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Weitet sich der Bestechungsskandal bei Siemens aus?

09.02.2007
Medienberichten zufolge sind jetzt auch die Siemens-Sparten Verkehrstechnik (TS), die Kraftwerkssparte Power Generation und die IT-Dienstleistungstochter Siemens Business Services (SBS) möglicherweise in Schmiergeldzahlungen involviert.

Bislang konzentrierten sich die Erkenntnisse über unrechtmäßige Zahlungen auf den Geschäftszweig der Telekommunikationssparte Com. Wie die "Financial Times Europe" und deren deutschsprachige Tochter schreiben, habe das Unternehmen weitere "offensichtliche Bestechungsvorfälle" in drei weiteren Sparten "ermittelt". Das Handlungsmuster in den neu zu Tage getretenen Vorfällen sei nach den bisherigen Erkenntnissen analog denen aus der Com-Division. Siemens hat nach den Berichten die konzerninternen Untersuchungen auf die genannten drei Sparten ausgeweitet.

Ferner hieß es, in den drei Geschäftsbereichen habe man "verdächtige Zahlungen gefunden". Das Wirtschaftsblatt zitiert aus Kreisen, die mit den Ermittlungen vertraut sind. Siemens selbst gab keinen Kommentar zu den neuen Verdächtigungen ab.

Ferner berichtete die "FT", die jetzt entdeckten verdächtigen Zahlungen beliefen sich möglicherweise auf etwa 85 Millionen Euro. Im seit Monaten laufenden Bestechungsskandal hatte Siemens unrechtmäßige Zahlungen von insgesamt rund 426 Millionen Euro eingestanden. Die Summe der Schmiergeldzahlungen von Siemens würde sich somit auf insgesamt über eine halbe Milliarde Euro erhöhen.

Die Wirtschaftsgazette zitierte Quellen mit der Aussage, man habe "die Muster von Com genommen und damit in anderen Geschäftsbereichen nachgeforscht." Dabei sei man jedoch nur auf vereinzelte Fälle gestoßen.

Auch der Automobilzulieferer VDO müsse sich auf Untersuchungen zu möglichen Unregelmäßigkeiten einstellen, hieß es weiter aus Konzernkreisen. Diese Nachforschungen kommen zu einem für VDO denkbar ungünstigen Zeitpunkt, betreibt doch Siemens momentan die Einleitung des Börsengangs der Zuliefererfirma. Nach einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" hat Siemens bereits Ausschreibungsunterlagen für den IPO-Prozess an Banken verschickt. (jm)