"Ein CIO darf keine Dankbarkeit erwarten."

Was CIOs jungen Kollegen empfehlen

01.12.2012
Von 
Michael Schweizer ist freier Autor in München.

Länger als bis fünf

Foto: Volker Dirksen, Landwirtschaftsverlag

"Die Arbeit eines CIO ist sicher kein Nine-to-Five-Job", sagt Volker Dirksen, IT-Leiter des Landwirtschaftsverlags in Münster."Wenn notwendig, ist eine Ausweitung in die Abendstunden oder in das Wochenende durchaus üblich." Als Ratschlag könnte das heißen: Man sollte diese Arbeit nur machen, wenn man sie mag.

Die bekannteste Zeitschrift aus dem Landwirtschaftsverlag ist die "Landlust". 2007 wurden erstmals von einem Heft mehr als 200.000 Exemplare verkauft, im ersten Quartal 2012 waren es durchschnittlich mehr als eine Million. Führend ist der Verlag auch mit Online-Marktplätzen wie www.traktorpool.de für gebrauchte Land- und Baumaschinen. Die eher schwerfällige Datenverarbeitung, die Dirksen bei seinem Amtsantritt 2009 vorfand, wäre dem Wachstum nicht mehr gerecht geworden. In einem vielschichtigen, auch kleinteiligen Projekt transformierte er sie in eine sichere, skalierbare und modulare Applikationslandschaft und führte ein durchgängiges Enterprise-Architecture-Management (EAM) ein.

Zeit-Management nach eigenen Regeln

Damit er von seinen Mitarbeitern als Diskussionspartner akzeptiert wird, muss ein CIO technische Entwicklungen belastbar einschätzen können, empfiehlt Dirksen - "in diesem Zusammenhang spreche ich auch gerne von Bewertungskompetenz". Seine Jahre als Unternehmensberater lobt er als gute Schule im Kommunizieren, Moderieren und Konflikte austragen. Veranstaltungen wie die Hamburger IT-Strategietage besucht er auch, um mit anderen CIOs netzwerken zu können.

Kommunikation ist für jeden CIO ein großes Thema. Für Thorsten Pawelczyk war sie auch Gegenstand des Hauptprojekts, mit dem er sich als CIO des Jahres beworben hat. Für den Küchenhersteller Siematic in Löhne erfand er das Unternehmens-Wiki "Wikimatic". Transparenz (alles, was nicht als vertraulich behandelt werden muss, steht im Wiki), Freizügigkeit (unter seinem User-Namen darf jeder alles ändern) und ein gewisser Druck (Arbeits- und Prozessanweisungen stehen nur noch im Wiki, jeder muss über seine Arbeit bloggen) bewirkten durchschlagende Erfolge: Die Organisation wurde einfacher, Besprechungen kürzer, Mitarbeiter konnten auf anspruchsvollere Positionen versetzt werden.

Pawelczyk empfiehlt jungen Kollegen, sich selbst nicht so wichtig zu nehmen, immer wieder den ehrlichen Dialog zu suchen und um offenes Feedback zur eigenen Arbeit zu bitten. Aber wann kommt ein CIO bei der ganzen Kommunikation zum Nachdenken? "Das Wichtigste am Zeit-Management ist, dass man selbst die Regeln setzt. Wenn ich in Ruhe nachdenken will, komme ich an bestimmten Tagen schon um 6.30 Uhr ins Büro und gehe abends früher weg. Manchmal fällt mir dann auch beim Sport etwas ein."

In wechselnden Positionen ist Thorsten Pawelczyk seit 17 Jahren bei Siematic. An der Arbeit als CIO mag er die Mischung aus tiefer Technik und enger Verflechtung in Business und Kommunikation, und er findet es schön, ständig dazuzulernen: "Ich würde meinen Job immer wieder antreten. Man muss allerdings belastbar sein und ein deutliches Profil haben."