Was wünschen Sie sich von der EDV im neuen Jahr?

15.12.1978

Kompatibilität steht an erster Stelle auf der Wunschliste von vier EDV-Anwendern (je ein Honeywell-Bull-, IBM-, Siemens- und Sperry Univac-Kunde). Gefordert wird sogar weitgehend "Steckerkompatibilität", damit man "das Oberangebot auf dem Markt auch endlich einmal richtig nutzen kann". Daß das Hardware-Versteckpiel endlich aufhört und zukünftige Entwicklungen transparenter werden, wünschen sich auch die Nicht-IBM-Anwender. Denn: "Wenn der Marktführer anfängt, ziehen die Mitbewerber doch irgendwann nach." Sehnlichst warten die Befragten auch darauf, daß bestimmte, zeitaufwendige Softwareteile in die Hardware integriert werden und so "Zeit für die Entwicklung von Anwendersoftware frei wird".

Siegfried Kiechle

Marketing-Leiter rational G. O. D., München

Als EDV-Service-Unternehmen sind wir kein "typischer" Anwender im klassischen Sinne. Flexibilität auf dem Markt und große Anforderungen an die Konkurrenzfähigkeit kennzeichnen die Branche.

Auf unserem Gabentisch wünschen wir uns deshalb vom Hersteller - besonders unter dem Aspekt des ständigen Ausbaus unseres EDV-Verbundnetzes - die Verbesserung der hard- und softwaremäßigen Kompatibilität mit den anderen EDV-Anbietern im Datenfernverarbeitungsbereich. Den Anforderungen unserer Kunden entsprechend tagfertige Daten im Haus Massendaten außer Haus - EDV-Verbund-Lösungen also - würden wir selbstverständlich den noch konsequenteren Seitensprung von Honeywell Bull in die Klein-EDV begrüßen, auch von dieser Seite her auf einer Linie mit dem Hersteller bleiben zu können.

Werner Konzelmann

Leiter der Datenverarbeitung ......... Ficker AG, Kirchheim a.d. Teck

Mein Wunsch für 1979 an alle Hardware-Hersteller - nicht nur an den, mit dem wir derzeit liiert sind - wäre: Mehr Transparenz, also ein etwas früheres "Vorhangheben", wenn neue Computer-Serien angekündigt oder künftige Entwicklungen aufgezeigt werden.

Damit wäre gewährleistet, daß die Spekulationen und Falschmeldungen in diesem Bereich endlich einmal der Vergangenheit angehörten und man nicht ständig mehr oder weniger von neuen Technologien "überfallen" wird.

Wünschenswert wäre in diesem Zusammenhang, daß man konkrete Entwicklungen längerfristig planen kann und halbwegs weiß, wieweit die Technologie in etwa fünf Jahren fortgeschritten sein wird. Dann wäre endlich möglich, sich intensiver mit den im Haus anfallenden Anwendungen zu beschäftigen und das vorhandene Know-how dort zu Konzentrieren, anstatt ständig den Hardware-Markt beobachten zu müssen.

Obwohl wir kein IBM-Anwender sind (Sperry Univac), tangiert uns diese Marktpolitik doch seht. Denn wenn der Marktführer eine bestimmte Richtung einschlägt, folgen automatisch auch die anderen Mitbewerber.

Persönlich wünsche ich mir für die Zukunft mehr Konfigurationsflexibilität. Die Hardware-Hersteller sollten zueinander steckerkompatibel sein. So konnte man endlich das übergroße Marktangebot voll ausnutzen. Erstrebenswert ist auch mehr Benutzerfreundlichkeit für alle Computersysteme.

Ganz oben in einer solchen Wunschliste steht die Forderung nach Mitteln und Wegen zu suchen um den Computer der Fachabteilung näher zu bringen - er sollte menschlicher werden. Den Fachabteilungen wird meiner Ansicht nach noch zu viel "EDV-Chinesisch" zugemutet. Hier reicht nicht aus, dem Sachbearbeiter einen Bildschirm hinzustellen, über den er mit dem Computer kommunizieren kann. Er muß mit einfachen Begriffen gesagt bekommen, was hier eigentlich vor sich geht. Zwar ist bereits mit den zunehmenden Online-Anwendungen viel Aufklärung betrieben worden, dennoch sehe ich hier noch viel zu tun. Die EDV-Fachabteilung könnte wesentlich entlastet werden, wenn die Fachabteilung von sich aus Anstöße zu neuen Anwendungen geben würde. Heute schrecken viele davor zurück, weil sie sich nicht darüber im klaren sind, was die EDV daraus macht oder überhaupt machen kann.

Interessant für die Zukunft wäre auch die Integration bestimmter Software-Funktionen in die Hardware, so daß der Anwender vom heute üblichen Programmieraufwand etwas entlastet würde. Als simples Beispiel: Es muß doch möglich sein, das numerische Abprüfen der Sender in einer Online-Anwendung von vornherein durch eine Hardwarekomponente auszuschalten.

Ein Wunsch noch für die etwas kleineren EDV-Anwender, wie wir einer sind: Der Hersteller sollte sich doch weiterbemühen, auch in Systemgrößenklassen von Monatsmieten zwischen 20 000 und 30 000 Mark für ein komplettes Computersystem, noch leistungsstärkere Maschinen anzubieten. Der Trend geht sicherlich dahin denn wenn auch diese Anwender von der Online-Euphorie angesteckt werden, ist schnell die oberste Leistungsgrenze des Rechners erreicht.

Und noch ein Wunsch für '79, mit dem ich sicher nicht allein dastehe: Mehr Ruhe in der gesamten DV-Branche!

Theo Widmann

Leiter des Kommunalen Rechenzentrums der Stadt Mannheim

Anpassungen an moderne Computer-Technologien ergeben sich bei steigenden Leistungserwartungen zwangsläufig. Neue Datenverarbeitungssysteme haben deshalb

auch flexiblere, den gestiegenen Anforderungen gerecht werdende Betriebsdatenbank- und Datenspeicherungssysteme zur Folge, die in den Rechenzentren zunächst erhebliche Umstellungsaufwendungen mit stagnierender Wirkung auf neue Verfahrensentwicklungen verursachen.

So hat im Kommunalen Rechenzentrum der Stadt Mannheim die

schon frühzeitig beschlossene Umstellung von mehr als 1700 Einzelprogrammen vom Siemens Betriebssystem BS1000 auf das Betriebssystem BS2000 in der Praxis

weit größere programmtechnische Eingriffe nach sich gezogen, als dies aus der Sicht des Herstellers in der Systemberatung zu erwarten war. Der täglich während der Umstellung wechselnde Betrieb mit den beiden Betriebssystemen zieht in Mannheim außerdem Organisations- und Ablaufprobleme nach sich. Ähnliche Einschnitte ergeben sich auch mit anderen Herstellern. Konvertierungshilfen sollen den Einstieg in neue Systeme zwar erleichtern, werden aber meist den gestellten Anforderungen nicht gerecht.

Es wäre im Interesse einer kontinuierlichen Fortentwicklung aus Kundensicht wünschenswert, wenn sich die Hersteller zu einer anwenderfreundlicheren Software-Planung entschließen könnten. Es müßte zur Regel werden, daß auslaufende Betriebssysteme als Untermenge in neue Systementwicklungen mit übernommen werden können, ohne daß dadurch der laufende Produktionsablauf in den Rechenzentren in Mitleidenschaft gezogen wird.

Die Anwender-Software sollte zudem ausgereifter sein, damit auf allzu zahlreiche Ergänzungsversionen verzichtet werden kann.

Bei aller Dynamik in der Computertechnologie müßte die heute mehr denn je gegebene Verunsicherung in den Anwenderkreisen beim Einsatz neuer Hardware und Software beseitigt werden.

Wünschenswert wäre aber auch eine Annäherung der firmengebundenen Systempolitik der Computergewaltigen. Mit der Hersteller-Unabhängigkeit von landes- und bundesweiten Verfahren im öffentlichen Bereich über System- und Datenbank-Schnittstellen ist keinesfalls die Ideallösung gefunden. Doch wer glaubt in diesem Anliegen schon an Wunder?

Urich Nelte

EDV-Leiter, MAK Maschinenbau GmbH, Kiel

Wir erwarten für die nächsten Jahre einen umfangreichen Ausbau des bestehenden TP-Netzes, genauer, eine Verdoppelung in zwei Jahren und Vervierfachung in fünf Jahren insgesamt.

Daher stellen wir uns für die Hardware eine weitere Verbesserung der technischen Sicherheit der Geräte vor, also geringere Störanfälligkeit und höhere Verfügbarkeit sowie neben Leistungsangaben je Gerät auch eindeutige Daten über die garantierte Verfügbarkeit.

2. Noch größere Bereitschaft des Lieferers von Hardwarekomponenten über seinen Lieferanteil hinaus am Gesamtkonzept mitzuarbeiten und dafür Mitverantwortung zu übernehmen.

3. Kürzere Lieferfristen für Geräte, das heißt, allgemein sollte sie schon weniger betragen als drei Monate und für Terminals im Besonderen, also Bildschirme, Drucker, Steuerrechner und Knotenpunktrechner weniger als vier Wochen.

4. Preiswertere Massenspeichersysteme, ähnlich IBM 3850, aber wenigstens zum halben Preis der bisherigen Massenspeichersysteme.

5. Wir stellen uns als ausreichend großen Puffer zwischen Hauptspeicher und Plattenspeicher ein schnelles, preiswerter Speichersystem vor, das erheblich schneller als Plattenzugriff und möglichst erheblich preiswerter als Hauptspeicherkapazität ist, daneben einen von Zentraleinheiten unabhängigen Betrieb, zum Beispiel zur Datensicherung zwischen Platten und Bändern oder zwischen Platten und Massenspeichersystem.

6. Fortschritte dann generell in der Normung, insbesondere auch für dezentrale Geräte, zum Beispiel 5100, 8100, 3730 zum Beispiel das System 1 und ähnliche, die ja alle untereinander in keiner Weise kompatibel sind.

7. Wünschenswert sind ferner Systeme zur unabhängigen Überwachung von TP-Netzen, zum Beispiel durch Prozeßüberwachungsrechner, die eine Ersatzschaltung selbsttätig veranlassen können und unmittelbar gezielte Hinweise auf Störursachen geben können.

8. Noch mehr Sebstdiagnose-Möglichkeiten an Einzelgeräten, zum Beispiel an Bildschirm-Steuerungen.

9. Bessere Prüf- und Testsoftware für den TP-Betrieb, insbesondere mitlaufende Belastungs-Übersichten, das heißt Hinweise auf Auslastung der Einzelleitungen.

10. Wir wünschen für die weitere Zukunft ein technisch-organisatorisch einheitliches Hardware-/Software-Konzept für Datenbanken mit dem Ziel, einfachere, schnellere und noch sicherere Datenbank-Lösungen preiswert zu realisieren.