Prognose 2010

Welche IT-Giganten setzen sich durch?

12.01.2010
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Die Großen der IT-Branche arbeiten beharrlich daraufhin, ihre Kunden als Komplettanbieter bedienen zu können. Die COMPUTERWOCHE hat Analysten gefragt, welche IT-Giganten dabei die besten Chancen haben.

Der Wettbewerb im weltweiten IT-Geschäft wird härter. Da viele Anwenderunternehmen auch im laufenden Jahr verstärkt auf ihre Kosten achten müssen, dürften die IT-Budgets nicht in den Himmel wachsen. Für die IT-Anbieter bedeutet dies, dass sie in erster Linie nur dadurch wachsen können, indem sie Wettbewerber verdrängen. Dafür bauen die Großen des weltweiten IT-Geschäfts ihre Portfolios vor allem durch Zukäufe massiv aus, um sich letztendlich ihren Kunden als Komplettanbieter präsentieren zu können. In der Folge verschärft sich damit allerdings der Konkurrenzkampf. Beispielsweise hat Oracle mit der Übernahme von Sun Microsystems - die derzeit noch von der europäischen Kommission geprüft wird - IBM den Kampf im Hardwaregeschäft angesagt. Und Hewlett-Packard will mit der Akquisition von 3Com Cisco das Geschäft mit Netzwerk-Equipment schwerer machen.

Angesichts dieser Entwicklungen hat die COMPUTERWOCHE Analysten gefragt: Welche IT-Konglomerate haben neben IBM und Hewlett-Packard wirklich das Zeug zum IT-Giganten: Oracle/Sun, Cisco/EMC, Dell/Perot, Fujitsu oder andere?

Foto: PAC

Stephan Kaiser (PAC): Am ehesten Oracle/Sun, weil Oracle durch die große und etablierte Softwaresparte am wenigsten austauschbar ist und das breiteste Angebot von der Technologie bis hin zur Anwendung hat. Außerdem ist und bleibt Oracle der Integrationskünstler schlechthin. Allerdings dürfte das "Brot- und Buttergeschäft" mit Datenbanksoftware nicht leichter werden: Neben einigen wenigen Wettbewerbern, insbesondere IBM und Microsoft, werden neue Geschäftsmodelle wie beispielsweise Open Source und SaaS die Softwarewelt der Zukunft beeinflussen. Microsoft hat eine ähnlich breite Position, stärker im Technologieumfeld, weniger ausgeprägt bei Geschäftsanwendungen. Auch Microsoft muss sich um seine Cash Cows (Windows und Office) Sorgen machen und wird sicher weitere Segmente angreifen. Letztendlich darf man auch Fujitsu nicht unterschätzen.

Foto: Forrester Research

Pascal Matzke (Forrester): Alle großen Produktanbieter suchen derzeit ihr Heil im Servicegeschäft. IBM hat hierfür schon vor Jahren mit der Akquisition von Pricewaterhouse Coopers den Weg gewiesen, weitere Übernahmen in diesem Jahr haben den Trend weiter verstärkt. Dahinter steht die Erwartung der Anbieter, sich durch ein breiteres Lösungs- und Serviceangebot als strategischer Partner des Kunden zu positionieren, sowie den Preis- und Margenverfall im Produktsegment durch höhere Serviceumsätze und Gewinnspannen abzufedern. Langfristig ist allerdings die Bandbreite des eigenen Portfolios nicht allein für den Erfolg ausschlaggebend. Vielmehr werden solche Anbieter auf lange Sicht profitieren, die zusätzlich auch die Produkte von Technologiepartnern in ihr Portfolio integrieren und für den Kunden aggregieren können. Die Frage ist also nicht, welcher IT-Gigant langfristig dominieren wird, sondern welche Partnerlandschaft sich im Kontext von Multisourcing als am schlagkräftigsten erweisen wird. Derzeit verfügen IBM, HP, Microsoft und auch Cisco über die besten Allianzstrukturen. Es bleibt abzuwarten, ob Anbieter wie Google oder Salesforce es schaffen werden, ihre Softwareplattformen zu Allianzplattformen weiterzuentwickeln, und so den genannten Platzhirschen das Leben weiter zu erschweren.

Andreas Zilch (Experton Group): IBM ist sicher aktuell "gesetzt" und hat in den vergangenen Jahren vieles richtig gemacht. HP hat durch die Akquisition von EDS im sehr wichtigen Servicebereich aktuell massive Probleme, die schnellstens überwunden werden müssen. Am viel versprechendsten von den neuen "Konglomeraten" sieht sicher Cisco/EMC/VMware aus, da sich mit dieser Kombination viele aktuelle Herausforderungen im Datacenter mit einem neuen Konzept adressieren lassen. Allerdings sind wir sehr skeptisch, ob das Konzept der "vertikalen Integration" bei gleichzeitiger "Offenheit" für andere Komponenten tatsächlich funktioniert, da es zum Teil gegensätzliche Zielrichtungen verfolgt: Wenn das Zusammenspiel bestimmter Komponenten optimiert wird, ergeben sich zwangsläufig starre Strukturen, die weniger geeignet für das Zusammenspiel mit beliebigen anderen Komponenten sind. Den Aufkauf von Perot Systems sehen wir aktuell als wenig Erfolg versprechenden Versuch von Dell, sein Servicegeschäft auszubauen und ein entsprechendes Angebot für immer komplexer werdende Datacenter anzukurbeln. Aufkäufe von Service-Providern durch Produktanbieter waren bisher wenig erfolgreich - wir lassen uns aber auch gerne vom Gegenteil überzeugen.

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