Was von Marktplätzen übrig blieb

30.06.2005
Von Christian Zillich

Ronald Bogaschewsky, Professor am Lehrstuhl für BWL und Industriebetriebslehre an der Julius-Maximilian-Universität Würzburg und BME-Vorstandsmitglied, hat einen weiteren Grund für den Niedergang der meisten unabhängigen Handelsplattformen im Internet ausgemacht: "Fast alle großen Konzerne haben eigene Buyside-Marktplätze installiert, über die ihre Zulieferer angeschlossen sind." Daran sei letztendlich auch Covisint gescheitert und deswegen zerschlagen worden.

Covisint-CEO erwartet Wachstum

Der Marktplatz für die Automobilindustrie Covisint, 1999 von General Motors (GM), Ford und Daimler-Chrysler gegründet, galt lange Zeit als E-Commerce-Vorzeigeprojekt. Nach etlichen Strategie- und Vorstandswechseln wurde die Plattform Anfang 2004 an Freemarkets und Compuware verkauft. Letzterer Anbieter führt sie unter gleichem Namen weiter, während Freemarkets, das kurz darauf von Ariba aufgekauft wurde, den Auktionsbereich übernahm. CW-Redakteur Robert Gammel sprach mit Covisint-CEO Bob Paul...
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Vor allem in Branchen wie der Automobilindustrie, wo bereits früher Lieferanten intensiv via EDI angebunden worden seien, hätten sich sowohl horizontale als auch branchenspezifische Marktplätze kaum durchsetzen können, erklärt Bogaschewsky: "Da ging es in erster Linie darum, die sowieso stark ausgeprägte Vernetzung auf eine neue technische Plattform zu hieven." Selbstverständlich seien in diesem Rahmen neue Aspekte und Funktionen hinzugekommen, den Namen Marktplatz verdiene das allerdings nicht. Als Beispiel nennt er den Autobauer Volkswagen. Wenn VW über sein Lieferantenportal eine Ausschreibung startet, dann kann daran meist nur ein geschlossener Anbieterkreis teilnehmen. Für höherwertige Teile werden nur von VW bereits zertifizierte Zulieferer zugelassen: "Die brauchen keinen Marktplatz, um den Markt zu kennen, solche Aha-Effekte hat ein Konzern dieser Größenordnung nicht."