Vergleich der wichtigsten Einstiegsseiten ins Internet

Web-Portale: Die meistgenutzten Sites sind nicht immer die besten

30.04.1999
MÜNCHEN (CW) - Das Marktforschungsunternehmen E-Marketer hat verschiedene Web-Portale verglichen. Demnach sind die am meisten genutzten Sites nicht automatisch die besten. Yahoo erklomm das Siegertreppchen, Aol.com mußte sich mit Rang zehn begnügen.

Aus den einfachen Suchdiensten im Internet sind mittlerweile umfangreiche Web-Sites entstanden. Diese sogenannten Web-Portale bieten Surfern neben den klassischen Recherchefunktionen Nachrichten, Links auf Shopping-Angebote sowie kostenlose Dienste wie etwa Chat-Foren und Web-basierte E-Mails. Der Erfolg eines Portals wird an der Anzahl der Surfer gemessen. Mit dieser groben Methode wollte sich das US-Marktforschungsunternehmen E-Marketer nicht zufriedengeben. Deshalb verglichen die Analysten die führenden Portal-Sites anhand von Kriterien wie Auswahl an katalogisierten Web-Sites, Aufbau und Erscheinungsbild, verfügbare Zusatzdienste und Bedienbarkeit.

Sites wie beispielsweise Inktomi, Goto.com und Webcrawler betrachtete E-Marketer dabei nicht, da es sich bei ihnen nach Ansicht der Marktforscher nicht um Portale handelt. An der Spitze liegt Yahoo, gefolgt von Excite. An dritter Stelle steht Altavista. Platz vier ging an Lycos. Netcenter, das Portal von Netscape, landete auf Rang 5. Aol.com, die Site des Online-Diensteanbieters America Online, bildet das Schlußlicht. Dies überrascht, denn laut der auf Internet-Analysen spezialisierten Marktforschungsfirma Relevant Knowledge rangiert dieses Portal gemessen an den Besucherzahlen im Februar dieses Jahres an zweiter Stelle hinter Yahoo. Das schlechte Abschneiden des Online-Giganten begründet E-Marketer mit dem Fehlen von Personalisierungsfunktionen. Außer der Funktion "My News" erlaube es die Web-Site dem Surfer nicht, individuelle Einstellungen vorzunehmen. Im Gegensatz zu den anderen Portalen verfügt dieser Betreiber jedoch über einen kostenpflichtigen Online-Dienst und muß daher zwischen beiden Sparten jonglieren.

Yahoo setzte sich unter anderem wegen seiner Übersichtlichkeit an die Spitze. Die Site heimste als einzige in allen fünf Kategorien fünf Punkte ein. Dazu dürfte auch das reichhaltige Angebot an Zusatzdiensten beigetragen haben. So können sich Surfer beispielsweise über einen Kalender an Termine erinnern lassen.

Da Portal-Betreiber in erster Linie an Online-Werbung und an Marketing-Verträgen mit E-Commerce-Anbietern verdienen, dürfte sie ein Bericht des amerikanischen Marktforschungsunternehmens Jupiter Communications aufhorchen lassen. Die Jupiter-Analysten behaupten, die hohen Investitionen in Marketing-Deals seien nicht gerechtfertigt. Zwar locke die exklusive Präsentation der Anbieter mehr Besucher auf ihre Web-Seiten, doch der Umsatz steige nur geringfügig. Daher würden 1999 nur 18 Prozent der Online-Verkäufe über Web-Portale abgeschlossen werden, im Jahr 2002 sollen es 20 Prozent sein. Laut Jupiter glauben zwar 92 Prozent der E-Commerce-Companies, ihre Umsätze durch Verträge mit Web-Portalen ankurbeln zu können. Mehr als 60 Prozent der Befragten erklärten dennoch, daß weniger als ein Drittel ihrer Online-Verkäufe über Web-Portale zustande kommen. Deshalb wollen lediglich fünf von hundert Internet-Geschäfte ihre bestehenden Vereinbarungen mit Web-Portalen erneuern.