SOA und Outsourcing

Was den Entwicklerjob verändert

25.11.2008
Von 
Ina Hönicke ist freie Journalistin in München.
Der Termindruck ist hoch, die Konkurrenz durch Inder groß: Wer hierzulande Software entwickelt oder integriert, muss für Veränderungen gut gerüstet sein.

Entwickler ist nicht gleich Entwickler: Bei Capgemini sd&m arbeiten Architekten, Softwareentwickler und -tester. Alexander Hofmann, Leiter Research bei Capgemini sd&m, legt Wert auf diese Unterscheidung, da sie bei der Qualifizierung der Softwareprofis eine wichtige Rolle spielt.

IT-Systeme werden komplexer

Seit einiger Zeit beobachten die Software- und Personalverantwortlichen bei dem Beratungs- und Softwareunternehmen, dass sich die Berufsbilder parallel zu den aktuellen Marktentwicklungen verändern. Hofmann beschreibt vier Treiber: Weit oben stehe die "steigende Systemkomplexität". Sie entstehe durch den höheren Bedarf an Integration von Standard- und Individualsoftware. Dazu komme, dass immer mehr Unternehmen nach Realtime-Architekturen auf SOA-Basis verlangten. "Der Erfolg eines Softwarehauses hängt davon ab, die IT-Profis auf diese steigende Komplexität vorzubereiten", resümiert Hofmann. Zwar biete die Universität das entsprechende Rüstzeug, nicht aber alle erforderlichen Verfahren. "Die Architekturkompetenz und moderne konstruktive und analytische Entwicklungsverfahren müssen vom Unternehmen kommen und zentraler Bestandteil der Ausbildung sein."

Komplexe Systeme und Termindruck erschweren die Arbeit der Entwickler.
Komplexe Systeme und Termindruck erschweren die Arbeit der Entwickler.
Foto: Fotolia

Die zweite Veränderung des Marktes sieht Hofmann im steigenden Termindruck bei Softwareprojekten. Immer häufiger würden Termine direkt an die Produkterscheinungstermine des Kunden gekoppelt. Der Capgemini-sd&m-Experte: "Unsere Entwickler müssen punktgenau und absolut verlässlich einen definierten Leistungsumfang für die Inbetriebnahme bereitstellen."

Inder locken mit kleinen Preisen

Den weltweit zunehmenden Wettbewerb beschreibt Hofmann als die dritte Veränderung. Indische Softwarehäuser agieren bereits am deutschen Markt. Die hiesigen Unternehmen müssen sich mit ausländischen Konkurrenten auseinandersetzen. Hofmann: "Nicht nur die Qualität der indischen Mitbewerber wird immer besser, sie können auch mit ihren Preisen locken."

Alexander Hofmann, Capgemini sd&m: "Die indischen Mitbewerber werden immer besser."
Alexander Hofmann, Capgemini sd&m: "Die indischen Mitbewerber werden immer besser."

Die vierte Veränderung ist die vermehrte Notwendigkeit der verteilten Entwicklung. Hofmann erklärt: "Da es hierzulande zu wenig Softwareingenieure gibt und wir flexible Modelle zur Preisgestaltung brauchen, müssen wir uns durch Kollegen aus anderen Ländern verstärken." Verteilte Entwicklung funktioniert aber anders, als wenn alle Tätigkeiten inhouse stattfinden. Die Vereinbarungen müssen noch klarer und detaillierter abgeschlossen, die Projekte besser vorbereitet, Lieferungen intensiver qualitätsgesichert werden. An das Berufsbild selbst stelle die verteilte Entwicklung ebenfalls neue Anforderungen. Hier sei mehr Ingenieursleistung gefragt. Hofmann: "Darunter verstehen wir, unsere eigene Fertigungstiefe aktiv zu steuern, Aufträge klar zu formulieren und die entsprechende Integration vorzunehmen." Um hierfür gerüstet zu sein, organisiert das Unternehmen Kurse in gemischten Teams aus deutschen und indischen Entwicklern und Architekten.

Um die Mitarbeiter auf dem Laufenden zu halten, bietet das Unternehmen umfangreiche Weiterbildungsmaßnahmen an. Diese sind in Arbeitsfelder wie Systementwicklung und -integration gegliedert. Eine wichtige Rolle spielen auch die Themen Qualitäts-Management und Projektleitung. Für die Personalverantwortlichen bei Capgemini sd&m steht fest, dass gerade ein Beratungshaus, dessen Mitarbeiter fast ausschließlich beim Kunden arbeiten, verpflichtet ist, sich Aus- und Weiterbildung aufs Panier zu schreiben. Zudem sei das Training ein hoher Motivationsfaktor, was die Fluktuationsrate niedrig halte.