Konjunkturaufschwung zu Jahresende und die damit verbundene Nachfragebelebung soll, so hofft Siemens, den Preisverfall der Mikroprozessoren abschwächen.

Als Weltpremiere präsentierte Siemens auf dem Bauelemente-Salon einen 64 KB-RAM-Speicherbaustein. Die Münchner sehen sich als einziger europäischer Hersteller der einen solchen Baustein offeriert. Die Produktion dürfte allerdings erst anlaufen, so daß man zunächst wohl nur vorhat, die 64 KB-RAMs im Laufe des zweiten Halbjahres "ausgewählten Anwendern für Versuchszwecke anzubieten". Siemens-Frankreich zeigte sich von dieser Premiere unbeeindruckt und uninformiert.

Motorola, nach eigenen Angaben weltweit zweitgrößter Hersteller von Halbleiterbausteinen, präsentierte ein neues Mikrocomputersystem EXORset 100. Hauptsächliche Einsatzmöglichkeiten dieses auf dem Mikroprozessor MC6809 aufbauenden Systems sind Entwicklung, Forschung und Fertigungssteuerung. Der EXORset 100 bietet 56 KB-RAM, eine integrierte 320-KB-Miniflopp oder 2 MB externe Floppies, synchrone und ansynchrone Standardschnittstellen sowie parallele und analoge Schnittstellen. Ein bißchen ungewohnt ist das eingeschränkte Bildschirmformat mit 22 Zeilen. Der 12-Zoll-Bildschirm kann auch Grafiken mit 225x320 Punkten darstellen. Als Programmiersprachen sind BASIC-M und PASCAL verfügbar.

Interessant auch Motorolas Perspektive des 16/32-Bit-Prozessor-Marktes. Für 1987 werden 40 Millionen verkaufte Prozessoren vorausgesagt, von denen nur 6 Prozent in die klassische EDV gehen, kaum mehr als bei den Personal Computern und viel weniger als bei Peripherie-oder Industrieelektronik.

Die belgische Data Applications International (DAI) baute mit dem DAI-CGM (Color Graphics Microcomputer) ihren bereits auf dem Markt befindlichen Personal Computer zu einem professionellen System mit bis zu 128 KB Speicher und 2 Disketten mit zusammen 512 KB aus. Zusätzlich existiert eine Viewdata-Version für Bildschirmtext-Teilnehmer.

Neue Mikrocomputerversionen FM-BSC und FM-X25 auf Eurokarte erlauben es, gebräuchliche Mikroprozessoren wie die 8080, 8086, 6909 und Z80 mit BSC-fähigen Großcomputern (IBM, Siemens, usw.) oder mit öffentlichen Datennetzen zu verbinden. Die Funktionen als HASP-Workstation oder 2780/3780 sind softwaremäßig verfügbar.

Nicht vom Blasenspeicher-Pessimismus ließ sich Fujitsu anstecken. Die 8-KB- und die 32-KB-Bubble-Memory-Kassetten können über eine Interface - Karte an den Bus eines 8

Bit-Mikros angeschlossen werden. Wegen der noch geringen Speicherkapazität empfiehlt sich die Bubble-Memory-Kassette vorläufig hauptsächlich als Programmspeicher. Die Vorteile liegen in der Störunanfälligkeit, da es keine bewegten Teile gibt, und darin, daß Speicherinhalte auch bei Stromausfall erhalten bleiben. Zu Preisen wollte man sich bei Fujitsu in Paris nicht äußern, stellte sie aber für Hannover in Aussicht.

In einen Blaumann steckte Procep den Commodore 8032. Das System Sysmod ist mit seinem Hobby- und Personal-Computer-Gegenstück programm-kompatibel und für den Einsatz in der rauheren Umgebung vom Werkshallen und Lagern gedacht.

Der französischen Elektronikindustrie stellte Premierminister Pierre Mauroy in seiner Eröffnungsrede ein neues Programm für Forschung und Entwicklung im Wert einiger hundert Millionen Franc in Aussicht. Trotz aller Elektronik- und Büroautomatisierungsaktivitäten sei in den vergangenen zehn Jahren nämlich der Import stärker gestiegen als der Export. Bis Ende der 80er Jahre will Frankreich jedoch mit den USA und mit Japan wieder gleichauf liegen.