Kommentar zur Themenwoche Wearables

Wearables - Die Cyborgs kommen

16.01.2014
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Thematisch legen wir in dieser Woche ein besonderes Augenmerk auf das Thema Wearables. Jenseits allen Hypes und Begeisterung für die neue Technik findet CW-Redakteur Jürgen Hill in seinem Kommentar auch kritische Töne.
CW-Redakteur Jürgen Hill fordert in seinem Kommentar klare Regeln für den Einsatz von Wearables.
CW-Redakteur Jürgen Hill fordert in seinem Kommentar klare Regeln für den Einsatz von Wearables.
Foto: Joachim Wendler

Sein 30jähriges Jubiläum feiert in diesem Jahr der Kultfilm Terminator. Im Oktober 1984 jagten die Cyborgs als vernetzte Kampfmaschinen mit Datenaugen und neuen Sensoren den Kinogängern einen Schauer über den Rücken. Einen Schauer, der einem auch 30 Jahre später wieder überfallen kann - nur dass es diesmal keine Maschinen sind, sondern Menschen die mit Wearables vernetzt sind und bald auch gesteuert werden?

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Der Autor ist sicherlich kein Technikfeind und das positive Potenzial der Wearables steht außer Frage. Hier sei nur an die aus der Ferne gesteuerte Operation, die Verbesserungen in der Logistik oder die Fortschritte bei der Wartung komplexer Maschinen gedacht. Auch unter Unfallverhütungsaspekten versprechen die Wearables viel, wenn in kritischen und gefährlichen Bereichen künftig beide Hände zum Arbeiten frei sind, da Devices direkt am Körper getragen werden. Auf der anderen Seite stehen aber Studien, die etwa anpreisen, wie jedes Gespräch unter Kollegen dank Wearables auf seine Effizienz hin analysiert wird. Ist das eine Arbeitswelt in der wir leben wollen?

Foto: mickey h - Fotolia.com

Davon abgesehen muss gerade in Zeiten, in denen ein NSA-Skandal den nächsten jagt, die Frage erlaubt sein, was mit den Daten geschieht, die unsere Wearables künftig sammeln. Genügt künftig etwa jede Annäherung an einen Hamburger-Brater, den die Datenbrille meldet, um bei der Krankenkasse einen Maluspunkt zu erhalten und beim Firmenfitness zu einer Extrarunde verdonnert zu werden. Oder was geschieht mit den ganzen Vitaldaten, die über die Fitnessarmbänder in die Cloud wandern? Bleiben sie privat oder dienen sie als Bewertungsbasis dazu, ob einem Patienten unter Effizienzgesichtspunkten noch eine medizinische Behandlung zuteil wird oder nicht?

Ebenso sieht es umgekehrt aus. Was geschieht, wenn etwa ein Mensch mit der Datenbrille durch bewusst falsch eingespeiste Informationen in die falsche Richtung gelenkt wird. Ist er dann bei einem Autounfall noch das eigenverantwortliche Individuum wie ihn unsere Rechtsprechung kennt oder ein ferngesteuerte Cyborg wie in Terminator? Noch haben Politik und Gesellschaft Zeit, Antworten auf diese Fragen zu finden. Und diese Zeit sollten wir nicht, wie beim Internet geschehen, verstreichen lassen, sondern nutzen, um verbindliche Regularien zu finden - sowohl für Staaten als auch Unternehmen.