Heidelberger Atlas-Hotel hat Nixdorf-System 8818 im Einsatz:

Weckanruf sogar mit synthetischer Stimme

29.03.1985

Von Anfang an zählte die Hotelbranche zu den Pilotanwendern von digitalen Nebenstellenanlagen. Am Beispiel des Heidelberger Atlas Hotels, das seit seiner Eröffnung im März 1983 das digitale Vermittlungssystem 8818 von Nixdorf einsetzt, beschreibt Angelika Schrader* die Einsatzmöglichkeiten einer solchen Anlage im gesamten Verwaltungsbereich des Hotels.

In allen 124 Zimmern des Heidelberger Hauses ist neben den üblichen Leistungsstandards eines Firstclass-Hotels (Bad, WC, Minibar, Farbfernsehgerät mit Empfang amerikanischer Sender, Hotel-Videoanlage in Deutsch und Englisch sowie Radio) auch ein computergesteuerter Selbstwähl-Fernsprechapparat installiert.

Bei diesen Apperaten handelt es sich um Nebenstellen des Nixdorf-Vermittlungssystems 8818, Modell 180. Die sowohl vom Software- als auch vom Hardwarekonzept modular aufgebaute Anlage im Atlas Hotel verfügt über 160 Nebenstellen und 15 Amtsleitungen, von denen je fünf für ausgehende und ankommende Gespräche sowie fünf wechselseitig geschaltet sind. Während die Steuerung und "Intelligenz" des Systems in Form von zwei Schränken, die weniger als einen Quadratmeter Standfläche beanspruchen, aus organisatorischen Gründen in einem speziellen Raum installiert wurden, steht das System-Terminal mit Display, Tastatur, Diskettenlaufwerk und Drucker an der Rezeption des Hotels.

Von den zahlreichen Leistungsmerkmalen der Anlage wie zum Beispiel Kurzwahl, Anrufschutz, Rufweiterleitung, Anrufmitnahme, Direktwahl, Wahlwiederholung, automatischer Rückruf und Konferenzschaltung ist für den Hotelbetrieb besonders der Weckdienst von Bedeutung. Der Gast kann in seinem Zimmer jederzeit am Telefonapparat über einen Code die gewünschte Weckzeit eintippen. Die 8818 bestätigt den Weckauftrag mit synthetischer Stimme und weckt den Gast auch mit dieser durch einen Anruf am nächsten Morgen. Dazu Bernd Niemeier, der Direktor des Hotels: "Die synthetische Sprachausgabe erfolgt bald auch in Englisch und Französisch. Und schläft ein Gast so tief, daß er das erste Wecken überhört, wiederholt das System den Vorgang automatisch. Bleibt der Weckversuch ohne Erfolg, bringt die 8818 ihr vergebliches Mühen zu Papier.

Darüber hinaus bietet das System die Möglichkeit, die Anrufer aus dem Haus zu identifizieren, so daß der Bedienung des Gerätes wird duch optische und akustische Signale unterstützt.

Das Vermittlungssystem erlaubt den Mitarbeitern des Hotels die Zuteilung von insgesamt 32 Berechtigungsklassen und Leistungsmerkmalen auf die Apparate in den Hotelzimmern über das Bediener-Terminal. So wird nach Abreise des Gastes nach Bezahlung der Zimmerrechnung in der Regel die Amtsberechtigung der Nebenstelle aufgehoben, in dem die Hausdame über den Apparat im Zimmer den Status "frei" an die Anlage durch Eingabe eines Codes meldet. Gast gleich mit dem Namen angesprochen werden kann. Auch wird der Zimmerstatus nach Kontrolle durch die Hausdame über die Anlage an den Empfang weitergeleitet, um gereinigte Zimmer schnell wieder zur Verfügung zu haben. "Wir beschäftigen lediglich 35 Mitarbeiter im Haus", kommentiert Niemeier. "Daher ist die Unterstützung des Gast-Service durch das System von sehr großer Bedeutung."

Das Empfangspersonal, das auch die Telefonzentrale bedient, kann auf dem Display ablesen, welche Nebenstellen besetzt oder frei sind. Die Trifft ein neuer Gast ein, wird bei der Anmeldung im Hotelreservierungssystem - einem Nixdorf-Rechner 8862 - sofort eine Rechnung angelegt. Gleichzeitig wird ein Impuls an die 8818 gegeben, und der Apparat des betreffenden Zimmers ist wieder amtsberechtigt. Auf Wunsch des Gastes kann auch die Durchwahl zum Zimmer verhindert werden.

Auf dem Hotelreservierungs- und buchungssystem werden die laufenden Rechnungen der Hausgäste geführt. Während die Minibarabrechnung am Ende des Aufenthalts manuell eingegeben wird, können die von der 8818 erfaßten Gebühreneinheiten automatisch auf der Rechnung verbucht werden.

*Angelika Schrader ist freie Journalistin in Brühl.