Was wurde aus der Datel GmbH?Abmagerungskur vorüber

27.06.1975

DARMSTADT - Nach einer radikalen "Abmagerungskur" ist die Datel GmbH in Darmstadt dabei, wieder ins Gleichgewicht zu kommen: im Dezember waren es noch 473 Mitarbeiter - jetzt sind es rund 280; gearbeitet wird mit sechs Siemens-Rechnern - die TR 440 in Darmstadt, das Siemens-Doppelprozessor-System in München und eine Siemens 4004/35 in Hamburg wurden abgemietet.

Blockzeit bei MBB

In München rechnet die Datel jetzt bei Messerschmitt-Bölkow-Blohm (MBB), wo sie Blockzeit gekauft hat. "Das ist erheblich billiger" erklärt Jaques Bentz. Der neue Datel-Chef überlegt sich zur Zeit, wo er im September mit der

Zentrale hinziehen will; zur Wahl stehen Frankfurt, und München falls man nicht doch noch in Darmstadt bleibt. Sicher sollen in Darmstadt die beiden neuen Geschäftsstellen (Profit Center) für Timesharing sowie für Softwareentwicklung und Beratung bleiben.

Leicht erhöhter Umsatz

Mit weniger Aufwand hat die Datel in den ersten fünf Monaten dieses Jahres einen "um ein paar Prozent" höheren Umsatz erzielt als im gleichen Vorjahreszeitraum. Die Zahl von 1500 Kunden, die einst übernommen wurden, ist nach Angaben von Bentz ungefahr erhalten geblieben. Er meint sogar: "Seit Januar 1975 wir haben mehr neue Kunden gewonnen als alte verloren." Bentz glaubt, daß die meisten Probleme mit früheren Mitarbeitern gelöst sind: "Es sind höchstens noch 20, die inzwischen keine neue Stelle haben." Streitigkeiten vor dem Arbeitsgericht gebe es "keine zehn" - und die beträfen zumeist nicht die Entlassung sondern beispielsweise alte Provisionsansprüche aus früheren Jahren und ähnliches.

30 Millionen Schadenersatz?

Geschockt war Bentz, als er in der Darmstädter Lokalzeitung ein Interview mit Bundespostminister Gscheidle las. Dabei war der Minister nach den "30 Millionen Mark Schadensersatzforderungen früherer Datel-Kunden" gefragt worden. "Es gibt einige Fälle - aber die Summe, die schlimmstenfalls in Frage kommt, liegt zwischen zwei und drei Millionen Mark", schätzt der Datel-Geschäftsführer. "Man hat den Eindruck, daß die Leute nach der ganzen Umstrukturierung jetzt wieder mehr Vertrauen haben", sagt Bentz. "Es geht uns noch nicht gut - aber wir denken, daß die Zukunft eine zufriedenstellende Entwicklung bringt."

Das Datel-Hochhaus in Neu-Kranichstein ist immer noch zu haben; für 15 Millionen war es bisher dem Nachbarn Bundespost für FTZ oder PT2 zu teuer. -py