Querschnittsfunktionen zuerst
Angefangen hat Daimler dabei mit den Querschnittsfunktionen (Corporate Functions) Human Resources sowie Finance & Controlling. "Diese Bereiche schreien regelrecht nach Standardisierung", führte der CIO aus. Inzwischen verfüge Daimler zum Beispiel in Sachen Mitarbeiterverwaltung über einen weltweit standardisierten Prozess, der einheitlich von der IT unterstützt werde. Auch in Finance & Controlling arbeite man an globalen Lösungen, genau wie im Procurement, in Marketing und in Sales.
Das Domainen-Modell bringte, so lobte Gorriz, Business und IT zusammen: "Das ist wie eine gemeinsame Sprache, in der sich Fachbereiche und IT verständigen können." Mittlerweile habe der Automobilkonzern ein unternehmensweites Top-Level-Domain-Modell, in dem alle Geschäftsobjekte abgebildet sind und das zwischen den Hauptdomänen eine lose Kopplung realisiere: "Damit wollen wir bis 2015 unsere Applikationen um 40 Prozent reduzieren." Das Domänenmodell, das bis Ende des laufenden Jahres komplett implementiert sein soll, bilde die strukturierende Architektur.
Allerdings muss die Daimler IT vorher noch einige Integrationsarbeit leisten. Weil man nicht mit der Top-Level-Domain für den Gesamtkonzern begonnen hat, sondern mit den Domain-Modellen für die Fachbereiche, gibt es noch kein übergreifendes, an den Schnittkanten eindeutiges Model, sondern bislang noch zwölf ähnliche. "Mit den Domains der Fachbereiche zu beginnen, war theoretisch sicher nicht der sauberste Weg", räumte der CIO ein, "aber er war zur gegebenen Zeit der einzig gangbare." Die Erfolge, die man in den Fachabteilungen mit dem serviceorientierten Ansatz erzielt habe, hätten den Weg für die weiteren SOA-Pläne geebnet: "Anosnten wären die Vorteile lange Zeit rein theoretischer Natur geblieben."
Als nächste Agendapunkte auf dem Weg zur vollständigen Serviceorientierung stehen Ausbildungsmaßnahmen. Hinzu kommen die Anpassung des Governance-Modells sowie eine Adaption der Architektur-Tools auf das SOA-Paradigma.
Der Daimler-CIO betonte die Wichtigkeit eines einheitlichen IT-Operating beziehungsweise eines gemeinsamen IT-Prozessmodells. Der Automobilhersteller orientiert sich im Kern an den Itil-Prozessen, die er mit IT Strategy Management, Enterprise Architecture Management, Service Quality Management und Continuous Improvement sowie mit Skill Management und IT Financial Management flankiert. "Wenn Sie kein solches Modell haben, können Sie keine weltweiten Services betreiben; Ihnen fehlt praktisch das Fundament", warnte Gorriz.