CeBIT Trendbericht

Webciety - das Internet wird zum Herzen der Gesellschaft

20.02.2009
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Millennials haben hohe technische Ansprüche

Das wirkt sich darauf aus, wie die Wirtschaft mit den jungen Leuten als Kunden beziehungsweise Mitarbeitern umgeht, so der Accenture-Manager unter Berufung auf eine eigene Online-Studie, für die Ende vergangenen Jahres 570 Menschen zwischen 14 und 32 Jahren befragt wurden. Die Millennials haben demnach hohe Ansprüche, was das technische Equipment und die Ausstattung ihres künftigen Arbeitsplatzes angeht. Rund zwei Drittel der Befragten nannten diese Kriterien als ausschlaggebend für die Wahl des nächsten Arbeitgebers.

Tönnies von Donop: "Die Millennials werden ihre aus dem Privatleben gewohnten Geräte und Anwendungen unter dem Radar der IT-Abteilungen in die Unternehmen einschleppen."
Tönnies von Donop: "Die Millennials werden ihre aus dem Privatleben gewohnten Geräte und Anwendungen unter dem Radar der IT-Abteilungen in die Unternehmen einschleppen."

"Die Millennials werden ihre aus dem Privatleben gewohnten Geräte und Anwendungen unter dem Radar der IT-Abteilungen in die Unternehmen einschleppen", ist sich von Donop sicher. Fange dieser Wildwuchs erst einmal an zu wuchern, würden die IT-Verantwortlichen schnell die Kontrolle verlieren. Daraus resultiere ein steigendes Risiko für die betroffenen Unternehmen, weil das Sicherheitsbewusstsein der neuen Generation nur gering ausgeprägt sei.

Trotz aller Risiken und Herausforderungen sieht der Accenture-Manager auch Chancen für die Firmen: "Die Millennials werden den Wandel hin zu einer flexibleren und Internet-orientierten IT vorantreiben." Das beschleunige die Abwicklung der Geschäfte und sorge für mehr Effizienz. Von Donop zufolge liefen in Firmen mit überdurchschnittlichem Umsatz- und Renditewachstum besonders viele Interaktionen mit Kunden schon automatisiert und Internet-gestützt ab.

Stefan Pfeiffer, Market Manager ECM & Lotus bei IBM in Deutschland, ist zuversichtlich, dass die Sensibilität in Sachen Security wachsen wird. Die Unternehmen müssten ihren Mitarbeitern erklären, was erlaubt ist. Überhaupt sei es wichtig, trotz aller Skepsis in den IT-Abteilungen, aktiv und bewusst mit Web-2.0-Technik umzugehen. Verbote und Restriktionen seien die falsche Taktik. "Man hat auch mal geglaubt, man könne E-Mail verbieten", argumentiert er rückblickend. Pfeiffer empfiehlt den Firmen, pragmatisch an das Thema Enterprise 2.0 heranzugehen. Ein Wiki aufzubauen, nur weil es schick sei, bringe nichts. Vielmehr müssten die Verantwortlichen genau hinterfragen, in welchen Bereichen Web-2.0-Technik ihr Unternehmen weiterbringe. Aber, so warnt Pfeiffer, die Technik sei nicht alles. Die Firmenverantwortlichen müssten dazu auch die entsprechende Kultur im Unternehmen fördern und die Mitarbeiter motivieren.

Sasch Lobo, Web-2.0-Pionier: "Das Internet ist die Zukunft."
Sasch Lobo, Web-2.0-Pionier: "Das Internet ist die Zukunft."

Glaubt man den Experten und ihren Voraussagen, was die zunehmende Nutzung von Web-2.0-Tools, privat und auch in Unternehmen, betrifft, müsste den Anbietern der entsprechenden Werkzeuge und Anwendungen eigentlich eine goldene Zukunft winken. Ein Trugschluss: "Es hakt noch an den Geschäftsmodellen", berichtet Klaus Böhm, Director Media bei Deloitte. Gerade das Internet hätten die Nutzer als kostenlos kennen gelernt. Die Zahlungsbereitschaft für Online-Inhalte sei gering, das Umlernen schwierig.

Auf die Anbieter von Web-2.0-Tools für den Business-Einsatz dürften angesichts der grassierenden Finanzkrise schwierige Zeiten zukommen, prophezeit Oliver Young, Analyst von Forrester Research. Wenn es in den Firmen darum gehe, Kosten einzusparen, biete sich dieser Bereich geradezu an: Die Technik sei neu, überwiegend nicht geschäftskritisch, und ein zählbarer Mehrwert lasse sich meist nur schwer nachweisen. Werden die IT-Budgets gekappt, sei es schwer, Investitionen in Web-2.0-Werkzeuge zu rechtfertigen. Grund zum Verzweifeln gibt es Young zufolge dennoch nicht. Auch wenn die hochgesteckten Wachstumsraten nicht erreicht würden, lege der Markt immer noch zu.