Begriffswirrwarr auf der Hannover-Messe:

Was ist eigentlich ein Personal-Computer?

09.05.1980

In einem 1979 in den Vereinigten Staaten erschienenen Buch wird der

Personal-Computer folgendermaßen definiert: "Ein Personal-Computer ist klein, relativ preisgünstig und so gebaut, daß er auf den Schreibtisch eines Mitarbeiters paßt, um dort Datenverarbeitungsfunktionen durchzufahren - unabhängig von der Größe, des Unternehmens."

Derselbe Autor, Daniel R. McGlynn, trennt allerdings nicht zwichen Hobby-Computer, Heim-Computer und Mikro-Computer. Die Hannover-Messe war ein guter Anlaß, die Meinungen der EDV-Hersteller zu der Definition zu erfragen vor allen Dingen, weil im Messekatalog unter dem Begriff "Personal-Computer" 52 Hersteller ihre Produkte anboten.

Hier ein Ausschnitt der geäußerten Meinungen einiger dieser 52 Anbieter ohne Wertung. Die Auswahl der besuchten Stände war rein zufällig. Auf die Bitte, "Würden Sie mir Ihren Personal-Computer zeigen", konnten folgende Reaktionen beobachtet werden:

BASF: "Eine Frechheit, unsere Systeme als Personal-Computer zu bezeichnen. Wir haben nur professionelle Systeme und keine Spielcomputer."

Compucorp: "Unsere Computer bezeichnen wir eigentlich nicht als Personal-Computer. Allerdings ist die Definition problematisch. Hier müßte Klarheit geschaffen werden."

Digital Equipment: "Ja, wir haben einen Personal-Computer, das System muß Zeitdatenerfassung und Personaldatenbanken bearbeiten können. Wir bezeichnen keinen speziellen Typ als Personal-Computer."

Olivetti: "Nein, wir haben keinen Personal-Computer; das sind Systeme unter 5000 Mark."

NCR: "Ja, wir haben einen Personal-Computer, es ist der Typ 2950."

3M Deutschland GmbH: "Der Eintrag im Katalog unter Personal-Computer muß ein Irrtum sein."

Olympia Werke: "Ja, wir haben einen Personal-Computer, der zirka 3500 Mark kostet."

Ormig: "Nein, wir sind falsch in den Katalog eingetragen worden."

Nixdorf Computer: "Wir bezeichnen unseren Computer LK 3000 als Personal-Computer, denn Sie können ihn persönlich benutzen; er hat die Größe eines Taschenrechners und ist gedacht als elektronisches Notizbuch, Terminkalender, Wörterbuch, Währungstabellenspeicher, Rechner etc. Das Gerät kostet 420 Mark in der Grundausstattung."

Damit war das Chaos endgültig perfekt. Anscheinend weiß kaum einer von den Mitarbeitern der Hersteller, die unter Personal-Computer in das elektronische Besucherinformationssystem (eBi) und den Katalog eingetragen waren, genau, was eigentlich darunter zu verstehen ist.

Nach der gängigen Meinung von Fachleuten sollte man den Mikro-Computer in

- Hobby-Computer

- Home-Computer

- Personal-Computer

- Büro-Computer

- Small-business-Computer

einteilen.

Selbstverständlich sind auch hier wieder Überschneidungen mit den sogenannten Minicomputern speziell im Büro- und Small-business-Bereich festzustellen. Aber auch die "mittlere Datentechnik" spricht den Small-business-Bereich an.

Am einfachsten ist sicher die Definition, die nur von der Anwendungsseite ausgeht. So kann zum Beispiel ein Personal-Computer selbstverständlich nur zum Spielen benutzt werden - oder ein Hobby-Computer mit entsprechender Ausstattung nur kommerziell im Einsatz sein. Die nebenstehende Übersicht versucht, einige Kriterien der verschiedenen Anwendungen zu analysieren.

*Klaus Jamin ist Professor an der Fachhochschule München.