Reality Check

Was vom SOA-Hype übrig bleibt

16.10.2008
Von 
Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.

Ist die SOA-Blase geplatzt?

Der jahrelang geschürte Hype scheint einer großen Ernüchterung gewichen zu sein. Ist die Marketing-Blase also geplatzt, SOA womöglich als Konzept gescheitert? IT-Verantwortliche in großen deutschen Unternehmen sind anderer Meinung: "SOA ist mit Sicherheit nicht am Ende", erklärt Wolfgang Gaertner, CIO der Deutschen Bank. Der Nutzen werde sich in den laufenden Projekten zeigen. Die mit SOA verknüpften hohen Erwartungen hält der Manager für plausibel: "Wenn man solche grundlegenden Veränderungen herbeiführen will, muss man auch mutige Ankündigungen machen und entsprechende Ziele setzen." Für ihn persönlich bleibe SOA ein Topthema. "Der Begriff Service-Orientierung bringt zum Ausdruck, dass die IT wesentliche Veränderungen in den Geschäftsprozessen auslöst." Das gelte für die Deutsche Bank in besonderem Maße. Gaertner: "Wir wollen mit SOA Abwicklungsprozesse nachhaltig verändern." Konkret bedeute dies, dass die Bank Prozesse automatisiere, die heute noch papiergebunden oder manuell betrieben werden. Auch T-Systems-Manager Herbig glaubt nicht an ein Ende der SOA-Idee. Alle Beteiligten müssten sich aber mehr darauf konzentrieren, dass es bei SOA nicht nur um Technik gehe: "Viele vergessen den Menschen und die Organisationen. SOA ist ein Mindchange und nicht ein Stück Technik, das man ausrollt. An dem Punkt scheitern viele Projekte."

"Der SOA-Hype ist tatsächlich zu Ende, und das ist gut so", argumentiert dagegen Fraunhofer-Experte Beinhauer. Jetzt fingen die Projekte an. "Auch die Hersteller erkennen, dass es nicht mehr ausreicht, SOA auf ihre Produkte zu schreiben." Gefragt seien jetzt Erfahrungs- und Beratungskompetenz. Einen Erfolg der anfänglichen Euphorie sieht er darin, dass das Thema Rahmenwerk für die IT wieder stärker ins Bewusstsein der Verantwortlichen gedrungen sei. Etliche Unternehmen gäben nun finanzielle Mittel für Architekturprojekte frei.

Für das Fortbestehen des SOA-Paradigmas sprächen schon die milliardenschweren Investitionen der Softwarehersteller, urteilt Armin Büttner, Leiter Center of Competence IT bei der Audi AG. Zwar hätten die Protagonisten zu Beginn den Hype nach Kräften geschürt. Doch zahlreiche Projekte in den USA wie auch in Deutschland belegten, dass SOA in den Unternehmen angekommen sei. Die Erwartungen waren nach seiner Einschätzung keineswegs zu hoch. So habe Audi in mehreren Pilotprojekten bereits gute Erfahrungen mit mehrfach verwendbaren Services gemacht. Büttner: "Das ist keine Träumerei, sondern Realität." Der Kostenaspekt stehe für Audi dabei nicht unbedingt im Vordergrund, so der Manager. "Für uns geht es vielmehr darum, die Produktivität der Softwareentwicklung in unseren IT-Architekturen, die Qualität und die Geschwindigkeit zu erhöhen, sprich IT-Lösungen schneller in die Fachbereiche zu bringen."