Was bringt die anonyme Bewerbung?

18.10.2010

Hat Anna bei ihrer Bewerbung mehr Chancen als Ayse? Ja, sagt eine Studie des Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) und der Universität Konstanz. Kandidaten mit türkisch klingendem Namen werden deutlich seltener zum Vorstellungsgespräch eingeladen, auch wenn sie genauso qualifiziert sind wie Bewerber mit deutschem Namen. Auch Alter, Geschlecht und Konfession können das Bewerbungsverfahren beeinflussen. Die Initiative "Anonyme Bewerbung" der Antidiskriminierungsstelle des Bundes soll Abhilfe schaffen.

Fünf Unternehmen - die Deutsche Telekom, die Deutsche Post, L`Oréal, der Markenartikelhersteller Procter & Gamble und der Geschenkedienstleister Mydays - akzeptieren seit Herbst ein Jahr lang nur noch anonyme Bewerbungen: Die Angaben zu Nationalität, Alter, Geschlecht, Familienstand oder Name entfallen. Allein Leistung und Qualifikation eines Bewerbers sollen zählen.

Das Online-Karriereportal Monster.de hat nun über 4000 Beschäftigte gefragt, was sie von der anonymen Bewerbung halten: 40 Prozent bewerten diese positiv, da dadurch unbewusste oder bewusste Diskriminierung in der ersten Bewerbungsrunde verhindert werde. 60 Prozent sehen anonyme Bewerbungen skeptisch, weil spätestens im Vorstellungsgespräch eine höhere Chancengleichheit nicht mehr realistisch sei.

"Die IZA-Studie zeigt, dass die Ungleichbehandlung in kleineren Firmen am stärksten ausgeprägt ist, gleichzeitig leiden diese Firmen am meisten unter dem drohenden Fachkräftemangel", sagt Marcus Riecke, Geschäftsführer Central Europe bei Monster Worldwide. "Die anonyme Bewerbung kann eine große Chance für alle Bewerber sein, die mit ihrer Qualifikation überzeugen, aber aufgrund von Alter, Nationalität oder Geschlecht im Bewerbungsprozess unter Umständen vorab ausscheiden."