Datenbanken und Open Source

Was wird aus MySQL?

28.05.2009
Von 


Sascha Alexander ist seit vielen Jahren als Redakteur, Fachautor, Pressesprecher und Experte für Content-Strategien im Markt für Business Intelligence, Big Data und Advanced Analytics tätig. Stationen waren unter anderem das Marktforschungs- und Beratungshaus BARC, die "Computerwoche" sowie das von ihm gegründete Portal und Magazin für Finanzvorstände CFOWORLD. Seine Themenschwerpunkte sind: Business Intelligence, Data Warehousing, Datenmanagement, Big Data, Advanced Analytics und BI Organisation.

MySQL ist vor allem bei Entwicklern, Hochschulen und Betreibern von Websites beliebt, wo die Datenbank meist in Verbindung mit dem Web-Server der Apache Software Foundation und der Skriptsprache PHP die Infrastruktur stellt. Manch Installationen bestehen aus Hunderten Datenbanken. Prominente Nutzer sind Google, Youtube, Yahoo, Wikipedia oder Craigslist, aber auch hierzulande finden sich große Anwender wie zum Beispiel das Rechenzentrum der Finanzverwaltung Nordrhein-Westfalen mit über 260 Datenbank-Servern. Ferner wird MySQL in über hundert Produkten als eingebettetes Datenbanksystem eingesetzt.

Angesichts dieser strategischen Vorteile besteht mittlerweile Konsens im Markt, dass Oracle MySQL nicht einfach einstampfen wird, um einen lästigen Konkurrenten zu beseitigen. "Oracle achtet meist sehr darauf, Kunden zugekaufter Firmen nicht abzuschrecken, und versichert ihnen gewöhnlich, dass ihre Produkte nicht plötzlich aus dem Support fallen werden", meint James Kobelius, Analyst von Forrester. Doch die Kernfragen nach dem Support und der künftigen Weiterentwicklung sind damit noch nicht beantwortet.

Angst um die Weiterentwicklung von MySQL

Ins Lager der Skeptiker gehört beispielsweise John Newton, Gründer und CEO des Anbieters der quelloffenen Content-Management-Software Alfresco. Er kann sich vorstellen, dass Oracle die Entwicklung von MySQL verlangsamen wird, um das eigene Datenbankgeschäft vor allem mit den bisherigen Editionen "Standard" und "Express" nicht zu stören. Die geplanten Verbesserung der Skalierbarkeit von MySQL aber auch überarbeitete Debugging-Funktionen könnten sich dadurch verzögern - eine Sorge, die viele in der Open-Source-Gemeinde umtreibt.

Schon MySQL AB hatte Updates der Datenbank nur zögerlich bereitgestellt und sich mehr um seine kommenziellen Kunden gekümmert, so der Vorwurf. Grund hierfür ist das duale Lizenzsystem der Datenbank: Zum einen unterliegt der MySQL Server der General Public License (GPL) und verpfllichtet dazu, sämtliche Weiterentwicklungen zu veröffentlichen. Zum anderen besitzt MySQL AB das volle Copyright am Quellcode und kann Änderungen und Erweiterungen vornehmen, ohne diese zwingend weitergeben zu müssen. Manche könnten sich nun vorstellen, dass Oracle diesen Weg fortsetzt oder gar an einer Migrationsstrategie für MySQL-Anwendungen arbeitet.

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