Fujitsu Siemens Computers

Was wird aus FSC?

16.07.2008
Von 
Jan-Bernd Meyer betreute als leitender Redakteur Sonderpublikationen und -projekte der COMPUTERWOCHE. Auch für die im Auftrag der Deutschen Messe AG publizierten "CeBIT News" war Meyer zuständig. Inhaltlich betreute er darüber hinaus Hardware- und Green-IT- bzw. Nachhaltigkeitsthemen sowie alles was mit politischen Hintergründen in der ITK-Szene zu tun hat.

Keine Liebesbeziehung zwischen Löscher und Bischoff

Löschers Liebe zu den Computerbauern dürfte durch die von FSC-Chef Bischoff gerade erst abgegebene gedämpfte Erwartung an das Geschäftsjahr nicht größer geworden sein. Es werde im laufenden Jahr sehr schwierig, die Ziele zu erreichen, hatte Bischoff der Wirtschaftszeitung "Euro am Sonntag" offenbart. Das zum 30. Juni 2008 abgelaufene Quartal sei nicht gut gelaufen. Auch das aktuelle Vierteljahr verspreche keine Besserung.

Im April hatte FSC für das laufende Geschäftsjahr (bis Ende März 2009) noch ein Umsatzplus von fünf Prozent auf knapp sieben Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Das Vorsteuerergebnis sollte nach damaligen Angaben zwischen 105 und 200 Millionen Euro liegen. Zur Begründung für den schwierigen Geschäftsverlauf verwies Bischoff auf die Dollarschwäche und den scharfen Preisverfall. Vor allem im weltweit boomenden Notebook-Geschäft mit Endverbrauchern hat FSC derzeit Probleme. Lediglich im Geschäft mit Infrastruktur um Server und Speichersysteme für Unternehmenskunden werde ein Plus von fünf Prozent erwartet. Allerdings werde diese Entwicklung das Minus im Endkundenmarkt nicht ganz ausgleichen können, wurde Bischoff zitiert.

IDC-Analyst Meyer sagt, die Verunsicherung über die Zukunft von FSC sei groß. Dies liege auch daran, dass es in letzter Zeit vielfältige und oftmals widersprüchliche Neuigkeiten und Vermutungen gegeben habe. Diese hätten Geschäftskunden verunsichert, weil sie sich fragten, mit wem sie es bei FSC in den kommenden 15 Monaten zu tun haben würden. Meyers Fazit: "Ich erwarte innerhalb der nächsten Zeit klare Aussagen von FSC. Die müssen sich auch mit den Aussagen des Mutterunternehmens Siemens decken." (jm/wh)

Kommentar: Gibt es eine Zukunft für Fujitsu-Siemens Computers?

Kommentar Alexander Kubsch, Director Consulting bei Techconsult in Kassel.

Hat Siemens generell ein Problem mit seiner Wettbewerbsfähigkeit? Aus fast allen Produktsparten (Handygeschäft weggebrochen, Transrapid ein Desaster, Schmiergeldskandal im Anlagenbau, Dematic-Geschäft aufgegeben…) kommen in letzter Zeit schlechte Nachrichten. FSC ist da nur eine unter vielen.

Die Forderung von Siemens-Chef Löscher nach einer höheren Kapitalverzinsung von FSC ist nachvollziehbar. Allerdings schreibt FSC Gewinne - immerhin über 100 Millionen im vergangenen Geschäftsjahr. Wahrscheinlich ist Siemens nicht der ideale Partner für die Hardwareherstellung und -entwicklung, Siemens' Kernkompetenz liegt offenbar mehr im langfristigen Geschäft und in Großprojekten. Das hat sich schon bei der Handy-Herstellung gezeigt. Das scheint sich jetzt zu wiederholen. Man kann für die über 10.000 FSC-Beschäftigten nur hoffen, dass Siemens einen eventuellen Ausstieg aus dem Hardwaregeschäft besser organisiert als vor zwei Jahren mit BenQ.

Wer soll den 50-prozentigen Siemens-Anteil übernehmen? Höchstwahrscheinlich findet sich kein Interessent. Die Kombination aus Fujitsu für das Nordamerika- und Asien-Geschäft sowie Siemens für den geografischen bereich Europa, naher Osten und Afrika (Emea) war und ist einzigartig. Also bleibt nur eine Fortführung des Geschäfts unter dem Dach eines der beiden Partner - oder aber ein kompletter Verkauf von FSC.

Für die erste Option hat Fujitsu bereits abgewunken - das Risiko wäre zu groß. Das kann natürlich der Beginn der Übernahmeverhandlungen sein, um den Preis des Siemens-Anteils zu drücken. Aus der Sicht von Fujitsu kann diese Option sinnvoll sein - man hätte damit Zugang zum europäischen Markt.

Eine andere Möglichkeit für Siemens wäre es, den Fujitsu-Anteil zu übernehmen und das Unternehmen fit für einen Börsengang oder einen Komplett-Verkauf (siehe oben) zu machen. Nach Einschätzung von Techconsult ist diese Option aber die unwahrscheinlichste. Der Schritt ist für Siemens zu riskant. Außerdem fehlt Siemens für diese Art Geschäft die (weltweite) Erfahrung.

Aber es gibt noch eine dritte Möglichkeit - die scheint aus heutiger Sicht wahrscheinlichste: Es bleibt alles beim Alten. Siemens-Chef Löscher nutzt das derzeit stattfindende Gedankenspiel, um den Druck auf FSC-Chef Bischoff und seine Marge deutlich zu erhöhen. Das FSC-Geschäftsjahr endet am 31. März 2009 - bis dahin ist noch etwas Zeit, um über Herbst und Winter am Ergebnis zu arbeiten. Eine endgültige Entscheidung über die Trennung wird erst im September 2009 fallen, wenn die Verträge mit Fujitsu verlängert werden müssen - ein positiver FSC-Jahresabschluss im März dürfte die Verkaufsüberlegungen beenden.