Softwarelizenzen

Was der Gebrauchtmarkt bietet

03.04.2008
Von Martina Lamping

Nicht benötigte Lizenzen verstauben in den Regalen

Auch wenn beim Lizenz-Abgleich eine Überlizenzierung festgestellt wird, können Unternehmen vom Gebrauchtmarkt profitieren. Dabei realisieren viele Unternehmen aber erst langsam, dass sich unvermutetes Tafelsilber auf ihren Rechnern befindet. Zuvor teuer eingekaufte Software wird durch strukturelle Veränderungen plötzlich überflüssig und verstaubt in den Regalen. "Bei nahezu jedem Unternehmen, das sich zum Lizenz-Verkauf an uns wendet, finden wir noch weit mehr Nutzungsrechte, von denen niemand mehr etwas geahnt hatte", berichtet Hirschberg von seinen Erfahrungen.

Immer mehr Unternehmen sehen in dem wachsenden Markt für gebrauchte Softwarelizenzen ein wirksames Beschaffungsinstrument.
Immer mehr Unternehmen sehen in dem wachsenden Markt für gebrauchte Softwarelizenzen ein wirksames Beschaffungsinstrument.
Foto: Experton Group

Die Ursachen für die Existenz überflüssiger Nutzungsrechte sind vielfältig: So verlangen die Software-Hersteller bisweilen eine Mindestabnahme ihrer Produkte, die die Anzahl der benötigten Lizenzen zum Teil weit übersteigt. Oder ein Unternehmen kauft in optimistischer Erwartung mehr Lizenzen ein als tatsächlich benötigt, um einen höheren Rabatt zu erzielen. Daneben gibt es auch die Fälle, in denen für ein anstehendes Projekt eine spezielle Software bereits beschafft wurde, die sich aber im weiteren Verlauf als ungeeignet erwies und durch eine alternative Lösung ersetzt werden musste. Eine Rückgabe an den Hersteller und die Rückerstattung der Lizenzkosten ist in solchen Fällen in aller Regel nicht möglich. Die Erfahrung zeigt, dass nahezu jedes Unternehmen über weit mehr ungenutzte Lizenzen verfügt als ursprünglich angenommen.

Auch wenn ein Überschuss zweifellos den angenehmeren Fall einer Fehllizenzierung darstellt: Ungenutzte Lizenzen - vor allem solche, die unentdeckt bleiben - schaden dem Unternehmen. Auf der einen Seite wird Kapital gebunden, das in der Regel an anderer Stelle dringend gebraucht würde. Auf der anderen Seite zahlen die Firmen für ungenutzte Lizenzen unnötige Wartungsgebühren, die Jahr für Jahr mit 15 bis 25 Prozent des Einkaufspreises zu Buche schlagen. Langfristig werden so immense Kosten verursacht. Eine Option ist die sofortige Kündigung der Wartungsverträge mit den jeweiligen Herstellern; in jedem Fall für die nicht mehr eingesetzte Software, gegebenenfalls aber auch für Anwendungen, die seit Jahren stabil und unverändert ihren Dienst verrichten.

Für jene Programme, die sich im Zuge der Überprüfung als überflüssig erwiesen haben, löst die Kündigung der Wartung aber immer noch nicht das Problem des unnötig gebundenen Kapitals. Eine Alternative ist der Verkauf auf dem Markt für Gebraucht-Software: "Software-Lizenzen stellen einen erheblichen Vermögenswert dar", erklärt Hirschberg. "Wenn der Unternehmer überschüssige Lizenzen zum Kauf anbietet, stoppt er dadurch nicht nur die Kostenexplosion durch die Wartungsverträge. Er kann dem Unternehmen so auch einen Teil des ehemals investierten Kapitals zurückführen." Schließlich käme auch niemand auf die Idee, nach dem Kauf eines neuen Wagens den alten direkt zum Schrottplatz zu bringen.