Was IBM in der Cloud bietet

30.03.2011
IBMs Strategie für Cloud Computing steht auf zwei Säulen: LotusLive stellt Standarddienste für Collaboration bereit. Individuellere Ansprüche erfüllt der Anbieter mit Hilfe seiner Dienstleistungssparte.

Eine wichtige Basis für IBMs Cloud-Strategie bilden die Softwarelösungen der Collaboration-Sparte Lotus, die im On-Demand-Modell bereitgestellt werden. Das erscheint sinnvoll, schließlich sind Collaboration-Anwendungen wie E-Mail oder Web-Konferenzen prädestiniert für das Cloud Computing. Entsprechende Angebote sind in großer Zahl und schon seit vielen Jahren auf dem Markt.

Lotus-Baukasten in der Cloud

Das Lotus-Portfolio bietet einen Bauchladen an Techniken zur Zusammenarbeit von Mitarbeitern und Teams innerhalb und außerhalb eines Firmennetzes. Im Cloud-Geschäft vermarktet IBM diese Produktlinie unter dem Namen "LotusLive". Die unter dieser Bezeichnung subsumierten Services lassen sich miteinander kombinieren.

Wer alle Möglichkeiten ausschöpfen möchte, kann die komplette "LotusLive Collaboration Suite" nutzen. Sie vereint Funktionen für E-Mail, Kalender, Instant Messaging, Web-Konferenzen, File-Sharing und soziale Netze. Daneben existiert eine etwas abgespeckte Variante. Sie gleicht weitgehend der vollständigen Suite, enthält aber keine Möglichkeit zu Online-Besprechungen.

Neben diesen umfangreichen Paketen gibt es Cloud-Dienste für einzelne, spezifische Aufgaben. Auf die digitale Post beschränkt sich beispielsweise "LotusLive Notes". Anwender können über den Mail-Client "Lotus Notes" auf "Domino"-basierende E-Mail- und Kalender-Server zugreifen, die von IBM gehostet werden. Mobile Endgeräte lassen sich mit dem "Lotus Notes Traveler" sowie dem "Blackberry Enterprise Server" anbinden. Diesem Angebot auf Notes- beziehungsweise Domino-Basis stellt IBM den Web-basierenden Mail- und Kalenderservice "LotusLive iNotes" zur Seite.

Das neue zukunftsträchtige Feld der Kommunikation via Social Media beackert IBM mit "LotusLive Connections". Das Cloud-Paket stellt unter anderem Funktionen für soziale Netze ("Communities"), Instant Messaging, den Datenaustausch, das Verwalten gemeinsamer Aufgaben und Aktivitäten sowie das Projekt-Management zur Verfügung.

Ein Cloud-Service ausschließlich für Online-Besprechungen ist "LotusLive Meetings". Wer diesen Dienst um Event-Management erweitern möchte, ist bei "LotusLive Events" gut aufgehoben. Zu den Möglichkeiten gehören zum Beispiel automatische Ankündigungen via E-Mail.

Die Funktionen von Connections und Meetings führt der Cloud-Dienst "LotusLive Engage" zusammen. Dabei können externe Teilnehmer über einen kostenlosen Gastzugang eingebunden werden. Der Community-Dienst bietet Plattformen für File-Sharing und Diskussionen sowie Aktivität- und Bookmark-Verwaltung für die Gruppenmitglieder.

Schnittstelle zu Salesforce.com

IBM kooperiert zudem mit anderen Anbietern, um seinem Cloud-Angebot weitere Werkzeuge hinzuzufügen. Unter anderem haben die Nutzer des CRM-Cloud-Spezialisten Salesforce.com die Möglichkeit, ihre Kunden mit Hilfe von LotusLive zu einer Präsentation oder Besprechung einzuladen. Eine Partnerschaft im Bereich des Kundenbeziehungs-Managements unterhält der Konzern zudem mit SugarCRM, Anbieter des gleichnamigen, quelloffenen CRM-Tools. Wer während seiner Collaboration-Session auch telefonieren möchte, kann von LotusLive aus auf die Dienste von Skype zugreifen. Eine bemerkenswerte Möglichkeit hat die Zusammenarbeit mit dem US-amerikanischen Logistikkonzern UPS hervorgebracht: Aus LotusLive heraus können Anwender Pakete verschicken.

Weitere Schnittstellen verbinden das Lotus-Cloud-Angebot unter anderem mit der E-Signatur-Software von Silanis, dem Archivierungsservice von Sonian, dem Kalenderdienst Tungle sowie Vondle Live, einem Werkzeug für das gemeinsame Bearbeiten von Dokumenten.

Testzugang zur Cloud

Daneben nutzt IBM sein Cloud-Angebot auch, um Anwendern den Zugang zu neuen Technologien zu ermöglichen. Unter "LotusLive Labs" können Cloud-Anwendungen getestet werden, die quasi gerade die Entwicklungslabors verlassen haben. Zu den Software-Tools, die zurzeit verfügbar sind, zählt zum Beispiel "Collaborative Recorded Meetings". Dieser Service zeichnet Online-Meetings auf und erzeugt aus Präsentatio-nen sowie Audio- und Videoaufzeichnungen automatisch ein Protokoll.

"LotusLive Symphony" ist eine Web-basierende Variante von IBMs gleichnamiger Bürosuite. Der Dienst stellt Online-Editoren für Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und Präsentation zur Verfügung. Aufgrund des Cloud-Konzepts lassen sich Dokumente im Team erstellen und bearbeiten.

Weitere Services, die unter LotusLive Labs verfügbar sind:

- Event Maps - eine interaktive Termin- und Event-Übersicht für Konferenzen.

- Composer - ein Editor, mit dem Mashups aus bestehenden LotusLive-Diensten erstellt werden können.

- Slide Library - ein Werkzeuge, um Präsentationen zu verwalten.

LotusLive in der Praxis

Auf besonderes Interesse stoßen die LotusLive-Dienste offenbar bei Organisationen, deren Standorte beziehungsweise Mitarbeiter räumlich sehr verteilt sind. Die Deutsche AIDS-Hilfe arbeitet zum Beispiel mit LotusLive Engage, um die Zusammenarbeit ihrer 7000 fest angestellten und ehrenamtlichen Mitarbeiter über das gesamte Bundesgebiet hinweg zu unterstützen. Crawford & Company, ein Spezialist für Schadensregulierung, nutzt LotusLive iNotes für seine 700 Niederlassungen in 63 Ländern.

Interne und externe Clouds

Neben Software beziehungsweise Software as a Service (SaaS) bietet IBM auch Dienstleistungen an, mit deren Hilfe Unternehmen Cloud Computing für sich nutzen können. Wer etwa aus Gründen der Sicherheit eine Private Cloud aufbauen möchte, kann dafür auf diverse Konzepte zurückgreifen. Diese unterscheiden sich darin, wie weit die eigene IT-Umgebung in die Hände von IBM gegeben wird.

- Die klassische Private Cloud managt das Anwenderunternehmen selbst. IBM liefert die passende Infrastruktur und die Plattform beziehungsweise die Middleware.

- Bei der Managed Private Cloud behält die Firma ihre eigene Infrastruktur. Die Anwendungen werden aber von IBM verwaltet.

- Bei der Hosted Private Cloud liegt auch die komplette Infrastruktur des Unternehmens bei IBM.

- Eine Sonderform stellt die Community Cloud dar. Bei diesem Modell wird die Hosted Private Cloud von mehreren Anwenderunternehmen gleichzeitig genutzt.

Rechenleistung nach Bedarf

Daneben offeriert IBM bei Bedarf weitere Servicemodelle im Cloud-Umfeld, beispielsweise Infrastructure as a Service, Platform as a Service, Desktop as a Service und natürlich Software as a Service. Zusammen mit einem großen Kunden betreibt Big Blue ein Projekt, auch Geschäftsprozesse etwa in der Personalabteilung und im Einkauf ebenfalls in die Datenwolke zu verlagern.

Das Modell Infrastructure as a Service (IaaS) stellt Unternehmen Rechenkapazität und Datenspeicher nach Bedarf zur Verfügung. Benötigt der Anwender darüber hin-aus eine Laufzeitumgebung, ist Platform as a Service (PaaS) für ihn der Dienst der Wahl. Ein Anwenderbeispiel liefert StoneOne. Der IT-Dienstleister aus Berlin nutzt Infrastrukturressourcen von IBM auf IaaS- beziehungsweise PaaS-Basis, um seinen Kunden eine Plattform zu bieten, auf der diese wiederum eigene Anwendungen Cloud-fähig machen können.

Mit Hilfe eines Cloud-basierten Desktop-Angebots - also Desktop as a Service - von IBM haben die Verantwortlichen des Pike County im US-Bundesstaat Kentucky die IT-Versorgung ihrer Lehreinrichtung auf den neuesten Stand gebracht. Die insgesamt mehr als 10.000 Schüler arbeiten nun mit einem virtuellen Desktop, um auf verschiedene Anwendungen zuzugreifen. Die Applikationen liegen auf IBM-Servern. Als Oberfläche dient ihnen ein Browser oder ein spezieller Client. Der dazugehörige Service heißt "Smart Business Desktop". Die Lösung kann im Rechenzentrum des Anwenders oder bei IBM betrieben werden. (wh/jha)