IBM verhandelt mit Sun

Was wird aus Java, MySQL und StarOffice?

30.03.2009
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Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.

Die Zukunft von MySQL

Ähnliches gilt grundsätzlich auch für die Datenbank MySQL, die Sun im vergangenen Jahr erworben hat. Zwar hat das Open-Source-System vor allem unter Web-2.0-Unternehmen eine Reihe von Anhängern gefunden. Doch wenn es um kommerzielle Datenbankprodukte mit entsprechender professioneller Unterstützung geht, setzt IBM voll auf die hauseigene DB2-Plattform. Open-Source-Konkurrenten wie Ingres wittern bereits Morgenluft.

IBM besitze mehr Datenbanken als jedes andere Unternehmen weltweit, meldete sich Ingres-CEO Roger Burkhardt zu Wort: "Es besteht daher die sehr reelle Möglichkeit, dass MySQL und jede künftige Innovation in dem ganzen Hin und Her einfach untergehen werden." Dazu passt die Einschätzung von Gordon Haff, Analyst bei der amerikanischen Illuminata Inc: "IBM treibt keine Open-Source-Datenbanken voran. Es treibt DB2."

Am gravierendsten könnten die Auswirkungen des Mergers auf der untersten Ebene der Softwareinfrastruktur ausfallen. Mit Solaris und dessen Open-Source-Implementierung OpenSolaris holt sich IBM neben dem eigenen AIX ein weiteres Unix-Derivat ins Haus. Erschwerend hinzu kommt, dass die Umsätze im Markt für Unix-basierende Server ohnehin rückläufig sind und IBM schon seit Jahren Linux als plattformübergreifendes Betriebssystem propagiert.

IBM gewönne Reputation

Dennoch könnte IBM am Ende von den vielfältigen Open-Source-Initiativen Suns profitieren und in der Community Anerkennung gewinnen. Immerhin verfolgen beide Unternehmen ein gemeinsames Ziel: dem Erzrivalen Microsoft Paroli zu bieten. Das von Sun vorangetriebene Büropaket OpenOffice.org passt gut zu dieser Strategie. Auch IBM nutzt den Code für die eigenen Symphony-Produkte. Dennoch ist es fraglich, wie es mit der Suite weitergehen würde (siehe auch: Was wird aus StarOffice und OpenOffice.org?).

Nicht zuletzt könnte IBM mit Sun seine Cloud-Computing-Strategie stärken. Erst vergangene Woche stellten die Kalifornier mit der Sun Storage Cloud und der Sun Compute Cloud die ersten Ergebnisse einer groß angelegten Entwicklungsinitiative vor, die unter dem Namen Sun Open Cloud Platform läuft. Würden beide Unternehmen ihre Anstrengungen kombinieren, könnten auch Großkunden ihre Scheu vor den zum Teil noch wenig ausgereiften Cloud-Angeboten verlieren.

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