Thomas Tribius

Was der Springer-CIO zu Apple sagt

22.07.2008
Von 
Jan-Bernd Meyer betreute als leitender Redakteur Sonderpublikationen und -projekte der COMPUTERWOCHE. Auch für die im Auftrag der Deutschen Messe AG publizierten "CeBIT News" war Meyer zuständig. Inhaltlich betreute er darüber hinaus Hardware- und Green-IT- bzw. Nachhaltigkeitsthemen sowie alles was mit politischen Hintergründen in der ITK-Szene zu tun hat.

TRIBIUS: Schauen Sie sich die Produktphilosophie von Apple an: Beispielsweise die Werkzeuge, angefangen von der Benutzeroberfläche bis hin zum haptischen Empfinden. Alles ist ausgerichtet auf medienübergreifendes Arbeiten, dazu gehören Bewegtbilder, Fotos oder Text. Sehen Sie sich auch an, wie die Schnittstelle des Systems ins Internet entwickelt ist und wie Apple Innovationsführerschaft bei Lösungen für medienkonvergentes und intuitives Arbeiten erreicht. Wenn man all dies betrachtet, dann sagen wir bei Axel Springer, das ist eine völlig andere Klasse und ein völlig anderes Verständnis, das sich dann auch in Technologie niederschlägt, als dies bei einem klassischen PC der Fall ist. Dieser ist eher auf Effizienz getrimmt und auf die Automatisierung von Arbeitsabläufen abgestellt. Ein Windows-PC ist stark darauf ausgerichtet, eine Rückwärtskompatibilität sicherzustellen und traditionelle Arbeitsweisen zu unterstützen.

Dabei müssen Sie berücksichtigen, dass in Folge der Digitalisierungsoffensive die Arbeitsweise in der Contentproduktion sich radikal von traditionellen Arbeitsweisen verabschieden wird. Unsere Mitarbeiter sind Experten in der Bearbeitung von Content - das ist eine ihrer Kernkompetenzen. Und bei den sich in dem Zusammenhang ergebenden täglichen Nutzungsanforderungen machen kleine Unterschiede einen gewaltigen Effekt aus in der Frage, wie produktiv ein Mitarbeiter ist, wie viel Spaß er bei der Arbeit mit Technologie hat und wie kreativ er letztlich ist.

Boot Camp war wichtig für die Migrationsentscheidung

Das Thema hat uns schon seit einiger Zeit beschäftigt. Jetzt ist, dank verschiedener Voraussetzungen, die Zeit reif für Veränderungen. Beispielsweise aufgrund der Tatsache, dass mittels eines Softwarewerkzeugs wie Boot Camp auch Windows und Windows-Applikationen auf einem Apple-Rechner laufen. Auch deshalb konnten wir vor einem halben Jahr mit Apple in Verhandlungen treten und prüfen, ob wir eine strategische Partnerschaft etablieren können.

CW: Thema Unternehmenskultur: Was Sie sagen, hört sich ja sehr schön an: Mitarbeiter, die Spaß an der Arbeit haben sollen, die ihr kreatives Potenzial ausleben sollen. Die Realität in vielen Unternehmen ist aber heutzutage doch eher so, dass Mitarbeiter als lästiger Kostenfaktor angesehen werden. Meinen Sie das wirklich ernst, was Sie gerade bezüglich der Unternehmenskultur gesagt haben?

TRIBIUS: Das ist absolut ernst gemeint. Das ist von unserem Vorstandsvorsitzenden direkt initiiert worden. Wir sehen dies auch vor dem Hintergrund einer anderen konzernweiten Initiative: Wir wollen bis zum Jahr 2010 Europas kundenfreundlichstes Medienhaus werden. Das erreichen wir natürlich unter anderem besser, wenn unsere Mitarbeiter Spaß an der Arbeit haben. Die Forderung nach mehr Kundenorientierung geht vom Vorstand aus, und sie wird auch von meinem Bereich konsequent umgesetzt, denn hier kann die IT einen entscheidenden Beitrag leisten, denen wir glauben, Produktivität und Spaß an der Arbeit hängen eng miteinander zusammen. Technologie ist für ein Medienhaus ein absolutes Schlüsselfeld. Und da ist der Arbeitsplatz ein nicht unwesentliches Element.

CW: Was für eine Größenordnung hat das Projekt Migration auf Apple?