In Algorithmen denken

Was Entwickler können müssen

01.11.2011

Kommunizieren und Präsentieren

CW: 89 Prozent Ihrer Mitarbeiter sind Softwareentwickler. Was müssen die außer Programmieren können?

Hellinga: Wenn jemand Freude daran hat, acht Stunden am Tag zu programmieren, merke ich das sehr schnell im Vorstellungsgespräch. Das ist eine ausgezeichnete Basis. Aber entscheidend ist, dass unsere Entwickler meist täglich Kontakt mit dem Kunden haben und dementsprechend kommunizieren können müssen. Unsere Organisation hat keine Abteilungen, wir arbeiten in Projektteams, die Kundenprobleme lösen. Darum können wir keine sozial gehemmten Bewerber nehmen.

Jörg Priewasser, BSI: "Kommunizieren können im Team ist auch für Entwickler wesentlich."
Jörg Priewasser, BSI: "Kommunizieren können im Team ist auch für Entwickler wesentlich."
Foto: BSI

Priewasser: Mitttlerweile verbringe ich nur noch 60 Prozent meiner Arbeitszeit mit Programmieren, den Rest damit, Prozesse zu analysieren und Gespräche zu führen. Man muss sich in die Geschäftsprozesse des Kunden hineindenken können. Da wir keine Einzelprojekte haben, müssen wir auch im Team kommunizieren.

CW: Haben die Einsteiger in Sachen Kommunikation und Präsentation noch Nachholbedarf?

Hellinga: Wir bieten seit jeher einen dreitägigen Kommunikations- und Präsentationskurs an, der für alle Mitarbeiter verpflichtend ist. Meine Beobachtung ist: Das Einstiegsniveau ist heute viel höher als noch vor Jahren. Die meisten haben gelernt zu präsentieren.

Staudt: Dazu haben ja schon etliche Referate in der Schule beigetragen. Da fühle ich mich sicher. Aber gut zu präsentieren und gut zu verhandeln sind zwei unterschiedliche Dinge. Zum jetztigen Zeitpunkt wäre ich mit Vertragsverhandlungen mit dem Kunden noch heillos überfordert.

Priewasser: Verträge mit dem Kunden auszuhandeln kann man auch nicht einfach lernen, man muss dabei gewesen sein. Das ist meine Erfahrung. Als Anfänger hatte ich das Problem, dass ich zum Kunden zu nett sein wollte. Dass einem das nicht unbedingt weiterhilft, merkte ich, als ich einem Projektleiter bei Verhandlungen über die Schulter schaute.