Analyse des Wall Street Journal

Was läuft falsch bei HP?

08.11.2012
Von 


Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Schrumpfendes Produktgeschäft

Laut Gartner-Zählung war HP im vergangenen Jahr Marktführer im PC-Geschäft. Während Lenovo stetig mehr Einheiten absetzt, schwankt HPs Abstz erheblich. Neueste Gartner-Zahlen vom dritten Quartal 2012 sehen Lenovo vorn.
Laut Gartner-Zählung war HP im vergangenen Jahr Marktführer im PC-Geschäft. Während Lenovo stetig mehr Einheiten absetzt, schwankt HPs Abstz erheblich. Neueste Gartner-Zahlen vom dritten Quartal 2012 sehen Lenovo vorn.

Jeder bedeutende Geschäftsbereich bei HP steckt inmitten einer branchenweiten Schrumpfkur und verliert Marktanteile. Der weltweite PC-Verkauf war im vergangenen Quartal um acht Prozent rückläufig, weil Käufer Smartphones und Tablets bevorzugen. HPs Anteil am PC-Markt sackte laut IDC von 17,4 Prozent zu Jahresbeginn auf 15,9 Prozent im dritten Quartal 2012.

Der Markt für Drucker ging im jüngsten Quartal um drei Prozent zurück, ebenso der Absatz von Servern. Letzteres hat seine Ursache in einer unumkehrbaren Marktveränderung: Unternehmen wenden sich vermehrt Online-Services zu und benötigen dadurch weniger Hardware.

Schaden genommen hat HPs Business zudem durch die Auseinandersetzung mit Oracle. Der Datenbankkonzern, bei dem Ex-CEO Mark Hurd nur wenige Monate nach seinem Rauswurf bei HP als President anheuerte, hatte im März 2011 angekündigt, seine Software nicht mehr für Intels Itanium-Plattformen zu entwickeln, die HP wiederum in den High-end-Servern verbaut. Der Rechtsstreit zog sich über mehr als ein Jahr hin. Im August 2012 konnte HP einen Erfolg verbuchen: Der Santa Clara County Superior Court in San Jose, Kalifornien, entschied, dass Oracle vertraglich dazu verpflichtet ist, weiterhin Software für Itanium-Prozessoren zu entwickeln.

Während die Verkäufe schrumpfen, steigen die Kosten. Im Fiskaljahr 2011 wuchs die Belegschaft um rund 25.000 Mitarbeiter, obwohl sich schon rückläufige Einnahmen abzeichneten. In den ersten neun Monaten 2012 sackten die Einnahmen gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um fünf Milliarden Dollar auf 90,4 Milliarden Dollar ab, doch die verkaufsgebundenen Kosten stiegen weiter.

HP habe durchaus wettbewerbsfähige Produkte im Portfolio, das Unternehmen sei aber "unfähig, den Mehrwert, den HP bietet, darzustellen", kritisierte Gartner-Analyst Martin Reynolds.

HPs aktueller Lösungsansatz: Die Tage des schnellen Wachstums sind für HP vorbei, vermutet Whitman, man werde künftig parallel zum Marktdurchschnitt zulegen. Den Profit will die Chefin verbessern, indem sie Produkte, die sich nicht gegenüber der Konkurrenz abheben, einstellt. Dazu zählt sicher die Hälfte der 2100 verschiedenen Laserdrucker. Zudem strebt Whitman ein frischeres Produktdesign insbesondere in der PC-Sparte an. (jha)