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Soundcloud, Napster, Spotify

Welcher Musikdienst ist der beste?

14.04.2012
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Stefan von Gagern ist diplomierter Medientechniker (FH) und war als Redakteur und Ressortleiter bei den Fachtiteln "Screen Busines Online" und "Page" tätig. Später lehrte er als Dozent für Medienkonzeption im Master-Studiengang "Multimedia Production" an der Fachhochschule Kiel. Heute schreibt er als freier Fachjournalist und Autor über Themen wie Publishing, Internet, Social Media und Digital Lifestyle. Parallel berät er Unternehmen bei der Konzeption und Umsetzung von Social-Media-Auftritten.

Platz 9 - Napster.de: Der Pionier zieht um

Na endlich: Napster hat jetzt auch einen Desktop-Player. Doch warum läuft die Air-App nur auf Windows?
Na endlich: Napster hat jetzt auch einen Desktop-Player. Doch warum läuft die Air-App nur auf Windows?
Foto: Stefan von Gagern

Der dienstälteste Streaming-Flatrate-Dienst Napster ist vielen noch als die Peer-to-Peer Tauschbörse in Erinnerung, die vor zehn Jahren zum Schrecken der Musikindustrie wurde. Nach dem Aufkauf durch Bertelsmann startete das Unternehmen unter gleichem Namen im Jahr 2006 die erste Musikflatrate. Später gehörte Napster zu Best Buy, aktuell zum Streamingdienst Rhapsody, der zuvor nur in den USA aktiv war und mit dem Napster-Kauf nach Deutschland und Großbritannien expandierte. Napster behielt seine Webadresse, heißt jetzt aber "Napster by Rhapsody". Das Angebot ist weitestgehend gleich geblieben: Für 7,95 Euro im Monat gibt es Streaming auf PC und Wohnzimmer-Geräte wie Logitechs Squeezebox oder Sonos-Multiroom-Hifi-Systeme. Inklusive Mobilnutzung mit Download-Option, um unterwegs offline hören zu können, zahlt der Anwender monatlich 12,95 Euro.

Zum Zeitpunkt unseres Tests zog Napster um und präsentiert sich seitdem in neuem Gewand. Die Website hatte eine Frischzellenkur auch bitter nötig. Im Browser nervte zuvor das langsame Synchronisieren vor dem Programmstart, die App auf dem iPhone brauchte gefühlt Tage für Downloads, eine angepasste App für Tablets gab es nie. Das neue Napster hat im Web deutlich nachgelegt. Die neue Oberfläche ist zwar kein Augenschmaus, Playlisten mit Drag-and-Drop, Facebook Connect und bessere redaktionelle Empfehlungen rücken das Angebot aber wenigstens auf die Höhe der Zeit. Warum man das Weblayout in eine Frame-artige Aufteilung mit Scrolling gepackt hat, ist uns schleierhaft. Elegant ist was anderes. Social Media zieht ebenfalls endlich ein: User können anderen folgen und veröffentlichen, was sie gerade hören.

Die neue Napster-App ist eigentlich nicht schlecht gelungen – übernimmt aber bisherige Downloads nicht. Das Manko sorgte für zahlreiche wütende Kommentare im App-Store. Viele kündigten sogar ihr Abo.
Die neue Napster-App ist eigentlich nicht schlecht gelungen – übernimmt aber bisherige Downloads nicht. Das Manko sorgte für zahlreiche wütende Kommentare im App-Store. Viele kündigten sogar ihr Abo.
Foto: Stefan von Gagern

Bei den Apps haben die Macher nur teilweise nachgelegt: Künstler und Alben lassen sich jetzt von unterwegs nach Namen durchblättern. Zuvor gab es auf dem iPhone nur eine platte Download-Liste. Enttäuschend ist, dass es wieder keine angepasste iPad-App gibt. Altkunden ärgert richtig, dass auf den Mobilgeräten die über Monate mühsam heruntergeladenen Alben plump in die alte, in "Napster Legacy" umbenannte App gepackt und nicht in die neue App geholt werden - ein schlechter Witz. Das längst überfällige Desktop-Programm gibt es jetzt - vorerst aber nur für Windows-Anwender. Das ist rätselhaft, ist der Player doch eine plattformunabhängige Adobe-AIR-Applikation.

Fazit: Napster war lange Zeit der einzig taugende Flatrate-Anbieter in Deutschland. Dieser Bonus ist jetzt weg. Die Chance zum Neustart haben die Macher zwar für einen frischen Anstrich genutzt, vieles wirkt aber halbherzig, überhastet und unfertig. Napster muss sich anstrengen: Neue, innovative und günstigere Konkurrenten wie Simfy, Juke und das just gestartete Spotify machen die Luft dünner für den Pionier.