Schutz gegen Burnout

Wege aus der Stressfalle

05.09.2006
Von 
Michael Schweizer ist freier Autor in München.

Fischer ist selbstkritisch: Er könnte sein Zeit-Management verbessern und konsequenter zwischen Beruf und Privatem trennen. Eine Festanstellung will er nicht, dafür gefällt ihm seine jetzige Tätigkeit zu sehr. In "Kompetenzteams aus Freiberuflern", die sich ad hoc bilden, fühlt er sich wohler als in einer Firmenhierarchie. Außerdem mag er seinen Rhythmus: Denken und Programmieren kann er am besten morgens sowie von 21 bis 23 Uhr. Nachmittags ist er kommunikativ. Gegen den Stress kämpft er mit Wochenenden an der Nordsee und zweimal wöchentlich abends viel Bewegung - wenn er dazukommt.

Die IT als Vorreiter

Wissenschaftler und Krankenkassen sehen die IT als "Leitbranche" (IAT-Report). Sie stellt die Mittel bereit, mit denen man "jetzt überall und immer arbeiten" kann (Studie "Moderne IT-Arbeitswelt gestalten" der Techniker Krankenkasse) und wendet sie gleich exzessiv an. Was dort an Arbeits- und Entlohnungsformen und eben auch an Stress üblich ist, wird sich auch in anderen Berufen verbreiten.

Eine allgemein anerkannte wissenschaftliche Definition des Begriffs "Stress" gibt es nicht. Zu unterschiedlich sind die Blickwinkel, aus denen Forscher sich dem Phänomen nähern. Das "Weißbuch Prävention 2005/2006 Stress?" der KKH Kaufmännische Krankenkasse (Springer Medizin Verlag, Heidelberg 2006, 194 Seiten, 39,95 Euro) nennt die biologische, soziologische, psychologische und gesundheitsfördernde Perspektive, aus deren jeder sich mehrere Definitionen ableiten lassen. Eine überzeugende Schnittmenge bildet die Formulierung des Psychologieprofessors Engelbert Fuchtmann von der Fachhochschule München: Stress versteht er als einen "psycho-physischen Spannungszustand, der aus verschiedenen seelischen, körperlichen und sozialen Belastungszuständen herrührt und mit der Befürchtung verbunden ist, sehr wahrscheinlich diese (langandauernde) Situation nicht vollständig kontrollieren zu können. Die Vermeidung dieses unangenehmen Belastungszustandes erscheint aber subjektiv wichtig."

Von kurzfristigem Stress ist bekannt, dass er kreativ macht, belebt und unter Umständen das Leben rettet. Schwer erträglich wird Stress durch eine - eventuell unabsehbar - lange Dauer. Die IAT-Studie legt sich auf acht Wochen fest: Wer so lange gestresst ist, hat ein erhöhtes Burnout-Risiko. Stress kann auch Herz-, Magen-, Darm- und Hautkrankheiten begünstigen, ferner Angstzustände, Schlaflosigkeit und Depressionen. Das Wort "Mortalität" ist in Stressstudien nicht selten.