Analyse des Wall Street Journal

Was läuft falsch bei HP?

08.11.2012
Von 


Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Dürftige Investitionen

HPs Ex-CEO Mark Hurd schaffte es, den Gewinn des Konzerns immer wieder zu verbessern. Das gelang ihm zum Teil, indem er die Ausgaben für Programme kürzte, die langfristigen Erfolg versprechen. Der Etat für Forschung und Entwicklung sackte beispielsweise von 3,5 Milliarden Dollar pro Jahr bei Hurds Amtsantritt auf drei Milliarden Dollar zum Zeitpunkt seiner Demission.

Zu den Sparten, die unter Hurds Kürzungen besonders zu leiden hatten, zählte die Service-Sparte. Nach der 13 Milliarden Dollar teuren Übernahme von EDS im Jahr 2008 musste sie einige tausend Stellen streichen, obwohl bekannt war, dass das Outsourcing-Geschäftsmodell von EDS enorme Investitionen in Niederlassungen, IT-Equipment und Mitarbeiter erfordert und auf großen, langlaufenden Kundenverträgen fußt.

Nach drei Jahren voller Kürzungen erklärte HP-Chef Apotheker 2011: HPs Servicegeschäft verfüge nicht über die erforderlichen Mittel und Fähigkeiten, um im Wettbewerb um umfangreiche Aufträge zu bestehen.

Erst kürzlich hatten vier große HP-Kunden ihre Verträge nicht verlängert. Anders als das Druckergeschäft, das bei schlecht laufenden Verkäufen weniger Teile ordern und die Produktion drosseln kann, basiert das Servicegeschäft auf einer Vielzahl von Beratern und Mitarbeitern. Die Kosten parallel zum ausbleibenden Umsatz zu senken, mündet daher zwangsläufig in einen Teufelskreis. "Im Technologiegeschäft ist Kostensenken keine großartige Langfriststrategie", warnte Rob Cihra, Analyst bei Evercore Partners.

Im Analysten-Meeting räumte Whitman ein, dass frühere Einschnitte in der Produktentwicklung dem Unternehmen empfindlich geschadet hätten. Sichtbar sei dies besonders im schnell wachsenden Druckergeschäft, wo HP seinen Marktauftritt seit sieben Jahren nicht verändert habe.

HPs aktueller Lösungsansatz: HP plant Teile der Einsparungen, die man sich mit den Stellenstreichungen erhofft, in die Forschung und Entwicklung zu investieren. Zudem werde man neue Software einführen, um Abläufe im Verkauf zu verbessern und Mitarbeiter etwa im Consulting effizienter einsetzen zu können.