Mini-UMTS-Funkzellen entmystifiziert

Was Sie über Femtocells wissen müssen

11.07.2008
Von Hannes  Rügheimer

Der aktuelle Status: So sehen es Provider und Entwickler

Gegenwärtig gelten Femtozellen als viel versprechende Technologie, die jedoch noch ein wenig auf der Suche nach ihren Anwendungen und Geschäftsmodellen ist. Entsprechend unterschiedlich sind die Einschätzungen von Netzbetreibern und Herstellern:

T-Mobile investierte im März zwar eine größere, nicht näher genannte Summe in den Femtozellen-Hersteller Ubiquisys und testet die Anbindung dessen Produkte in Pilotprojekten, hat jedoch nach Auskunft von Marion Kessing, Pressesprecherin von T-Mobile Deutschland, noch keine Entscheidung über einen kommerziellen Einsatz getroffen.

Vodafone testet die Technologie im Rahmen eines Pilotprojekts in Spanien. Pressesprecherin Marion Stolzenwald von Vodafone Deutschland erklärt dazu: „Wir beobachten diese Tests und warten die Ergebnisse ab. Derzeit gibt es noch keine Entscheidungen.“

Insider lassen jedoch durchblicken, dass die deutschen Mobilfunk-Netzbetreiber der Femtozellen-Technologie in Deutschland keinen allzu großen Erfolg zutrauen.

Die Hersteller erhoffen sich viel

Ganz anders sehen das naturgemäß die Hersteller entsprechender Lösungen: „Mithilfe von Femtocells können viele Anwendungen direkt über UMTS laufen. User benötigen mit unserer Lösung kein spezielles Handy, das über WLAN verfügt. Der Zugriff auf den Rechner funktioniert mit jedem 3G-Mobiltelefon“, schwärmt Andy Tiller, Chef der Firma ip.access.

Joe Cozzolino, Corporate Vice President und General Manager Motorola Home and Networks Mobility, sieht in den innovativen Funktionen und Kostenvorteilen, welche die Femtozellen versprechen, schlagkräftige Argumente für diese Technologie. Die Anwender würden Femtocells bereitwillig nutzen, wenn sie sich nicht um die Konfiguration kümmern müssten.

Voice Gateways mit offener Netzwerkarchitektur würden zweifellos die schnelle und weit gefächerte Akzeptanz der Femtocell-Technologie fördern, argumentiert Timo Hyppölä, bei Nokia-Siemens Networks Leiter des Produktbereichs Indoor Radio Solutions.

Optimistische Marktstudie

Gern zitieren die Hardware-Hersteller eine Studie des Marktforschungsunternehmens ABI-Research, die im Auftrag von Motorola durchgeführt wurde. Denn diese kommt zu sehr optimistischen Ergebnissen: von 1800 befragten Internet- und Mobilfunkanwendern in sechs Ländern könnten sich angeblich 40 Prozent den Einsatz von Femtozellen-Lösungen bis Mitte 2009 („innerhalb der nächsten zwölf Monate“) vorstellen.

Das größte Interesse besteht der Umfrage zufolge in Polen, wo 67 Prozent der Befragten entsprechende Services nutzen würden. In Spanien haben 62 Prozent, in Italien 61 Prozent Interesse an der Technologie. In Frankreich und Großbritannien würden immerhin noch 34 Prozent, in Deutschland 33 Prozent der Befragten Femtozellen nutzen.

ABI-Research leitet aus diesen Angaben hohe Marktchancen f252ür die Technologie ab: 36 Millionen Femtozellen-Access-Points sollen nach Schätzung des Unternehmens bis 2012 verkauft werden.