Akzeptanz von Paid Content gesunken

Web-Nutzung: Die Euphorie lässt nach

24.09.2004
MÜNCHEN (CW) - Die Web-Nutzung in Deutschland hat im Vergleich zu den Zuwachsraten der vergangenen Jahre 2004 nur geringfügig zugelegt. Zudem konzentriert sich die Suche nach Inhalten auf immer weniger Ziele im Netz. Gefragt sind vor allem aktuelle Informationen, Online-Auktionen, Shopping-Sites und Homebanking.

Die Internet-Nutzung in Deutschland hat mit 55,3 Prozent in diesem Jahr ihren bisherigen Höchststand erreicht. Wie eine Erhebung des Marktforschungsinstituts GfK im Auftrag von ARD und ZDF ergab, waren insgesamt 35,7 Millionen der Deutschen ab 14 Jahren zwischen Ende April und Ende Mai dieses Jahres zumindest gelegentlich online. Allerdings sind das nur 1,3 Millionen mehr als 2003. In den Jahren zuvor konnte die Internet-Gemeinde noch jeweils zwischen 3,5 und 7,2 Millionen Neueinsteiger pro Jahr hinzugewinnen. Erstmals rückläufig ist die durchschnittliche Verweildauer im Netz: Mit 129 Minuten pro Tag war sie neun Minuten kürzer als im Vorjahr.

Neben einer quantitativen Sättigung zeichnet sich auch eine qualitative Veränderung im Nutzungsverhalten ab, das laut Studie zielstrebiger, habitualisierter und weniger experimentierfreudig ist als noch vor einigen Jahren: Immer mehr Surfer konzentrieren sich auf wenige Angebote und Anwendungen im Netz. Eine nach wie vor zentrale Rolle spielt die E-Mail-Nutzung: 38 Prozent der Internet-Anwender versenden und empfangen täglich elektronische Post, weitere 38 Prozent tun dies zumindest einmal pro Woche.

Bei den Inhalten verzeichnen in diesem Jahr lediglich die Betreiber von Shopping-Sites, Online-Auktionen und Preisvergleichsdienste sowie die Homebanking-Anbieter Zuwächse. Auch tagesaktuelle Nachrichten, Veranstaltungstipps, Online-Ratgeber sowie Suchmaschinen sind gefragt. Allerdings haben sich nur wenige Surfer damit abgefunden, dass die Zeiten, in denen die Netzinhalte gratis abrufbar waren, vorbei sind: Laut GfK-Studie ist der Anteil der Internet-Anwender, die bereit sind, für Web-Angebote zu zahlen, von 27 Prozent im Jahr 2001 auf 18 Prozent in diesem Jahr gesunken.

Während die Nutzung spezieller Informationsangebote zunimmt, haben interaktive Anwendungen wie Newsgroups und Spiele an Bedeutung verloren. Rückläufig ist auch das Herunterladen von Inhalten, das Abspielen von Audio- und Video-Dateien sowie generell das Interesse an Unterhaltungsangeboten im Netz. Diese hoffen die Deutschen offenbar verstärkt im Fernsehen zu finden: Im Gegensatz zur Online-Nutzung die dieses Jahr erstmals abgenommen hat, ist der durchschnittliche Fernsehkonsum gegenüber dem Vorjahr von 221 auf 230 Minuten pro Tag gestiegen.

Informationsquelle Internet

Ob Fernsehen, Hörfunk oder Print - von den Medien erwarten fast zwei Drittel der Internet-Nutzer ein zusätzliches, eigenständiges Online-Angebot. Dieses Ergebnis ist eine weitere Bestätigung für die mittlerweile etablierte These, dass das World Wide Web die bestehenden Medien nicht verdrängen wird. Bei den Tageszeitungen, mit denen das Internet in seiner Funktionsweise am ehesten vergleichbar ist, bleibt allerdings abzuwarten, inwieweit es noch zu Substitutionseffekten kommen wird, schreiben die Autoren in ihrer Studie. (sp)

Abb: Internet-Nutzer in Deutschland 1998-2004

Der größte Anteil der Internet-Nutzer in Deutschland entfällt auf die 14- bis 19-Jährigen, wobei diese Gruppe jedoch aufgrund des Geburtenrückgangs in absoluten Zahlen relativ klein ist. Quelle: ARD/ZDF-Online-STudien 1998-2004