Identity-Management

Was IdM-Projekte gefährdet

26.06.2007
Von Katharina Friedmann

Auch Analysten halten die überzogenen, primär von den Herstellern geweckten Erwartungen in IdM für kontraproduktiv. "Die Anbieter verkaufen IdM und stellen es so dar, als ließen sich mit ihrem Produkt an einem Wochenende sämtliche Probleme lösen", kritisiert Mike Neuenschwander, Vice President und Research Director bei der Burton Group. Dem sei jedoch nicht so: Da sich jede Organisation in einer anderen Situation befinde, sei auch jeder IdM-Einsatz einzigartig. Wer von IdM profitieren wolle, müsse im Vorfeld eines Projekts seine Organisations- und Geschäftsprozesse kennen und allem voran für eine saubere Datenbasis sorgen.

Nach Erfahrung der Stuttgarter Deron Systemhaus GmbH führt das von den IdM-Herstellern suggerierte Easy-Doing zu einer gewissen Blauäugigkeit in Anwenderkreisen. Die Folgen sind falsche Budgetplanungen und meist zu knapp bemessene Umsetzungszeitrahmen. Ein Grund dafür ist nach Angaben von Deron-Geschäftsführer Klaus Scherrbacher der unterschätzte Aufwand für die firmenspezifische Anpassung der Workflows. Erst dadurch entstehe aber der IdM-Nutzen.

Auch Analyst Neuenschwander weiß von Fällen, in denen die ursprünglichen IdM-Etats um das Fünffache überzogen wurden und die Projektlaufzeiten doppelt so lang gerieten wie zunächst angesetzt. Insbesondere im komplexen Bereich Rollen-Management habe es dramatische Fehlschläge gegeben. "Wir haben erlebt, dass Unternehmen ein bis zwei Millionen Dollar in rollenbasierende Zugriffskontrolle investiert und das Projekt dann aufgegeben haben, weil kaum etwas damit erreicht wurde", so der Analyst. Es herrsche demnach große Diskrepanz zwischen der Marketing-Botschaft oder der Vision rund um IdM und der tatsächlichen Umsetzung. "IdM erfordert weit mehr finanziellen Aufwand und Zeit, als die Anbieter glauben machen wollen", betont Neuenschwander.

Keine sauberen IdM-Konzepte

"Häufig fehlt den Unternehmen ein durchgängiges IdM-Konzept", nennt Deron-Chef Scherrbacher einen weiteren neuralgischen Punkt bei der IdM-Einführung. Das 2001 als Spin-off der Fraunhofer-Gesellschaft gegründete Unternehmen hat in den vergangenen zwei Jahren zwölf IdM-Projekte "adoptiert", die im ersten Anlauf aus dem Ruder geraten waren.