IT-Kompass 2014

Was CIOs in diesem Jahr konkret planen

17.03.2014
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Die wichtigsten Services-Themen

Geht es um den Themenkomplex Services, fassen sich die IT-Entscheider erst einmal an die eigene Nase. Am wichtigsten ist ihnen hier, ihre eigenen Service-Levels zu erhöhen. 58 Prozent der Befragten bezeichnen das als eine ihrer Top-Prioritäten. Das sind erheblich mehr als im Jahr zuvor (47 Prozent).

Um den IT-Support der Anwender (Helpdesk) machen sich 46 Prozent der Gedanken. Das Thema ist quasi ein Dauerbrenner. Es lag in den vergangenen Jahren immer bei mindestens 44 Prozent.

Weiterbildung und Schulung der Mitarbeiter in Sachen IT beschäftigt die IT-Chefs derzeit etwas weniger. Nur noch 34 Prozent (gegenüber 39 Prozent im vergangenen Jahr) sehen hier erhöhten Handlungsbedarf. Das ist bei Licht betrachtet erstaunlich, weil der Fachkräftemangel eigentlich nach einer Weiterbildung des eigenen Personals verlangt. Auf der anderen Seite führt die Situation auf dem Arbeitsmarkt aber auch zum Outtasking operativer Aufgaben.

Wieder angezogen hat das Thema IT-Service-Management/ITIL. Lockte es im vergangenen Jahr nur 22 Prozent der Befragten hinter dem Ofen hervor, so interessieren sich heuer 29 Prozent dafür. Vermutlich sehen sie CIOs hier ein Mittel, ihren Betrieb in den Griff zu bekommen und die finanziellen sowie personellen Aufwände zu senken. So können sie sich Freiräume für mehr Innovation und eine bessere Unterstützung der Fachbereiche schaffen.

Ins Bild passt auch, dass IT-Consulting als Spielart der externen ebenfalls wieder an Bedeutung gewinnt. 27 Prozent der Teilnehmer finden das Thema spannend. IDC führt auch das auf den Mangel an hauseigenen Fachkräften zurück. Außerdem könnten die Unternehmen mit externer Beratung die "Schlagzahl bei der Verwirklichung ihrer IT-Projekte erhöhen".

Dennoch empfiehlt IDC den Anwenderunternehmen, auch künftig in die Kompetenz der eigenen IT-Mitarbeiter zu investieren. Dazu der bei der Studie federführende Analyst Matthias Kraus: "Der CIO und sein Team müssen sich von einem Zulieferer, der sich 'lediglich' um den operativen Betrieb der IT-Umgebung kümmert, zu einem echten Partner und internen Berater des Business wandeln." Die IT werde dann als eine Art Service-Broker agieren, der die Anforderungen der Geschäftsbereiche versteht und sie in IT-Projekte sowie -Lösungen überführt: "Für diese neuen und deshalb ungewohnten Aufgaben ist das IT-Team fit zu machen, Schulungen sind unumgänglich."

Wenn sich die Katze in den Schwanz beißt

Für IDC-Analyst Kraus sind die Ergebnisse dieses Teils der Studie zumindest auf den ersten Blick etwas überraschend. Vor allem, die Tatsache, dass sich an der Reihenfolge der ersten fünf seit dem vergangenen Jahr nichts geändert hat: "Seit vielen Jahren verfolgt die IT bereits das Ziel, den Aufwand für den operativen Betrieb und die IT-Verfügbarkeit mittels ITSM deutlich zu reduzieren", sagt er: "Eigentlich sollte die IT nach Ansicht von IDC bereits ein großes Stück vorangekommen sein".

Allerdings steigen die Anforderungen der Fachabteilungen weiter, wie Kraus einräumt. Service Level, die früher als ausreichend erachtet wurden, würden jetzt nach oben geschraubt: "in Zeiten des intensiven Wettbewerbs und des hoch dynamischen Business ist die Hochverfügbarkeit der IT-Tools für User im Alltagsgeschäft essenzieller denn je." Längere Unterbrechungen würden sich direkt und negativ auf das Geschäft auswirken, weshalb das Management sie nicht mehr akzeptiere.

Wie IDC festgestellt hat, sind die IT-Organisationen in einem engen Korsett gefangen: "Einerseits soll die IT die Servicequalität gegenüber ihren internen Kunden verbessern, während andererseits das Management endlich mehr Innovationen vom CIO erwartet." Beispielsweise indem er die Geschäftsprozesse mittels IT-Tools effizienter, agiler und zuverlässiger macht. Aber hier beißt sich die sprichwörtliche Katze in den Schwanz: "Das IT-Budget stagniert und deshalb bietet sich nur wenig Spielraum, um die neuen Anforderungen schneller umzusetzen und die Betriebsabläufe besser zu unterstützen."

Erschwerend komme hinzu, so Kraus, dass die IT neben ihrer On-Premise-Umgebung auch ausgelagerte Komponenten und Cloud-Services managen müsse. Zur wachsenden Komplexität trage auch die rapide steigende Zahl der mobilen Endgeräte bei, deren private und geschäftliche Nutzung mehr und mehr verschmelzen: "Diese Trends sorgen für neue Sicherheitsrisiken und steigende Anforderungen an Betrieb und Überwachung der IT mittels professionellem IT-Service-Management."

Outsoucing, Cloud & Co.

Der thematische "Neueinsteiger" Managed Services ist für jeden vierten Umfrageteilnehmer interessant. Etwas weniger Zuspruch erhielten die beiden andere neuen Themen, Hosting und externe Beratung bei der Optimierung von Geschäftsprozessen (18 beziehungsweise 15 Prozent).

Foto: IDC

Für Cloud Computing und Utility Computing kann sich nahezu unverändert ein knappes Fünftel der IT-Verantwortlichen erwärmen. Bei den Nutzungsszenarien liegt Software as a Service vorn, wobei sich trefflich darüber streiten ließe, inwieweit es sich bei SaaS eigentlich um einen Cloud-Service handelt. Das sehen offenbar auch die Befragten so, denn von ihnen planen 28 Prozent die SaaS-Nutzung, aber nur 19 Prozent bekannten sich zu Cloud-Services.

Bei den Softwareservices werden am häufigsten Collaboration-Werkzeuge wie Instant Messaging oder Conferencing, E-Mail- und Kalenderfunktionen sowie CRM- und HCM/Talent-Management-Lösungen genutzt. Im Backend-Bereich, also beispielsweise für ERP-Lösungen, gibt es bislang wenig Angebot und kaum Nachfrage

Auf dem zweiten Platz der Cloud-Pläne deutschsprachiger Anwender rangiert die Infrastruktur (15 Prozent), gefolgt von Speicher- und Entwicklungsplattformen (sieben beziehungsweise sechs Prozent. Die überwiegende Mehrzahl der IT-Entscheider (63 Prozent) gab allerdings an, "keine Cloud-Services" zu wollen.

Die Reduzierung der Fertigungstiefe in der IT, vulgo: IT-Outsourcing, bereitet aktuell einer Minderheit von 14 Prozent der IT-Entscheider schlaflose Nächte. Auf die Frage, welche Arten von Outsourcing sie planen, antworteten denn auch nur 44 der Studienteilnehmer. Demnach wird die Infrastruktur (Server, Rechenzentrum) mit 68 Prozent am häufigsten ausgelagert. "Das Management von Servern und Storage zählt zu dem operativen Kernaufgaben, bietet deshalb kaum Mehrwert und sollte so wenig Personalressourcen und IT-Budget verschlingen wie möglich", rät Kraus: "Die IT-Mannschaft wird so von alltäglichen Betriebs- und IT-Administrationsaufgaben spürbar entlastet."

Die Explosion der Datenmengen (Stichwort "Big Data") sorge für neue Herausforderungen im Umfeld der Rechenzentren, warnt IDC. Das Infrastruktur-Outsourcing helfe der IT, sich dieser Aufgabe zu stellen.

Am zweithäufigsten planen die Unternehmen ihre Anwendungen von einem externen Service Provider hosten zu lassen (45 Prozent). IDC sieht das Application Hosting als eine Vorstufe des Cloud Computing, weil es eine gewisse Offenheit der Unternehmen gegenüber dem Fremdbetrieb voraussetze. Applikations-Management (39 Prozent) und Auslagerund des Netzbetriebs (36 Prozent) sind weitere Felder, auf denen die Unternehmen mit dem Outsourcing flirten. Anders sieht es biem Business Process Outsourcing aus: Es bildet mit neun Prozent das Schlusslicht.

Nach der Überzeugung von IDC stellt die Auslagerung von IT-Tätigkeiten - wie auch ein professionelles IT-Service-Management - ein Mittel dar, mit dem die IT ihre operative Leistungsfähigkeit und ihre Innovationskraft gleichzeitig stärken kann. Das gilt in noch stärkerem Maß für echtes Cloud Computing, die nach Überzeugung der Marktforscher ein "wesentlicher Ansatzpunkt" sind, "um die Erwartungen der Geschäftsbereiche zu erfüllen".