BAT musste zuerst die Organisation anpassen

Was lange währt, wird endlich SCM

26.05.2000
WIEN (qua) - Schon vor drei Jahren wollte der im englischen Southhampton beheimatete Konzern British American Tobacco (BAT) den "Supply Chain Planner" von I2 Technologies einführen. Wie der für das Supply-Chain-Management (SCM) verantwortliche Entwicklungsleiter Tony Dykes berichtete, braucht es aber mehr als ein Tool, um komplexe Lieferketten zu ordnen.

Die sinkenden Margen zu Beginn der 90er Jahre hatten BAT zu einer Verringerung der Fertigungsbetriebe genötigt. Etwa ein Viertel der Produktion wird so außerhalb der jeweiligen Landesgrenzen verkauft; die Zulieferketten sind schwer zu überblicken. Mangelnde Transparenz und fehlende Kostenkontrolle führten dazu, dass es durchschnittlich einen Monat dauerte, bevor sich Änderungen in der Bedarfsplanung in den Produktionsstätten auswirkten.

Das ERP-System konnte bei diesem Problem nicht helfen, weil es keine detaillierten Planungsmöglichkeiten bietet. Diese Lücke sollte der Supply Chain Planner füllen. Doch zunächt verschwand das Tool für zwei Jahre im Regal, weil BAT seine Organisation erst einmal einem umfassenden Reengineering unterziehen wollte.

Ende 1998 begann das Unternehmen mit der Implementierung des I2-Produkts. Aber bald stellte sich heraus, dass es sein ursprüngliches Konzept revidieren musste: Wurde das Projekt zunächst auf die britische Niederlassung beschränkt, erwies sich das in der Praxis als unmöglich.

Die Zulieferketten waren über viele Länder und unabhängige Management-Einheiten verteilt, was zu unklaren Verantwortlichkeiten führte. Zudem hatten diejenigen, die die Voraussagen trafen, mit den Folgen nichts zu schaffen; mangelnde Effizienz wurde unter "Geschäftskosten" verbucht. Da nicht alle Quellen und Absatzmärkte involviert waren, blieb die umfassende Transparenz eine Illusion.

Abhilfe schuf BAT durch eine globale Netzstruktur: Fabriken und Märkte wurden organisatorisch zu "Clustern" zusammengefasst. Oberstes Kriterium war, dass zwischen einem Fabrikverbund und einem Markt-Cluster eine Eins-zu-eins-Beziehung bestand. Dazwischen geschaltete "Planungszentren" sollen ab Ende dieses Jahres die komplexen Vorgänge innerhalb jedes Cluster-Pärchens regeln. So will der zweitgrößte Tabakverarbeiter der Welt die organisatorischen Voraussetzungen für das SCM-System schaffen und nach außen als geschlossene Einheit erscheinen, ohne die dezentrale Organisation zu ändern.

Abb: Zwischen den 90 Fabriken und 160 Märkten bestehen komplexe Beziehungen. Quelle: BAT