IT-Trend Design Thinking

Was 2016 auf die CIO-Agenda gehört

12.01.2016
Von 
Pascal Matzke ist Vice President & Research Director bei Forrester Research.
Die CIO-Redaktion hat wieder Analysten gefragt, was für sie wichtigsten IT-Trends 2016 sind. Pascal Matzke von Forrester antwortet.
  • Der größte Aufsteiger bei den Technologie-Trends Design Thinking; es wird die Basis vieler Transformationsprojekte sein
  • Weiter auf Talfahrt bleibt IT-Outsourcing
  • Überraschend: Softwaredesign und -entwicklung tatsächlich entwickelt sich zu einem strategischen Differenzierungsfaktor für Unternehmen
  • Unternehmen wie GE, Siemens oder Bosch bauen eigene Software- und Datenplattformen, um neue Produkten und Dienstleistungen zu orchestrieren
  • Die Forrester-Liste der Top 10 IT-Trends 2016

Frage 1: Was werden die wichtigsten IT-Trends 2016? Was steht auf der CIO-Agenda?

Wie schon in diesem Jahr, so bleibt auch im kommenden Jahr das Thema "Digitalisierung" ganz oben auf der CIO-Agenda. Anders als 2015 allerdings werden in 2016 dabei die Unternehmen über die ersten digitalen Leuchttürme hinaus in weitergehende Transformationsprojekte eintreten.

Die immer größere Erwartungshaltung von Kunden, sowie die immer kürzeren Innovationszyklen machen eine grundsätzliche Neuausrichtung der IT-Landschaft und der zugrunde liegenden Steuerungsmechanismen unumgänglich. Die Schere zwischen den unterschiedlichen Veränderungsgeschwindigkeiten bei Produkten und Dienstleistungen und bei der internen IT darf nicht noch weiter auseinander gehen.

CIOs brauchen ein starkes Mandat von oben

CIO-Agenda 2016: Das Thema Digitalisierung steht in der Liste der IT-Trends an erster Stelle.
CIO-Agenda 2016: Das Thema Digitalisierung steht in der Liste der IT-Trends an erster Stelle.
Foto: mariakraynova - shutterstock.com

CIOs, die jetzt nicht beherzt eine umfassende digitale Transformation angehen, werden in 2016 weiter zurückfallen, und ihre Unternehmen langfristig nicht weiter strategisch unterstützen können. Dabei brauchen CIOs aber auch ein starkes Mandat von oben, damit die notwendigen Veränderungen auch die gesamte Wertschöpfungskette in den Unternehmen erfassen können.

Wesentliche IT-Trends sind, wie auch im Vorjahr, die Themen Big Data, das Internet der Dinge, sowie Cloud und SaaS als wesentliche Enabler der neuen digitalen Wertschöpfung.

Frage 2: Was wird der auffälligste, größte Aufsteiger und was der größte Absteiger 2016?

Der größte Aufsteiger unter den Technologie-Trends 2016 im Vergleich zu den Vorjahren ist das "Digital Design", oder auch "Design Thinking". Immer mehr Unternehmen nutzenDesign Thinking, um ihre Produkte und Dienstleistungen stärker am Kunden auszurichten. Auch wenn solche Methoden grundsätzlich nicht neu sind, haben doch die meisten CIOs damit in der Vergangenheit keine Berührungspunkte gehabt. In 2016 allerdings wird das Design Thinking die Basis vieler Transformationsprojekte sein, die von CIOs mit orchestriert werden müssen.

Viele CIOs und CTOs nutzen auch eigene InnovationStudios oder Labs für eine kollaborative Form des Produktdesigns und der Neuausrichtung von ganzen Geschäftsmodellen. Dafür werden allerdings nicht nur neue Methoden, sondern auch neue Fähigkeiten bei den Mitarbeitern benötigt. In den vergangenen Monaten ist daher auch die Nachfrage nach entsprechend geschultem und digital geprägtem Personal (sogenannten Digital Natives) nochmals stark angestiegen.

Cloud statt Outsourcing

Weiter im Abwind - wie schon im Vorjahr - ist das Thema IT-Outsourcing. Klassische Outsourcing-Verträge, die über eine Laufzeit von 5 bis 10 Jahren garantierte Kosteneinsparungen von 10 bis 15 Prozent pro Jahr versprechen, sind die große Ausnahme geworden. Auch lassen sich immer weniger Outsourcing-Anbieter auf klassische Verträge mit garantierten Kosteneinsparungen ein, weil das finanzielle Risiko aus Providersicht einfach zu groß geworden ist.

Vielmehr wächst die Nachfrage nach flexiblen Cloud-Lösungen, die inzwischen auch verstärkt lokal aus Deutschland erbracht werden, und die es erlauben, auf kurzfristige Veränderungen in der Nachfrage durch entsprechende Verbrauchsanpassung zu reagieren.

Frage 3: Was wird in den kommenden Jahren der größte Aufsteiger werden? Wird es einen Überraschungsaufsteiger geben?

Vielleicht etwas überraschend in Zeiten von Cloud und SaaS, entwickelt sich allmählich das Thema Softwaredesign und -entwicklung tatsächlich zu einem strategischen Differenzierungsfaktor für Unternehmen. Damit ist allerdings nicht gemeint, die Entwicklung und Implementierung von Individualsoftware für interne Geschäftsprozesse.

Vielmehr gehen Unternehmen wie General Electric, Siemens oder Robert Bosch verstärkt dazu über, eigene Software- und Datenplattformen als Basis für die Orchestrierung von neuen Produkten und Dienstleistungen zu nutzen. Ein wichtiger Aspekt dabei sind die Offenheit dieser Plattformen - etwa durch die Nutzung von Open Source Technologien -, sowie die Vernetzung mit Innovationspartnern und auch Kunden.

Völlig geändertes Kundenverhalten

Getrieben wird dieser Wandel von immer kürzer werdenden Produktlebenszyklen und einem völlig geändertem Kundenverhalten, welches den Wertbeitrag von Produkten und Dienstleistungen nicht mehr auf der Basis von Performance bemisst, sondern nach den erzielten geschäftlichen Ergebnissen. Die Kontrolle über die relevanten Daten und Softwareökosysteme wird daher zum strategischen Anker für die digitalen Geschäftsmodelle der Zukunft.

CIOs werden in diesem Zusammenhang zwar nicht die Entwicklungen dieser Software- und Datenplattformen anführen. Ihre Aufgabe als Orchestrierer der zugrunden liegenden Infrastruktur und Sicherheitsmechanismen ist jedoch nicht minder strategisch.

Top-10-Liste der wichtigsten Trends 2016

  1. Digitalisierung von Prozessen, Produkten und Dienstleistungen

  2. Digitale Skills - neue Methoden, Prozesse und Personal

  3. Internet-of-Things

  4. Governance und Steuerung des digitalen Wandels

  5. Datensicherheit

  6. Data Services (Datenanalyse und -austausch zwischen Geschäftspartnern)

  7. Konsolidierung von Altapplikationen und Rechenzentren

  8. Service Orchestrierung

  9. Cloud und SaaS Migration

  10. Mobile Lösungen (Apps und Endgeräte)

Alle Vorhersagen von Forrester für 2016 finden Sie hier: Forrester Predictions 2016