Web-Standard Cascading Style Sheets

Web-Standard Cascading Style Sheets Formatvorlagen vereinfachen Design von HTML-Seiten

08.01.1999
Mit dem Positionieren von Text und Grafik auf Web-Seiten haben Designer so ihre Probleme. Einen Ausweg aus der Misere bieten Cascading Style Sheets, mit denen Web-Profis den Inhalt vom Layout trennen und allgemeingültige Formatvorlagen entwerfen können. Claus Lassahn, Katrin Schulze-Dammert und Matthias Schumann haben sich mit der W3C-Spezifikation auseinandergesetzt.

Ein Grundproblem der Hypertext Markup Language (HTML) ist die unterschiedliche Darstellung der Inhalte auf verschiedenen Browser-Typen. Da es diese Seitenbeschreibungssprache dem Web- Client überläßt, die Dokumente darzustellen, und jedes Programm den HTML-Code anders interpretiert, kommt es zu abweichenden Ergebnissen.

Um dies zu vermeiden, waren Layouter bisher auf Tricks angewiesen. Beispielsweise versuchten sie, Texte und Grafiken mittels Tabellen anzuordnen. Bei einem anderen Verfahren wird der Fließtext in eine Pixelgrafik umgewandelt und diese dann mittels Füllgrafiken genau positioniert. Dadurch verlängern sich jedoch die Ladezeiten. Ein weiteres Manko: In Grafiken konvertierte Texte können nicht mehr von Suchmaschinen ausgewertet werden. Ganz mutige Entwickler bedienen sich Browser-spezifischer HTML-Erweiterungen, um die Darstellung von Text und Bildern zu verbessern. Dies kommt zwar dem jeweiligen Web-Client zugute, führt aber zu Inkompatibilitäten.

Damit Web-Autoren getrost auf solche Kunstgriffe verzichten können, entwickelte das World Wide Web Consortium (W3C) die Spezifikation Cascading Style Sheets (CSS). Dabei handelt es sich nicht um eine Erweiterung von HTML. Vielmehr liefern CSS eine Zusatzfunktion, die das Aussehen und die Typografie einzelner oder aller HTML-Auszeichner (Tags) festlegt. Außerdem gestatten sie eine pixelgenaue Positionierung von Grafikelementen.

Die Grundidee der CSS-Väter war, den Inhalt vom Layout zu trennen, indem der Web-Designer einzelnen HTML-Tags stilistische Formatierungen zuweist. Ähnlich wie bei den Formatvorlagen in Textverarbeitungssystemen werden bei diesem Konzept CSS-Templates einem HTML-Quellcode zugeordnet.

Als vorteilhaft erweisen sich HTML-Formatvorlagen vor allem in Organisationen, die über umfangreiche Web-Sites verfügen. Der Grund: Mit geringem Arbeitsaufwand können Web-Verwalter das Design ihrer Homepages ändern. Statt alle Seiten neu zu gestalten, passen sie nur die Style Sheets an. Außerdem lassen sich die Vorlagen auch auf bereits bestehende HTML-Dokumente übertragen. Das hilft dabei, den Seiten ein einheitliches Aussehen zu geben, um damit den Ansprüchen des Corporate Design Rechnung zu tragen.

Zudem machen CSS den HTML-Sourcecode schlanker, was sich positiv auf die Ladezeiten auswirkt. Schlanker heißt dabei, daß die Web- Dokumente durch CSS ein geringeres Datenvolumen besitzen, da etwa Hintergrundgestaltung und Formatierungen nicht mit jeder HTML- Seite neu übertragen werden müssen.

Probleme verursachen zur Zeit noch die Browser, denn nur die neueren Versionen unterstützen diesen Standard. Während bereits Microsofts "Internet Explorer 3.0" Style Sheets verarbeiten kann, benötigen Netscape-Anwender die Version 4.0. Spät dran ist auch die norwegische Firma Opera Software: Erst in deren gerade vorgestellter "Opera 3.5" wurde die Spezifikation umgesetzt.

Damit auch ältere Web-Programme CSS-Code lesen können, müssen diese Anweisungen auskommentiert werden. Dadurch geht natürlich die Wirkung von Layout und Stil verloren.

Die verabschiedete CSS2-Spezifikation trägt dem medienübergreifenden Publizieren Rechnung. HTML-Dokumente lassen sich so an das jeweilige Ausgabegerät anpassen, zum Beispiel an Drucker. Beim Ausdrucken eines Dokuments berücksichtigt der Browser das Papierformat, damit der Inhalt vollständig auf eine Druckseite paßt. Zudem können sich Anwender Dokumentinhalte am Telefon akustisch ausgeben lassen. Ferner sieht die Spezifikation das Herunterladen einzelner Schriftarten von einem WWW-Server vor, sofern diese nicht im Betriebssystem oder im Druckertreiber gespeichert sind. Dadurch dürfen Web-Designer auch Fonts verwenden, die nicht zu den Standardschriftarten der Browser zählen.

Die Browser-Anbieter Microsoft und Netscape arbeiten daran, ihre Software mit CSS2 auszustatten. So wurde diese Spezifikation in der Beta-Version des "Internet Explorer 5" umgesetzt. Auch "Gecko", die neue Layout-Engine des zukünftigen Netscape-Clients, unterstützt die neuen Style Sheets.

Katrin Schulze-Dammert studiert Betriebswirtschaft an der Universität Göttingen. Dr. Matthias Schumann ist Professor am Institut für Wirtschaftsinformatik an der Universität Göttingen. Claus Lassahn ist eissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Göttingen.