Was SAP-Berater in Singapur erwartet

07.11.2007
Noch ist der SAP-Arbeitsmarkt in Deutschland ein lokaler. In den Projekten sind ausländische IT-Profis in der Minderheit. Auch wagen wenige deutsche Berater den Sprung ins Ausland.

Bis zu 35 Prozent ausländische SAP-Berater sind in den USA in den einzelnen Branchen aktiv. Hierzulande scheitert der breitere Einsatz internationaler Berater weniger am Mangel an offfenen Stellen als an der Sprachbarriere und den strengen Arbeitsmarktregelungen. Qualifizierte Consultants, insbesondere für die neuen SAP-Technologien und Lösungen wie Netweaver, Developer Studio, PI, SAP ERP 2005, APO, SRM und CRM, gibt es auf dem asiatischen Markt in ausreichender Zahl. Das ist die Erfahrung von Ingo Glaser, Geschäftsführer des Hamburger IT-Dienstleisters Geco, der eine Niederlassung in Singapur gegründet hat.

Stressige Projekte unter tropischer Sonne

Umgekehrt genießen auch deutsche IT-Spezialisten in Asien, speziell in Singapur, ein gutes Image, sie stehen mit ihrer Arbeit für Qualität und Zuverlässigkeit. "In Singapur erwarten die deutschen Experten tropisches Wetter, eine saubere Stadt mit wenig Kriminalität und ein europäisch angehauchter Lebensstil", so Glasers Erfahrung. Sie müssen sich jedoch auf ein hohes Arbeitstempo in den Projekten einstellen, sagt etwa Wolfgang Reeh, seit zehn Jahren als FI/CO-Consultant in Singapur: "Der Projektalltag ist zwar stressig, aber gleichzeitig spürt man hier in Asien eine faszinierende Energie und Lebendigkeit. Das Tempo ist atemberaubend." Dirk Niermann hat als Abap- Entwickler in einem Projekt in Malaysia mitgewirkt: "Wenn man sich auf Asien einlässt, erkennt man viele Vorteile, die man dort hat. Sich an Asien zu gewöhnen war für mich einfacher als sich wieder an Deutschland zu gewöhnen."

300 Euro am Tag für SAP-Berater

Doris Rubel, die seit mehr als zehn Jahren in Singapur als HR-Consultant arbeitet, bestätigt, dass die jungen Berater sehr lernfähig sind und sehr hart arbeiten zu vergleichsweise niedrigen Tagessätzen. Die SAP-Tagessätze in Singapur bewegen sich durchschnittlich bei 300 bis 400 Euro (FI/CO, WM, MM, SD). Für seltenere Kenntnisse wie CRM, BPS oder APO bezahlen die Kunden mehr.

Dauert das Projekt länger als sechs Monate, kann der deutsche Berater sein Einkommen in Singapur versteuern. Für 84 000 Euro Jahresverdienst (zirka 350 Euro pro Tag) fallen beispielsweise gerade einmal zehn Prozent Einkommenssteuer an.

Wenn deutsche SAP-Experten heute in Singapur arbeiten, steht in der Regel nicht der monetäre Aspekt im Mittelpunkt. Vielmehr geht es um Erfahrungswerte wie Arbeiten in internationalen Projekten und interkulturellen Expertenteams. Mit dem weiteren Wirtschaftsboom in Asien allein Singapur erzielt jedes Jahr Wachstumsraten von sieben Prozent - gehen dann auch Folgeprojekte und höhere Honorare einher.

IT-Dienstleister kümmern sich um Wohnung und Genehmigungen

Im Vergleich zum Vorjahr ist der Umsatz der SAP AG in Asien im zweiten Quartal 2007 um 24 Prozent gewachsen. In Europa waren es 16 Prozent und in Amerika gerade einmal zwölf Prozent. Laut dem Halbjahresbericht 2007 der SAP AG sind Asien-Pazifik und Japan die Regionen mit dem vielversprechendsten Wachstumspotenzial für den zweitgrößten Softwarehersteller der Welt. Einzelne deutsche IT-Personaldienstleister wie Geco unterstützen SAP-Berater, die sich für Projekte in Asien interessieren. Die Dienstleister vermitteln das Projekt, suchen eine Wohnung, buchen den Flug und beschaffen die Arbeitsgenehmigung. (am)