Umfrage unter Anwendern

Was Blade-Server-Käufer wollen

16.08.2002
SAN MATEO (CW) - Von Blade-Servern versprechen sich Anwender vor allem höhere Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit. Doch die Inkompatibilitäten der angebotenen Systeme lassen potenzielle Käufer zögern.

Über 500 Leser der "Infoworld", einer US-amerikanischen Schwesterpublikation der COMPUTERWOCHE, haben sich an einer Umfage über Blade-Server beteiligt. Durch ihre sehr kompakte Bauart passen über 200 dieser Server in ein Rack.

Nur 17 Prozent der Anwender haben demnach konkrete Pläne, bis Ende nächsten Jahres Blade-Server zu erwerben. Deutlich mehr, nämlich 28 Prozent, haben diese Absicht nicht. Der Rest überlegt noch.

Von den Nichtkäufern erklären 43 Prozent ihre Haltung mit nicht gegebenem Bedarf. Häufig genannte Gründe sind, dass bestehende Mainframes und Cluster-Alternativen weitgehend ausreichen - zumal in Zeiten eingefrorener oder zusammengestrichener IT-Budgets. Allerdings begründen auch ein Drittel der Befragten ihre Blade-Abstinenz damit, dass sie zu wenig von der neuen Technologie verstünden.

Zwei Drittel der abwartenden Interessenten verweisen auf das Fehlen von Standards. Um die Blade-Nachfrage, wie von den Anbietern erhofft und von einigen Marktanalysten vorausgesagt, anzukurbeln, sollten sich die Hersteller um gemeinsame Hardware-Schnittstellen bemühen. Intels Intelligent Platform Management Interface (IPMI) beispielsweise definiert solche Schnittstellen zu Chassis, Lüfter, Stromversorgung sowie Temperatursensoren und wird unter anderem von Dell, HP und NEC unterstützt. Eigentlich dürfen sich Anwender aber erst dann eine interessante Marktsituation versprechen, wenn die Schnittstelle zum Backplane so standardisiert ist, dass Blades verschiedener Hersteller in einem Rack gemischt werden können. Zwei Drittel der Anwender mit Kaufabsichten nennen dies als Wunsch an die Hersteller. Solange das nicht gegeben ist, neigt fast die Hälfte der Befragten dazu, Blade-Server eher bei großen Anbietern zu kaufen als bei den Pionieren der Technik.

Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit sind die besten Argumente für Blade-Systeme. 91 beziehungsweise 93 Prozent der Befragten nennen diese Gründe für ihr Interesse an der neuen Hardwaretechnik. Einfachere Wartung und kostengünstigere Administration vieler Systeme über eine Konsole sind fast ebenso attraktive Aspekte der kompakten Server.

Entgegen der ursprünglichen Erwartung sind Blade-Server nicht in erster Linie für Firmen mit hohem Internet-Traffic interessant. 57 Prozent der Befragten wollen auf dieser Plattform Web-Server betreiben. Aber 71 Prozent beabsichtigen auch, auf den Kompaktrechnern ihre Datenbanken laufen zu lassen.

Dass die flexible Nutzung der Blade-Racks für verschiedene Anwendungen, wie von den Herstellern behauptet, spezielle System-Management-Software verlangt, wollen viele Anwender allerdings nicht nachvollziehen. Sie vermuten, dass diese Programme nur die beträchtlichen Preise rechtfertigen sollen, dabei aber kaum unbedingt notwendige und bessere Features mitbringen als die Tools zur Administration der bisherigen "Pizzaschachteln" in den Racks. (ls)