NoSQL, Whitelisting, MapReduce

Was wirklich wichtig wird

04.10.2010
Von Ruwen Schwerin

Plätze 2 und 1: Desktop-Virtualisierung und MapReduce

Platz 2: Desktop-Virtualisierung

Desktop-Virtualisierung scheint es in der einen oder anderen Form schon ewig zu geben. Man könnte vielleicht sogar sagen, dass sie schon Mitte der 1990er-Jahre aufgekommen ist. Aber es gibt neue Entwicklungen bei der Desktop-Virtualisierung, die sich die meisten von uns noch vor zwei oder drei Jahren nicht hätten vorstellen können. Ein weiterer Meilenstein ist die aufkommende Technologie unter dem zusammenfassenden Begriff Desktop-Hypervisor.

Die Produkte des Marktführers auf diesem Gebiet, Citrix Systems XenApp und XenDesktop, sind Beispiele dafür, wie Desktop-Virtualisierung eine Desktop-Server-Farm in jedem Rechenzentrum unterbringen kann und einen Client auf jedem Desktop. XenDesktop verbindet alle gängigen Desktop- und Anwendungs-Virtualisierungs-Technologien in einem einzigen Paket: traditionelle Anwendungs- und Desktop-Sessions, Anwendungs-Streaming und VDI (Virtual Desktop Infrastructure). Egal welchen Weg Sie nehmen, die Nachteile der einzelnen Technologien werden in der Regel durch die Vorteile einer anderen aufgehoben.

Die Client-Virtualisierung ist bei der Desktop-Virtualisierungs die letzte Instanz. Bei dieser Virtualisierung werden in einem Host individuell konfigurierte Betriebssysteminstanzen für die einzelnen Anwender bereitgestellt. Jeder Anwender arbeitet also in einer eigenen virtuellen Systemumgebung, die sich wie ein vollständiger lokaler Computer verhält. Man kann dann jede beliebige VM und ihre Hardwareressourcen auf dem eigenen Desktop verwenden. Wenn etwas nicht funktioniert führt man einfach einen Reset aus oder nimmt eine andere Umgebung. Citrix ist nicht allein mit diesem Konzept, VMware entwickelt eine ähnliche Lösung. Beide geben an, dass der Startschuss bereits 2010 fällt.

Unabhängig davon, welche Lösungen heute schon zur Verfügung stehen und welche Lösungen langsam am Horizont sichtbar werden - Desktop-Management bleibt einer der problembelastetsten Bereiche jedes Unternehmens. Während das Modell für die Architektur von Rechenzentren sich systemisch verändert hat in den vergangenen 20 Jahren, ist das Modell für die Bereitstellung von Desktops fast gleich geblieben. Meistens handelt es sich in Unternehmen noch immer um einen schwerfälligen Rechner pro Benutzer, der mit einem Mischmasch von Management-Tools die Nutzer vor sich selbst und das Netzwerk vor den Benutzern schützt.

Ob die Desktop-Virtualisierungstechnologien sich für Ihr Unternehmen lohnen, ist völlig abhängig von der Art des Geschäfts. Im Call-Center und im Gesundheitswesen ist die Umsetzung in vielen Fällen eher ein Kinderspiel, in anderen Bereichen kann man schnell Probleme mit nicht kompatiblen Anwendungen haben. Das riesige Angebot an verschiedenen Desktop-Virtualisierungs-Technologien lässt erwarten, dass sich zumindest einer dieser verschiedenen Ansätze bald durchsetzen wird. Wenn man den klassischen Desktoprechnern auf jedem Schreibtisch den zu Rücken zukehrt, wird die IT ein glücklicherer Ort, das ist gewiss. Die Client-Virtualisierung könnte der IT-Branche und den eifrigsten Desktop-Verfechtern das geben, was sie schon lange brauchen.

Platz 1: MapReduce

Warum in aller Welt würde man ein Programmierungs-Framework als wichtigste neue Technologie des Jahres 2009 wählen? Ganz einfach: Weil MapReduce Unternehmen die Analyse von ungeahnten Mengen von Daten zu moderaten Preisen ermöglicht. Das verspricht eine ungeahnte Veränderung der Business-Welt.

IDC hat eine Verzehnfachung der digitalen Informationen zwischen 2006 und 2011 von knapp 180 Exabyte auf 1800 Exabyte vorausgesagt (das sind 1 Billion und 800 Milliarden Gigabyte!). Diese Explosion ist natürlich eine Herausforderung (diese Daten müssen gespeichert, abgerufen und archivieren werden), aber auch eine große Chance für Unternehmen. Denn dieses Meer von Informationen bietet potenzielle Informationen im Überfluss - Informationen, die genutzt werden können, um richtige unternehmerische Entscheidungen zu treffen.

Bis vor kurzem brauchten Unternehmen, die Petabyte von individuellen Daten verarbeiten wollten, um die für das Geschäft relevanten Informationen zu filtern, einen sehr guten Grund, um in ein solches solchen Vorhaben viel Geld zu investieren; der Kosten- und Zeitaufwand war immens. Aber das verändert sich gerade schnell, weil sich langsam die Anwendung anderer Methoden, vornehmlich ist MapReduce zu nennen, durchzusetzen beginnt. Das ist ein Framework, das Seiten wie Google, Facebook, MySpace und anderen ermöglicht hat, enorme Datenmengen effektiv zu nutzen. Basierend auf einer funktionalen Programmierung können mit Hilfe tausender Rechnerknoten enorme Datenmengen verarbeitet werden.

In seiner einfachsten Form teilt MapReduce die Prozesse in viele kleine Blöcke, verteilt sie in einem Cluster von Rechenknoten (in der Regel Allerweltsserver) und fügt die Ergebnisse wieder zusammen. Durch die Unterstützung hoch-flexibler paralleler Verarbeitung ist MapReduce schnell, günstig und sicher. Wenn ein Knoten ausfällt, ist der Verlust auf die Leistung des einzelnen Knotens beschränkt.

Google führte das MapReduce Framework im Jahr 2004 ein, aber es gibt heute viele neue Implementierungen, darunter Apache Hadoop, Qizmt, Disco, Skynet und Greenplum. Apache Hadoop ist die führende Open-Source-Ausführung. Amazon nutzt Hadoop um MapReduce für den Amazon Web Service (auf der deutssprachigen Website von Amazon wird dieser Service bisher noch nicht angeboten). Cloudera, die ihr Angebot als "Apache Hadoop für Unternehmen" anpreisen, machen ebenfalls bedeutende Fortschritte.

Unterstützung für MapReduce-Programmierung wird von verschiedenen Business-Software-Produkten wie GigaSpaces eXtreme Application Platform, GridGain Cloud Development Platform, IBM WebSphere eXtreme Scale und Oracle Coherence angeboten; um nur einige zu nennen.

Das unaufhaltsame Anwachsen der Datenflut ist eine Tatsache. Weil die Anbieter MapReduce mittlerweile in Ihre Angebote mit einbeziehen, gibt es neue Perspektiven bezüglich dieser genannten Petabytes an Daten. Es ist schwierig, sich heute vorstellen zu können, wie die Geschäftswelt vor 30 Jahren ohne die Vorteile von Business-Intelligence-Software oder sogar ohne Tabellen funktionieren konnte. Wenn MapReduce ein Teil der Unternehmenskultur wird, werden Business-Strategen in nicht allzu ferner Zukunft möglicherweise auf die heutige Zeit genauso zurückblicken.

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel der CW-Schwesterpublikation PC-Welt. (sh)