Fachliteratur/Markup-Sprachen, Layoutvorlagen, Übertragung

Web-Technik wird zunehmend komplizierter

10.09.1999
MÜNCHEN (CW) - Aus der unüberschaubaren Masse der Internet-Bücher hebt sich "Wilde''s WWW" gleich in zweifacher Hinsicht ab: Es behandelt alle Technologien, die für das Web relevant sind, und konzentriert sich auf die Darstellung der komplizierten Zusammenhänge und der Hintergründe statt auf Tips und Tricks.

Eine Vielzahl von Büchern beschreibt mittlerweile die ständig erweiterten oder hinzukommenden Web-Technologien. Nur wenige setzen sich aber zum Ziel, dem Leser die Funktionsweise aller wesentlichen Web-Technologien zu erläutern und deren Zusammenwirken darzustellen.

Auch wenn das Web immer häufiger als Programmierplattform genutzt wird, so definiert der Autor es doch als "technologies implementing a distributed hypermedia document model based on the Internet". Deshalb konzentriert sich das Buch auf Markup-Sprachen, die Layoutmöglichkeiten für solcherart aufbereitete Dokumente und ihre Übertragung via Hypertext Transfer Protocol (HTTP). Das Kapitel über die Programmierung mit Java und Scriptsprachen kommt hingegen mit knappen zehn Seiten aus, dem Web-Server "Apache" gelten gerade 24 Seiten.

Das Anliegen des Autors, vor allem auch Zusammenhänge zwischen den Web-Techniken aufzuzeigen, veranlaßt ihn zu einem einführenden Kapitel über die Standard Generalized Markup Language (SGML), die im Web eigentlich keine Verwendung findet. Da es sich bei HTML und XML aber um Anwendungen von SGML handelt, vermitteln die SGML-Ausführungen dem Leser ein tieferes Verständnis der davon abgeleiteten Markup-Sprachen - vor allem auch deshalb, weil der Autor in den Kapiteln über HTML und XML anhand der Document Type Definition (DTD) deren Funktionsweise besser verständlich machen kann.

Im Zuge des Browser-Kriegs verstießen die Kontrahenten Microsoft und Netscape gegen ein wesentliches Konzept des Web, die Trennung von Inhalt und Layout. HTML 4.0 belegte zahlreiche dieser neuen Tags mit einem Bann und sah für die Formatierung Cascading Style Sheets (CSS) vor. Wilde vertritt mit Nachdruck die Trennung von Struktur- und Formatierungsinformationen und widmet sich daher ausführlich der Nutzung solcher Stilvorlagen. Im Zusammenhang mit XML behandelt er zudem die Extensible Style Language (XSL). Nicht zur Sprache kommt der in Vorbereitung befindliche Standard der XML-Schemas, der vor allem für Programmierer interessant ist, weil er eine Deklaration von Datentypen zuläßt.

Insgesamt besticht das Buch durch seine sorgfältige Rechereche und die gut verständliche Darstellung. Trotz der gedrängten Behandlung der umfangreichen und anspruchsvollen Materie eignet es sich auch als Lesebuch und nicht bloß als Anleitung für Praktiker. Einige Vorkenntnisse vorausgesetzt, lassen sich die einzelnen Kapitel auch ohne Lektüre der vorhergehenden verstehen. Die Sorgfalt, mit der Wilde''s WWW erstellt wurde, äußert sich auch in einem guten Index. Dieser hebt die Zahlen jener Seiten fett hervor, auf denen der jeweilige Begriff am ausgiebigsten behandelt wird - leider keine Selbstverständlichkeit bei den kurzlebigen Computerbüchern.

Erik Wilde: Wilde''s WWW. Technical Foundations of the World Wide Web. Berlin und Heidelberg: Springer Verlag 1999. 594 Seiten, 89 Mark.