Der Führungstipp

Was Chefs in Bewerbungsgesprächen beachten sollen

28.09.2010
"Was für den Personaler Routine ist, kann für uns Linienführungskräfte richtig anstrengend sein: das Bewerbungsgespräch. Was können Sie mir empfehlen, um wenig falsch zu machen?"

Jörg Stegemann von der Unternehmensberatung Robert Half: "Das Einstellen neuer Mitarbeiter gehört zu den schwierigsten Aufgaben einer Führungskraft. Schließlich soll das neue Teammitglied nicht nur gute Leistungen erbringen, sondern auch mit den Kollegen harmonieren. Relativ einfach ist es noch, die fachliche Eignung zu prüfen. Hier kann man den Kopf entscheiden lassen, um Unstimmigkeiten im Lebenslauf zu hinterfragen und anhand von Zeugnissen, fachlichen Tests und Referenzen zu klären, ob der Kandidat die Aufgaben erfüllen kann. Einfach überprüfen lässt sich auch, ob sich der Bewerber im Vorstellungsgespräch widerspricht oder ob seine Antworten schlüssig sind. Dabei finde ich es hilfreich, sich an der Vorgehensweise von Inspektor Columbo zu orientieren. Stellt man im Gespräch die gleiche Frage zweimal -, nur anders formuliert und etliche Zeit später -lässt sich leicht die Stimmigkeit der Aussage herausfinden.

Jörg Stegemann, Robert Half: 'Das Team sollte über den künftigen Mitarbeiter mitentscheiden dürfen.'
Jörg Stegemann, Robert Half: 'Das Team sollte über den künftigen Mitarbeiter mitentscheiden dürfen.'

Ausschlaggebend ist für mich jedoch der Bauch: Ist der Bewerber fachlich auf Herz und Nieren geprüft, stelle ich mir die Frage: Kann ich mir vorstellen, dass dieser Kandidat mit meinem Team zusammenarbeitet?". Wenn die Antwort Ja lautet, ist dies ein guter Indikator. Unter Umständen lässt sich auch ein Probetag vereinbaren, an dem der Kandidat die Aufgaben seines späteren Berufslebens kennen lernt. So nimmt der Arbeitgeber die fachlichen Fähigkeiten" und die zwischenmenschliche Komponente unter die Lupe. Alternativ lässt sich nach dem eigentlichen Vorstellungsgespräch ein lockeres Zusammentreffen mit den zukünftigen Kollegen vereinbaren, um ein gegenseitiges Beschnuppern zu ermöglichen. Befragt man anschließend die Mitarbeiter zu ihrer Meinung, schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe: Das Team fühlt sich in die Entscheidung einbezogen, und man kann besser einschätzen, ob der Kandidat in das Unternehmen passt."

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