Yahoo-Chefin äußert sich zu Führungsgrundsätzen

Was Marissa Mayer von einem Manager erwartet

20.11.2013
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Auf der Salesforce-Konferenz Dreamforce outete sich Yahoo-Chefin Marissa Mayer als Teamplayerin.

In San Francisco wurde nicht nur über Produkte und Strategien geredet, sondern auch über "weiche" Themen. In einer Fragerunde auf dem Podium wollte Salesforce-CEO Marc Benioff von der Yahoo-Chefin wissen, wie sie ihren Laden führt und was sie von ihren Führungskräften erwartet. Dies vorweg: Nicht gefragt hat Benioff nach der umstrittenen Leistungsbeurteilung bei Yahoo, die in den letzten Wochen für Aufsehen sorgte. Danach müssen Mitarbeiter, die von ihren Führungskräften als Minderleister beurteilt werden, das Unternehmen verlassen. Für Frust bei den Managern sorgte vor allem, dass sie auf jeden Fall einen bestimmten Prozentsatz als schwache Mitarbeiter ausweisen mussten, selbst wenn sie der Meinung waren, dass sie nur gute Mitarbeiter in der Abteilung haben.

Vor diesem Hintergrund dürfte sich sicher der eine oder andere Zuhörer im Saal mit ihren Manager-Weisheiten aus dem Lehrbuch etwas schwer getan haben, wenn sie zum Beispiel sagte: "Viele Firmenchefs glauben, sie machen einen guten Job, je mehr Dinge sie selbst in die Hand nehmen und persönlich umsetzen." Oder: "Die Führungskraft agiert aus der Defensive und stärkt den Mitarbeitern den Rücken, räumt Steine aus dem Weg und beschützt das Team vor Neinsagern."

Glaubwürdiger klang dann schon ihre Aussage, dass sie nie einen Masterplan für Yahoo hatte: "Meine Aufgabe sah ich immer darin, Yahoo dabei zu helfen, die eigenen Stärken wiederzuentdecken." Sie wollte den Konzern modernisieren und in das mobile Zeitalter führen. So wurde unter Mayers Führung das Mobile-Team von 60 im Konzern verstreuten Mitarbeitern auf über 400 ausgebaut. Der Fokus-Wechsel des Unternehmens vom Desktop auf mobile Endgeräte sei die heikelste bisherige Herausforderung gewesen. Auch bei dieser Aufgabe setzte Mayer eigenen Angaben zufolge auf interne Mitarbeiter statt neue anzuheuern.

Familie und Yahoo als Prioritäten

Wie sich die internen Prozesse bei Yahoo in den vergangenen eineinhalb Jahren verändert haben, veranschaulichte die ehemalige Google-Managerin anhand ihres Umgangs mit dem Aufsichtsrat. Der Umstand, dass sie ihre dem Aufsichtsrat präsentierten Strategiefolien schon am nächsten Tag mit der Belegschaft teilte, sei bei den Aufsichtsratmitgliedern nicht auf Begeisterung gestoßen. Von dieser Transparenz würden ihrer Meinung nun sowohl der Aufsichtsrat als auch die eigene Belegschaft profitieren, da jeder wisse, was aktuell gerade Sache ist.

Die von Benioff verklausuliert gestellte, aber offenbar obligatorische Frage, wie Mayer die Herausforderungen als Topmanagerin und ihr Privatleben - sie ist Mutter eines einjährigen Kindes - unter einen Hut bringt, beantwortete die Yahoo-Chefin pragmatisch: "Wenn man so eine Karriere machen will, muss man ganz klare Prioritäten setzen - für mich sind das derzeit die Familie und Yahoo."

Auch tägliche, nach Prioritäten gereihte To-do-Listen könnten laut Mayer helfen, Tag für Tag über die Runden zu kommen. "Man muss sich dann allerdings im Klaren sein, nie zum Ende der Liste zu kommen."