Linux, Apache, Eclipse

Was kostet Open Source?

05.02.2009
Von 
Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.

Wie große Unternehmen kalkulieren

Wie große Unternehmen vorgehen, wenn sie Kosten und Nutzen eines Open-Source-Einsatzes prüfen, erläutert Michael Jores, Director Linux & Data Center Sales bei Novell. "IT-Verantwortliche setzen am Betriebskonzept an", so seine Erfahrung. Dabei stehe oft die Frage am Anfang, was man durch Standardisierung gewinnen könne. Solche Überlegungen bezögen sich sowohl auf die Hardware, die sich etwa mit einem Wechsel auf x86-Server vereinheitlichen lasse, als auch auf die eingesetzten Betriebssysteme. Beispielsweise könne eine IT-Abteilung entscheiden, künftig vom x86-Server bis hin zum Großrechner nur noch eine einzige Betriebssystem-Plattform wie Suse Linux Enterprise Server einzusetzen. In der Kalkulation verglichen die Unternehmen anschließend das bestehende Betriebskonzept mit der standardisierten Umgebung.

Die Deutsche Rentenversicherung Baden-Württemberg (DRV BW) ging nach diesem Muster vor. "Unsere Infrastruktur war sehr heterogen", berichtet IT-Leiter Falk-Oliver Bischoff. "Wir hatten fast zehn verschiedene Betriebssysteme im Einsatz, von Windows, AIX und Netware bis hin zu Sinix, dem einstigen Unix-Derivat von Siemens." Bei der Entscheidung für den Einsatz von Linux auf Servern für die SAP-Anwendungen war die Plattformkonsolidierung für den IT-Chef ausschlaggebend. Deren Effekte seien vor allem am Personalstand festzumachen: Für jede Server-Plattform muss mindestens ein verantwortlicher Administrator und ein Stellvertreter zur Verfügung stehen.

Die DRV BW beließ es indes nicht bei Schätzungen, sondern organisierte eine detaillierte TCO-Analyse (TCO = Total Cost of Ownership). Bischoff nutzte das Rahmenwerk "IT Wibe" ("Wirtschaftlichkeitsbetrachtung für Projekte in der Informationstechnik"), das für Bundesbehörden verpflichtend ist. Ergebnis: Unterm Strich war die Linux-Variante günstiger als ein Szenario mit Windows-basierenden Servern. Das gilt sowohl für die reine Server-Seite als auch für die ermittelten Kosten pro Arbeitsplatz. Die TCO maß das Projektteam über den Abschreibungszeitraum der Server, der in der Regel vier bis fünf Jahre beträgt. Grundlage für den Vergleich war ein detailliertes Kostenstellenmodell, das die DRV BW bereits zuvor eingeführt hatte. Bei der IT Wibe handele sich zwar um ein "relativ sperrig handzuhabendes und komplexes Instrument", so Bischoff. Doch sein Team sei am Ende damit zurechtgekommen.