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Was wird Chinas Mobilfunkstandard?

05.06.2000

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Anfang des Jahres schien noch alles klar: Der US-Anbieter Qualcomm teilte mit, er werde in Kooperation mit dem lokalen Carrier China Unicom im Reich der Mitte ein Mobilfunknetz auf Basis des in den USA entwickelten CDMA-Standards aufbauen (Computerwoche.de berichtete). Doch nun heißt es offenbar Kommando zurück - die Pläne, bereits in diesem Jahr für geschätzte zwölf Milliarden Dollar eine Kapazität von 50 Millionen Verbindungen zu installieren, sind laut Aussage eines China-Unicom-Verantwortlichen vom Tisch. Eventuell werde man aber auf den ebenfalls von Qualcomm entwickelten Standard "CDMA 2000" umsteigen, erklärte der Manager. Der wird allerdings frühestens 2003 kommerziell verfügbar sein. Bislang telefonieren sieben Millionen Unicom-Kunden via GSM, das Nokia

und Ericsson zusammen mit ausgewählten chinesischen Companies anbieten. In Zusammenarbeit mit den Europäern bereitet man sich auch schon auf den GSM-Nachfolger WCDMA (alias UMTS alias 3G) vor.

Allerdings haben die Chinesen auch noch eine eigene Entwicklung namens TD-SCDMA in petto. Diese erhielt jüngst sogar den Segen der International Telecommunications Union (ITU). Mit dem Siemens-Konzern, der bei seiner Forschung zu ähnlichen Ergebnissen kam, konnten die chinesischen Entwickler sogar einen prominenten Partner gewinnen. Die Münchner haben bereits Entwickler nach China entsandt, um die Ergebnisse der jeweiligen Forschung zu "harmonisieren", und basteln eifrig an Prototypen. Als Carrier hat bereits China Telecom, der dominierende staatliche Carrier, seine Kooperation signalisiert. Beobachter erwarten, dass sich China für TD-SCDMA entscheiden wird. Einen Haken hat die Eigenentwicklung allerdings: Mobile Nutzer, die sich schnell bewegen, bekommen Verbindungsprobleme - und zwar ab etwa 120 Kilometer pro Stunde.