Das Projektgeschäft: Langfristig problematisch
Rückblick: Nach einem massiven, krisenbedingten Einbruch im Jahr 2009 konnte das Projektgeschäft 2010 um fast 1,5 Prozent zulegen. Die positive gesamtwirtschaftliche Entwicklung hat das Vertrauen in die Zukunft gestärkt, was wiederum zu einer steigenden Investitionsbereitschaft führte. Zusätzlich zu den laufenden Projekten insbesondere im Umfeld Konsolidierung, Harmonisierung und Compliance, wurden neue Themen angegangen, die während der Krise identifiziert worden waren, darunter beispielsweise Business Intelligence oder Unified Communication. Zudem bestand Nachholbedarf, zuvor auf Eis gelegte Vorhaben wieder anzugehen. Gebremst wurde die Entwicklung allerdings durch den nach wie vor herrschenden signifikanten Preisdruck.
Ausblick: Die im letzten Jahre begonnene Erholung wird sich nach heutiger Einschätzung auch 2011 fortsetzen. Für das Projektgeschäft erwartet PAC bis Jahresende mehr als vier Prozent Wachstum. Dabei zeigt sich, dass Anwender wieder bereit sind, in Innovation zu investieren - sofern diese einen nachweisbaren Mehrwert generiert. Die wichtigsten Bereiche, in denen die Unternehmen Handlungsbedarf sehen, sind nicht gänzlich neu, rücken aber wieder in den Vordergrund.
So kehrt zum Beispiel die Unterstützung von Unternehmenswachstum zurück auf der Prioritätenliste. Die Firmen wollen das Geschäft mit Bestands- und Neukunden ausbauen, neue Regionen erschließen und Vertriebskanäle bündeln. Weitere wichtige Investitionsfelder umfassen unter anderem Collaboration und Enterprise Mobility, CRM, Informations-Management, Compliance und Nachhaltigkeit, "Embedded IT", aber auch zahlreiche branchenspezifische Themen wie Product Lifecycle Management (PLM), Multichannel-Integration, E-Government, E-Health und Smart Energy. Der deutsche Markt für Projektgeschäft bietet also kurz- bis mittelfristig robuste Wachstumsaussichten.
Mittel- bis langfristig gerät der Markt allerdings durch Konzepte wie Cloud-Services und Outsourcing unter Druck. Sie werden auch einen massiven Einfluss auf die Anbieterlandschaft ausüben, ebenso wie auf Architektur und Preisgefüge konventioneller Dienstleistungen. Das gilt insbesondere für das Consulting- und Systemintegrationsgeschäft. Schließlich leben weite Teile des konventionellen IT-Dienstleistungsmarkts von Komplexität, Heterogenität und Individualität. Die Zukunft gehört aber einfachen, standardisierten, flexiblen Angeboten, wie sie etwa Outsourcer und Cloud-Provider versprechen.
- So kommen Sie groß raus ... oder?
Sie möchten, dass Ihre Projekte zäh verlaufen, weil Sie sich damit in der Firma profilieren können? Dann folgen Sie den Ratschlägen von Jürgen Rohr. - Tipp 1
Setzen Sie die Verantwortlichen unter Termindruck. Mit engen Terminen stellen Sie sicher, dass möglichst wenige Betroffene ins Boot geholt werden. Damit vermeiden Sie die sowieso unnötigen Diskussionen um Meinungs- sowie Wahrnehmungsunterschiede. - Tipp 2
Starten Sie mit einer problem-orientierten Ist-Analyse. Fragen Sie immer zuerst danach, was nicht gut läuft. Damit fokussieren Sie die Aufmerksamkeit aller Beteiligten auf die Schwächen der Organisation. Sie stellen sicher, dass niemand auf die Idee kommt, sich auf den Erfolgen der Vergangenheit auszuruhen. - Tipp 3
Geben Sie möglichst kein zusammenfassendes Feedback. Halten Sie die Betroffenen im Unklaren. Das fördert zwar die Gerüchteküche, hält aber den Änderungsaufwand für die Konzeptionierer gering. Sie erhalten schon mit dem ersten Wurf ein Konzept aus einem Guss - ohne lästige und zeitaufwändige Anpassung an unterschiedliche Wahrnehmungen der Beteiligten. - Tipp 4
Lassen Sie das Konzept ohne Beteiligung der Betroffenen ausarbeiten. Hier können Sie Aufwand und Budget einsparen. Jeder Betroffene wird mit seinen individuellen Ansichten sowieso nur das Konzept verwässern. Außerdem: Wenn ein Außenstehender den Sollzustand konzipiert, kommt endlich frischer Wind in die Organisation. - Tipp 5
Vermitteln Sie das Konzept frontal mit mindestens 100 PowerPoint Slides. Hier gilt: Je mehr Input, desto weniger lästige Rückfragen. Halten Sie das Präsentationstempo hoch. Planen Sie ja keine Zeit für die Diskussion ein. Das Konzept steht. Basta! - Tipp 6
Planen Sie keine Zeit für die Überarbeitung des Konzepts ein. Das wäre ja noch schöner: Sie planen knapp bei Budget und Terminen und wollen sich den Erfolg nicht durch unplanbare Überarbeitungsaufwände vermiesen lassen. Denn jede Überarbeitungsschleife würde den schönen Entwurf zerstören. - Tipp 7
Schränken Sie die Zugriffsrechte auf neue Tools möglichst stark ein. Ganz wichtig: Wenn Sie im Rahmen der Organisationsentwicklung neue Werkzeuge (zum Beispiel ein IT-System) einführen, achten Sie darauf, dass niemand außer den Konzeptionierern in der Lage ist, die Werkzeuge anzupassen. - Tipp 8
Lassen Sie die Betroffenen beim Umsetzen des Konzepts alleine. In diesem Punkt gilt das Motto: Die Leute werden sich schon umgewöhnen. Durch die Unterstützung während der Umsetzungsphase könnte wiederum das sorgfältig ausgearbeitete Konzept verwässert werden. Das ist unbedingt zu vermeiden. - Tipp 9
Vermeiden Sie persönlichen Kontakt zwischen den Beteiligten. Stellen Sie sich vor, was Sie hier an Reisekosten einsparen können. Diskussionen können auch per E-Mail geführt werden. Das spart richtig Geld. - Tipp 10
Betrachten Sie jegliches Feedback als persönliche Kritik. Wenn jemand mit einem Feedback zu Ihnen kommt, will er damit eigentlich sagen, dass Sie Ihre Arbeit nicht richtig gemacht haben. Das wirkt sich schlecht auf Ihr Selbstwertgefühl aus.