Web

Weniger Gefahr im Netz

"Webmans" Mission

08.06.2009
"Jeder hört mit, jeder guckt mit." Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) weiß, dass das Internet große Gefahren bergen kann und warnt ihre Kinder deshalb vor den Risiken. Die Bundesregierung sieht wachsende Gefahren.

Viele Jugendliche ahnen nicht, welche Risiken es gibt, wenn sie sich bei sozialen Netzwerken anmelden und im Netz persönliche Daten austauschen. Damit es möglichst nicht zu Datenmissbrauch kommt, soll nun "Webman" in Aktion treten. Seine Mission: Jugendliche besser schützen. Dazu sollen bei der Kampagne "watch your web" (die Site geht erst morgen live), die an diesem Dienstag startet, auch MTV/Viva und die Telekom helfen.

Rund 22 Millionen sind in Deutschland Mitglieder der Netzwerke studiVZ (mit meinVZ und schuelerVZ), Lokalisten und wer-kennt-wen. Dazu kommen mehr als zwei Millionen Mitglieder bei Facebook. Jugendliche, die surfen und Freunde treffen, zeigen sich gern - mit Namen, Daten und Fotos. Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) sieht das Internet als "Schulhof des 21. Jahrhunderts". "Es gibt jede Menge Tratsch, Flirts und Reibereien - nur dass die ganze Welt dabei zuschauen kann." Die Gefahr sei, dass jeder die Inhalte und Bilder weiter verbreiten kann. Familienstaatssekretär Gerd Hoofe sagt: "Anders als in der realen Welt können sie nicht mit Sicherheit wissen, wem sie zum Beispiel im Chat ihre Wünsche und Geheimnisse anvertrauen." Und warnt: "Fotos und persönliche Daten, die einmal im Netz sind, bekommt man so schnell nicht mehr raus."

57 Prozent der Zwölf- bis 19-Jährigen sind täglich oder mehrmals pro Woche bei einer "Online-Community" unterwegs, ergab eine Studie des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest von 2008. Fast drei Viertel der rund 1200 Jugendlichen gaben an, schon Erfahrungen mit Netzwerken gemacht zu haben. Drei Viertel stellen Informationen zu Hobbys und Vorlieben online. 60 Prozent zeigen Fotos von sich, Freunden oder der Familie, bei mehr als 40 Prozent ist die E-Mail-Adresse öffentlich zu finden. Mädchen sind dabei nicht nur öfter in einem Netzwerk, sie stellen laut Umfrage auch mehr Bilder ein.

Mit "watch your web" will die Regierung gemeinsam mit den drei Netzwerken und der Fachstelle für Internationale Jugendarbeit (IJAB) die Jugendlichen für einen verantwortungsvolleren Umgang mit dem Internet sensibilisieren. Allerdings nicht mit erhobenen Zeigefinger. In vier Videoclips des Regisseurs Robert Thalheim, der mit dem Film "Am Ende kommen Touristen" über Auschwitz bekannt wurde, kämpft Internet-Bösewicht "Data Devil" gegen den Retter "Webman". In den Clips wirken Laienschauspieler der Jüdischen Oberschule Berlin mit. Eine der Kernbotschaften: Das Internet vergisst nichts. Das Innenministerium und der Verein Deutschland sicher im Netz warnten erst kürzlich vor Sorglosigkeit im Netz.

Die drei Internet-Netzwerke studiVZ, Lokalisten und wer-kennt-wen haben sich im März einen Verhaltenskodex auferlegt, mit dem sie ihre jugendliche Nutzer besser über Datenschutz aufklären wollen. Ob das reicht, ist unter Datenschützern umstritten. Im Frühjahr löste Facebook einen Streit unter seinen Mitgliedern aus, weil das unbegrenzte Recht auf Daten, Fotos und Videos auf der Kippe stand. Die Nutzer setzten sich durch - zumindest vorerst. (dpa/tc)