Jochen Hoscheid im Interview

Was Kunden vom Netzpartner IBM erwarten dürfen

12.11.2009
Wieso entdeckt IBM das Netzgeschäft wieder? Welche Produkte vermarktet der Konzern? Jochen Hoscheid, Leiter des Networkings-Bereichs, erklärt im Gespräch mit Computerwoche-Redakteur Jürgen Hill, iBMs wiederentdeckte Liebe zum Netz.

CW: IBM meldet sich im Networking Business zurück, nachdem man dort jahrelang nicht mehr sichtbar war. Warum?

Jochen Hoscheid, Leiter Networking-Bereich bei IBM: Wir fahren einen Best-of-Breed-Ansatz.
Jochen Hoscheid, Leiter Networking-Bereich bei IBM: Wir fahren einen Best-of-Breed-Ansatz.
Foto: IBM

Hoscheid: Dem widerspreche ich, wir hatten uns nie aus dem Netzgeschäft verabschiedet. Die IBM hatte sich nur verändert, nämlich von einem Netzwerk-Hardware-Entwickler zu einem Netzwerk-Reseller, hauptsächlich mit dem Partner Cisco. Jetzt nehmen wir zusätzliche Produkte von anderen Herstellern auf, um unsere Strategie einer dynamischen Infrastruktur auszubauen.

CW: Welche Auswirkungen hat das konkret?

Hoscheid: Physikalische Komponenten wie Storage und Server hatten wir bereits. Diese ergänzen wir jetzt mit eigenen IBM-OEM-Label-Produkten im Netzbereich, sowohl auf der Infrastruktur- als auch der Virtualisierungsebene. Zu diesen fügen wir eigene Software hinzu.

CW: In der Partnerschaft mit Cisco hängt doch wohl der Haussegen schief, seit der Konzern in Ihre Stammdomäne, das RZ-Business, eindringt?

Hoscheid: Nun ja, ich spreche jetzt für die Netzwerk-Hardware-Division, und wir fahren einen Best-of-Breed-Ansatz. Da haben wir unter anderem Cisco neben Produkten von Juniper oder Brocade im Portfolio, weil unsere Kunden Produkte von allen drei Herstellern nachfragen.

CW: Best-of-Breed-Ansatz? Kleben Sie nur ein IBM-Label auf die Produkte, oder findet ein Reengineering statt?

Hoscheid: Wir nehmen die Geräte auf, um einen Zusatznutzen zu kreieren. So investieren wir hier auch in bestimmten Bereichen und haben beispielsweise die Systems Management-Lösungen "System Director" und "Tivoli" um Management-Funktionalitäten für diese Produkte erweitert.

CW: Kehrt die IBM damit zurück zu den Diensten einer IBM Global Servcies?

Hoscheid: Das ist anders zu sehen. Wir haben auch in den letzten Jahren über unsere Servicefraktion Netzdienstleistungen angeboten. Wir haben jetzt lediglich einen weiteren Kanal geöffnet, über den wir unter dem IBM-Label Netzhardware von anderen vermarkten. Der Servicearm wird davon nicht berührt, im Gegenteil, er hat eigene Angebote, um unser Portfolio zu ergänzen. Das zeigt auch unsere strategische Ausrichtung: Wir sehen nicht nur das einzelne Hardware, sondern die Kombination aus Hardware und Software. Über die kommt dann noch der Umbrella unserer Serviceorganisation. Letztlich geht es uns nicht um einen Switch selbst, sondern seine Rolle in einem Gesamtkonzept, das wir mit dem Kunden erarbeiten. Der Kunde profitiert zudem davon, dass er bei Problemen nur einen Ansprechpartner hat.