Prognose mit kurzer Halbwertzeit
Dass wegen der Börsenturbolenzen Unsicherheit herrscht und größere Investitionen seitesn der SAP-Klientel vermieden werden, ist verständlich (siehe auch "IT-Budgets und die Finanzkrise"). Doch kommt das wirklich so überraschend? "Man fragt sich, wie gut die interne Controlling- und Planungssoftware der SAP ist, wenn eine Prognose nicht einmal einen Monat hält", meint Naujoks. SAP vermarktet Softwarelösungen, mit denen Kunden genauere Umsatzprognosen treffen können sollen. Auch aus diesem Grund hatte der Konzern den Business-Intelligence-Hersteller Business Objects gekauft. Zudem führt das Unternehmen Applikationen im Portfolio, mit denen sich unter anderem Geschäftsrisiken frühzeitig erkennen lassen (Governance, Risk and Compliance). " Trotz der weiteren Verbreitung solcher Tools sind Firmen offenbar immer noch nicht vor negativen Überraschungen sicher. Was die Prognosen anbetrifft, scheint SAP nicht besser und nicht schlechter als andere zu sein", konstatiert Christian Hestermann, Research Director ERP beim Beratungshaus Gartner.
Auch Enterprise Support verunsichert die Kunden
SAP-Kunden sind aber nicht nur wegen der Finanzkrise verunsichert. Zu Absatzproblemen dürfte künftig beitragen, dass viele Firmen sich über die Erhöhung der Wartungsgebühren im Zuge der neuen Supportstrategie ("Enterprise Support") ärgern. Für Unternehmen steigen die Wartungskosten schrittweise von heute 17 auf 22 Prozent innerhalb der nächsten vier Jahre. Kunden überdenken auch unabhängig von den Turbulenzen der Finanzwirtschaft derzeit geplante Projekte beziehungsweise Investitionen in SAP-Lösungen.
Höhere Wartungseinnahmen helfen SAP andererseits, eine Flaute im Softwaregeschäft besser zu überstehen. Wenn der Umsatz mit Support steigt, tut dem Unternehmen ein schleppender Lizenzabsatz weniger weh. Dieser Effekt wirkt aber nur kurz. "Wenn sich SAP durch die Wartungserhöhung das Geschäft den Erfolg mit Kunden aus dem Mittelstand erschwert, ist das für die Zukunft kaum hilfreich", gibt Gartner-Experte Hestermann zu bedenken.