Mini-UMTS-Funkzellen entmystifiziert

Was Sie über Femtocells wissen müssen

11.07.2008
Von Hannes  Rügheimer

HSDPA für zu Hause

Trotzdem können diese privaten Funkzellen schnelle Datenübertragungen unterstützen. Viele der ersten Produkte mit Femtozellen-Technik stellen sogar schon HSDPA- und teilweise HSUPA-kompatible Luftschnittstellen zur Verfügung. Die in allen UMTS-Zellen übliche Leistungssteuerung soll Störungen öffentlicher, größerer Funkzellen durch die Femtozellen verhindern.

Wenn ein Mobilfunkanbieter die Femtozelle bei seinem Kunden betreibt, wird er sie an sein UMTS-Kernnetz anbinden. Diese Verbindung erfolgt verschlüsselt über das öffentliche Internet, etwa per DSL oder per Breitbandkabel. Die lokale Femtozelle wird in diesem Zusammenhang auch als Home Node B oder kurz HNB bezeichnet. Der Begriff ist angelegt an die in UMTS-Netzen übliche Bezeichnung Node B für eine Funkzelle.

Außenstelle: Die per Internet ans UMTS-Kernnetz angebundene Femtozelle gehört logisch zum Mobilfunknetz des Anbieters
Außenstelle: Die per Internet ans UMTS-Kernnetz angebundene Femtozelle gehört logisch zum Mobilfunknetz des Anbieters

Die maximal über die Femtozelle nutzbare Bandbreite für Sprach- und Datenübertragungen ist somit natürlich von der Bandbreite der Internetanbindung des Kunden abhängig. Bei den heute üblichen DSL-Geschwindigkeiten zwischen 3 und 16 Mbit/s stellt dies aber in der Praxis keine nennenswerte Beschränkung dar.

Die Installation und Verbindungsaufnahme des Gateways sollen bei entsprechenden Endkundenprodukten vollautomatisch per Plug-and-Play erfolgen. Der Mobilfunk- beziehungsweise Internetprovider schickt seinem Kunden eine entsprechende Box, dieser schließt sie an seiner Breitband-Internetleitung an – fertig. So zumindest der Plan von Herstellern und Anbietern.

Stand der Entwicklung

Auf der Mobilfunk-Fachmesse „Mobile World Congress“ wurde im Februar 2008 in Barcelona bereits eine ganze Reihe an d5142311 Vorserienprodukten vorgestellt. Die Hardware dieser Gateway-Boxen ist im Wesentlichen fertig entwickelt. In der Software müssen nur noch kleinere Anpassungen an die jeweiligen Einstellungen und Netzkomponenten der späteren Anbieter vorgenommen werden.

Kommender 3GPP-Standard für Femtozellen

Die derzeit vorgestellten Geräte nutzen allerdings noch proprietäre Verfahren für die Verbindung zwischen Gateway und Mobilfunk-Kernnetz. Um das zu ändern, arbeitet das Mobilfunk-Standardisierungsgremium 3GPP derzeit an einem branchenweiten Standard für Femtozellen. Bis zum Jahresende 2008 soll ein entsprechender Vorschlag fertiggestellt sein. Wesentliches Element dieses kommenden Standards ist die Schnittstelle zwischen Home Node B (also der lokalen Femtozelle beim Endkunden) und dem Home Node B Gateway (HNB-GW) auf Anbieterseite. Die Firmen Alcatel-Lucent, Kineto, Motorola und NEC haben bereits wesentliche Komponenten für den kommenden Standard vorgeschlagen, die auf bereits existierenden Schnittstellen-Spezifikationen in UMTS-Netzen basieren.

Wenn ein gemeinsam abgestimmter Standard für diese Spezifikationen verabschiedet ist, werden die Hersteller der Gateways ihre Produkte entsprechend anpassen müssen. Dies ist jedoch vergleichsweise unproblematisch, zumal ohnehin noch keine Geräte an Privatkunden ausgeliefert wurden. Zudem basieren die meisten der heute vorgestellten Boxen bereits auf den Standardisierungsvorschlägen, welche die beteiligten Herstellern gemeinsam erarbeitet und als Vorschlag eingereicht haben.